Stadt droht, Wagen von "Sand im Getriebe" zu verschrotten

Erstveröffentlicht: 
26.09.2014

Im April hat die Stadt Freiburg die Wagen von "Sand im Getriebe" beschlagnahmt. Noch immer sucht die Gruppe nach einem Stellplatz. Warum die Stadt die Wagen wohl bald vernichten wird:

Findet die Wagengruppe "Sand im Getriebe" bis zum 13. Oktober keinen Stellplatz, wird die Stadt Freiburg ihre Wagen einziehen und vernichten. Das hat das Ordnungsamt der Gruppe am Donnerstag mitgeteilt.


Es geht dabei um elf Wagen, die die Stadt im April an der Oberrieder Straße beschlagnahmt hat. Einige Wochen waren die Wagenburgler zuvor durch die Stadt gezogen, nachdem sie einen Stellplatz an der Pädagogischen Hochschule räumen mussten. Zwar beauftragte der Gemeinderat die Verwaltung im Mai, fünf Flächen für eine Nutzung als Wagenplatz zu prüfen - doch ohne Erfolg.

Das Problem: Die Stadt darf die beschlagnahmten Wagen nur ein halbes Jahr einbehalten - so sieht das Polizeigesetz das vor. Man könne sie "Sand im Getriebe" aber auch nicht zurückgeben, sagt Rathaussprecherin Edith Lamersdorf. Mehrfach habe die Gruppe in der Vergangenheit deutlich gemacht, gegebenenfalls weitere Flächen besetzen zu wollen. Damit sei die Voraussetzung heute die gleiche, wie schon zum Zeitpunkt der Beschlagnahme.

Die Verschrottung wäre ein Desaster


Verschrottet die Stadt die Wagen tatsächlich, bedeute das für ihre Besitzer nicht nur ein finanzielles Desaster. "Alles, was ich besitze, ist in meinem Wagen", sagt Bernadette Lang von "Sand im Getriebe". "Ich liebe ihn über alles."

Im Moment stehen die beschlagnahmten Wagen auf einem Grundstück in Hochdorf. Im Juli besetzten es die Wagenburgler. Sie wollten auf ihre Situation aufmerksam machen, wieder suchten sie den Konflikt mit der Stadt. Binnen kürzester Zeit räumte die Polizei das Gelände. "Abzuwarten ergab keinen Sinn", sagt Lang heute. "Im Endeffekt warten wir ja schon die ganze Zeit über und das Resultat ist jetzt die Ankündigung der Verschrottung."

Der Vorwurf: Die Stadtverwaltung greife zum Äußersten, ohne mit "Sand im Getriebe" überhaupt in einen Dialog getreten zu sein. Lamersdorf widerspricht. Am 2. September habe es ein Gespräch gegeben, auch immer wieder Schriftwechsel. "Vielleicht nicht in der Häufigkeit, wie sich "Sand im Getriebe" das gewünscht hat, aber es gab einen Dialog."

Das vorgeschlagene Grundstück sei zu klein


Bei diesem Gespräch Anfang September hat die Stadt der Gruppe ein Grundstück angeboten - 400 Quadratmeter im IG-Nord, angrenzend an den Wagenplatz der "Schattenparker". "Sand im Getriebe" lehnte ab: "Fakt ist, dass wir dort nicht alle Fahrzeuge draufkriegen werden", sagt Lang. Noch bis zum kommenden Donnerstag können sich die Wagenburgler dazu äußern - sie werden aber wohl bei ihrem Standpunkt bleiben.

Heute hat sich nun der Runde Tisch Wagenleben mit der Gruppe getroffen. Ihm gehören unter anderem Gemeinderäte an. Auch mit Grünen-Stadtrat Timothy Simms will "Sand im Getriebe" am Abend noch über die mögliche Vernichtung der Wagen sprechen. "Es war klar, dass so etwas kommen würde", sagt Simms. "Das ist der normale Gang der Dinge - aber in der momentanen Situation finde ich das natürlich richtig blöd."

Man wolle die Verwaltung von Seiten des Gemeinderats bitten, die Wagen nicht zu verschrotten, sagt er. Das Thema falle aber in den Zuständigkeitsbereich der Verwaltung. Lang macht sich da wenig Hoffnung: "Der Verwaltung macht doch, was sie will. Sie ist zu allem fähig!"

Für den Donnerstag plant "Sand im Getriebe" nun eine Demonstration, verkündet sie. "Wir sind gerade dabei, weitere Ideen zu schmieden - darüber wollen wir aber noch nicht sprechen. Es passiert gerade viel!"