Müllheim: Die Hilfsbereitschaft ist sehr groß

Erstveröffentlicht: 
18.09.2014

Müllheim bereitet sich auf die Ankunft der Flüchtlinge vor / Vier Gruppen teilen sich die ehrenamtliche Arbeit auf.

Von Gabriele Babeck-Reinsch

 

MÜLLHEIM. An diesem Abend ging es nur darum, die Basis für den Helferkreis zu legen, der den in wenigen Wochen in Müllheim ankommenden Flüchtlingen Ankunft und Integration erleichtern soll. Dazu hatte sich der NPD-Kreisverband Breisgau angekündigt. Von ihm war dann aber niemand gekommen. Stattdessen kamen viele junge Leute, offenbar von der Antifa Freiburg, und auch besonders viele Müllheimer Bürger. Der Ratssaal konnte sie alle kaum fassen.

 

Stärker konnte das Signal gegen die Fremdenfeindlichkeit bei diesem Anlass kaum sein. Obwohl reichlich Sitzgelegenheiten vorhanden waren, mussten weitere Stühle herangeschafft werden. Mehr als 100 Leute saßen im Ratssaal, viele von ihnen, weil sie im Arbeitskreis mitarbeiten wollen. Die Polizei, die sich sicherheitshalber bereitgehalten hatte, wurde nicht gebraucht. Die jungen Antifa-Leute hielten sich im Hintergrund, sie hatten vor der Veranstaltung auf dem Parkdeck beim Rathaus Transparente entrollt. "Kein Mensch ist illegal", stand auf einem. Im Übrigen fand der angekündigte NPD-Besuch keine Erwähnung.

 

Dass sich junge Leute sehr wohl mit der weltpolitischen Lage und mit der Situation von Menschen in Bedrängnis beschäftigen, das demonstrierten auch zwei Schülerinnen des Markgräfler Gymnasiums. Momo Scholer und Maximiliane Mainusch übergaben an Bürgermeisterin Astrid Siemes-Knoblich symbolisch einen Scheck von 1000 Euro, die bei einem Benefizkonzert in der Schule erlöst wurden, und die für die Flüchtlingsarbeit verwendet werden sollen, wenn diese dann mal aufgenommen worden ist. Derzeit ist der Helferkreis noch im Aufbau, da die Flüchtlinge ja auch erst Anfang 2015 erwartet werden. Solange, versprach die Bürgermeisterin, werde das Geld sorgfältig in der Stadtkämmerei verwahrt. Die Geste der Schülerinnen bewegte Siemes-Knoblich sichtlich. Sie nahm die Spende zum Anlass, Freude darüber zu äußern, dass die Leute in der der Stadt und der Region eine starke Bereitschaft zur Unterstützung der Flüchtlinge zeigten.

 

Die Teilnehmer des Abends, von denen sich viele einbringen wollen, wurden wohl überlegt an die Herausforderungen ihres künftigen Einsatzes herangeführt. Eine Gruppe Ehrenamtlicher, die auch weiter an Bord sein wird, hatte den Abend vorbereitet. Samuel Gebert, eigener Darstellung zufolge ein Kleinunternehmer in Müllheim, übernahm die Einführung, die mit zwei Rollenspielen zwischen einem Flüchtling und einem Sozialarbeiter sehr anschaulich ausfielen. Danach mussten nicht mehr viele Worte darüber verloren werden, dass Flüchtlinge hungrig und erholungsbedürftig in den Unterkünften ankommen, dass sie kein Wort Deutsch sprechen, im besten Fall Englisch, und dass die vom Landkreis eingesetzten Sozialarbeiter nur sehr wenig Zeit für den Einzelnen haben. Gerade deshalb sind die ehrenamtlichen Helferkreise ja so wichtig. Aus Neuenburg berichteten zwei Vertreter des dortigen Helferkreises über ihre Arbeit. Sie sind schon über das Anfangsstadium hinaus. Viele Flüchtlinge sind in Sprachkursen, was ihnen übrigens genauso wie eine Arbeitsmöglichkeit ein sehr großes Anliegen ist, und wurden von der Stadt mit Fahrrädern versorgt, damit sie mobil sind.

 

In Müllheim bildeten sich jetzt vier Arbeitsgruppen, die sich um die freundliche Aufnahme der Flüchtlinge kümmern wollen, um die Erstellung einer Orientierungsbroschüre, die Freizeitgestaltung und die Öffentlichkeitsarbeit. Dabei geht es darum, die Bürger zu informieren, um sie für die Flüchtlinge zu gewinnen und auch, um ihnen Bedenken zu nehmen.

 


 

Helferkreis

 

Simone Panknin: Helfer und ihre verfügbare Zeit erfassen, um den Einsatz zu planen
Katharina Burgdöfer: Öffentlichkeitsarbeit sowie Supervision der Helfer
Sonja Lorenz: Verbindungsglied zwischen Helferkreis und Fachdiensten; Betreuung der Helfer
Oskar Skrabal: Sprachförderung und Bildung; ein Ziel ist, dass Flüchtlinge einen Hauptschulabschluss machen können, so weit nicht vorhanden
Samuel Gebert: Kontakt zur Wirtschaft, um mögliche Arbeitsplätze an Flüchtlinge zu vermitteln; Fundraising