Gewerkschaft umwirbt US-Mitarbeiter bei Daimler

Erstveröffentlicht: 
04.10.2014

Ein Daimler-Werk ohne Betriebsrat? Das ist dem Daimler World Employee Committee ein Dorn im Auge. Doch im US-Werk Tuscaloosa müsste für eine Betriebsratsgründung erst einmal eine Gewerkschaft her.

 

Tuscaloosa. Angestellte von Mercedes-Benz sollen in Zukunft auch im US-Werk Tuscaloosa gewerkschaftlich vertreten werden. Mit Unterstützung der IG Metall und des weltweiten Betriebsrats Daimler World Employee Committee sei der Ortsverband „Local 112“ gegründet worden, teilte die US-Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) am Freitag (Ortszeit) mit.

 

Die Daimler-Fabrik im US-Bundesstaat Alabama sei die einzige weltweit, die bislang kein Gremium für Mitarbeitermitbestimmung anbiete. Ein Betriebsrat kann nach US-Recht nur dann gegründet werden, wenn die Mitarbeiter von einer Gewerkschaft vertreten werden.

 

UAW erhofft sich von der Ortsgruppenbildung, mehr Daimler-Mitarbeiter für ihre Arbeit zu gewinnen. Um als Verhandlungspartner von Daimler akzeptiert zu werden, braucht UAW eine Mehrheit unter den Mitarbeitern. Doch diese zögern bisher, sich zu organisieren.

 

Korruptionsskandale haben in den USA schon vor Jahrzehnten am Gewerkschaftsimage gekratzt, und so mancher Arbeiter aus der Autobranche sieht gewerkschaftliche Lohntreiberei in Detroit als Mit-Ursache des Niedergangs der dortigen Werke. Inzwischen sehen nur noch wenige Arbeiter in Gewerkschaften etwas Gutes.

 

Das will UAW ändern. Die Mitgliedschaft in der Ortsgruppe ist freiwillig, einen Beitrag zahlen müssen die Mitarbeiter erst, wenn die Gewerkschaft mit Daimler einen Vertrag darüber hat, dass sie die Mitarbeiter in Verhandlungen über Lohn- und Sozialleistungen vertritt.

 

Dem "Wall Street Journal" zufolge ließ Daimler in einer Mitteilung verlauten, das Unternehme bleibe neutral und überlasse seinen Mitarbeitern die Entscheidung für oder gegen eine Gewerkschaft.

 

Auch im Volkswagen-Werk in Chattanooga im US-Staat Tennessee bemüht sich die Gewerkschaft UAW schon lange um einen Betriebsrat. Im Februar war sie in einer Abstimmung knapp gescheitert. Im Juli war dort ebenfalls ein Ortsverband („Local 42“) gegründet worden.