Knackis wollen eine Gewerkschaft

Erstveröffentlicht: 
01.07.2014
Hinter Gittern
Knackis wollen eine Gewerkschaft

 

70 bis 85 Prozent der Gefangenen arbeiten, bisher für 8,96 bis 14,93 Euro pro Tag. Nun wollen zwei Gefangene eine eigene Gewerkschaft gründen.

Alle reden über den Mindestlohn. Auch hinter Gittern. In der JVA Tegel haben zwei Knackis heimlich versucht, eine Gefangenen-Gewerkschaft zu gründen.

Der eine sitzt wegen Gründung einer kriminellen Vereinigung, der andere wegen Raub. Zusammen heckten sie einen Plan aus, bereiteten Blanko-Unterschriftenlisten mit der Überschrift „Gefangenen-Gewerkschaft der JVA Tegel“ vor.

Von den 4100 Häftlingen in Berlin verlassen 60 bis 70 Prozent die Zelle, etwa um Bücher zu binden, Möbel zu bauen, Visitenkarten zu drucken. Ihr Lohn: 8,96 bis 14,93 Euro am Tag. Den beiden Möchte-Gern-Gewerkschaftlern ist das zu wenig.

Auch fordern sie, dass Renten-Beiträge für Knast-Arbeit gezahlt werden, mit der Berlin jedes Jahr 7,1 Millionen Euro Umsatz macht. „Gerade Langzeit-Straflern droht später Altersarmut“, sagt Dirk Behrendt (42), Rechtsexperte der Grünen. Der Abgeordnete hält einen Mindestlohn im Knast zumindest „für diskussionswürdig“.

Und der Justizsenator? Winkt in Sachen Gewerkschaft ab. Solche Mitwirkungsrechte könnten nicht eingefordert werden.

Trost für die Knackis: Sie können durchaus Mitglied in einer Partei, einem Verein oder einer bestehenden Gewerkschaft werden. Wird nur schwierig mit der Anwesenheit bei Veranstaltungen.