Drei Männer aus der „Bandidos“-Szene sind in Kiel angeklagt.
Kiel /Neumünster | Eine brutale Gewalttat aus den Hochzeiten des Rockerkrieges wird seit gestern im Kieler Landgericht verhandelt. Auf der Anklagebank sitzen drei Männer. Sie alle spielten einst bei den mittlerweile verbotenen „Bandidos Neumünster“ beziehungsweise den Unterstützerkreisen eine Rolle. Einer ist der ehemalige NPD-Landesvorsitzende Peter Borchert (41).
An diesem Abend sollen gegen 19.45 Uhr Peter Borchert, Alexander H. (34), Nils H. (32) sowie weitere Mitstreiter, die nicht ermittelt werden konnten, in der Kneipe aufgetaucht sein. Peter Borchert „blieb im Eingang stehen“, damit die anderen „nicht gestört“ wurden, so die Anklage. Mit Faustschlägen ins Gesicht sollen Alexander H. und Nils H. ihr Opfer traktiert haben. Als der Mann zu Boden ging, gab es Fußtritte. Schließlich soll der jüngste Angreifer dem Kieler den Gürtel abgenommen und ihn damit verdroschen haben. Der Mann erlitt einen Nasenbeinbruch, Schwellungen und Augenverletzungen. Noch heute leidet er unter gravierenden Sehstörungen. Er tritt in dem Prozess als Nebenkläger auf. Nach Aussage von Angehörigen aus dem Publikum „kennt er diese Leute gar nicht“.
Bereits der erste Tag war geprägt von Verzögerungen. Während Peter Borchert direkt aus der Haft pünktlich in Handschellen und weißem Hemd in den Saal geführt wurde und sich beim Aktenstudium von einem Fernsehteam filmen ließ, fehlte Alexander H. Offenbar war in Vergessenheit geraten, dass auch er derzeit einsitzt. Mit fast zweistündiger Verspätung wurde er aus der JVA Neumünster gebracht. Der dritte Angeklagte ist nicht inhaftiert.
Außerdem könnten neue umfangreiche Zeugenaussagen noch für eine Änderung im Zeitplan sorgen. Die Akten zu den Vernehmungen aus dem Sommer erhielt die Verteidigung erst am vergangenen Freitag. Es soll sich dabei um rund 300 Seiten starke Akten handeln. Ein Anwalt rügte zudem eine angeblich fehlerhafte Besetzung des Gerichtes. Eine Schöffin sei zu Unrecht nachnominiert worden.
Der Prozess wird fortgesetzt.