"Im goldenen Osten war schon immer viel los"

Erstveröffentlicht: 
08.08.2014

Polizei eröffnet Außenstelle in der Eisenbahnstraße / Anlaufpunkt für Bürger nur am Tag Von Sabine Kreuz
"Ich freue mich, ich freue mich wirklich", sagt Yasar Deveci. "Denn das ist hier eine gefährliche Straße." Der 40-jährige Kurde, der in der Eisenbahnstraße einen Laden für türkische Backwaren betreibt, spricht von Drogen, Lärm, der Belästigung junger Frauen. Neben seinem Geschäft hat die Polizei seit gestern eine Mini-Außenstelle vom Revier Zentrum. "Das ist gut", meint der Händler. Mitbekommen hat das im Viertel bislang kaum jemand. Noch weist kein Schild auf das Büro im Infocenter Eisenbahnstraße 49 (IC-E) hin. Den Stadtteilladen gibt es bereits seit 2002.

 

In dem Quartier berät das Amt für Stadterneuerung Hauseigentümer, Gewerbetreibende, Bewohner. Auch der Stammtisch der Händlergemeinschaft und verschiedene Vereine tagen dort.


Für Polizeipräsident Bernd Merbitz ist klar: "Schon wenn wir hier sind, ist das Prävention." Drei Bürgerpolizisten halten künftig in dem Büro die Stellung: Holger Schmid (43), einer von ihnen, meint: "Hier sind wir direkt im Geschehen." Zur gestrigen Büro-Eröffnung fehlen jedoch seine beiden Mitstreiter. Sibylle Möser (50) und Christian Seiffert (42) sind im Urlaub und bei einem Lehrgang.


Aufgrund einer aktuellen Bürgerumfrage weiß Ordnungsbürgermeister Heiko Rosenthal (Die Linke): "Tagsüber fühlt sich die übergroße Mehrheit der Leipziger sicher beziehungsweise sehr sicher, abends und nachts lässt dieses Gefühl aber stark nach." Doch nachts hat die neue Polizei-Außenstelle zu. Unter der Woche ist 10 bis 17 Uhr geöffnet. Gängige Praxis wird laut Bürgerpolizist Schmid sein: "Einer von uns ist im Büro, zwei sind draußen unterwegs." Als Bürgerpolizisten zum Anfassen. Für Rosenthal ist daher die Polizeiposten-Eröffnung eine "Botschaft an die Bürger". Die kommt im Seniorenbüro in der Eisenbahnstraße 66 auch an. "Senioren haben ein Bedürfnis nach Sicherheit. Wenn die Polizei Präsenz zeigt, gibt das Sicherheit", meint Mitarbeiterin Anja Büchting (36).


Merbitz will das Viertel nicht stigmatisieren, obwohl es zuletzt wegen etlicher Schießereien, wegen Banden-Kriegen in die Schlagzeilen geraten war. Mitte der 1970er-Jahre war er hier selbst auf Streife. "Im goldenen Osten war schon immer viel los - mir ist er ans Herz gewachsen." Neustadt-Neuschönefeld und Volkmarsdorf zählen laut Landeskriminalamt neben dem Zentrum, neben Lindenau, Altlindenau, Paunsdorf und Connewitz, wo die Polizei im Februar eine Außenstelle eröffnete, zu den Schwerpunkten. Gut ein Dutzend Mal wurde das Büro in der Wiedebach-Passage attackiert, seit Ende Mai gab es keinen Vorfall mehr.