[Porto Alegre] Demonstration wird brutal von Brigada Militar angegriffen

bloco de luta porto alegre 18.06.2014

Weltmeisterschaft ohne die Leute, denn wir sind wieder auf der Strasse (Copa sem povo, estamos na rua de nov): Das, was diesen Mittwoch (18.06) eine weitere grosse Demonstration des Bloco de Luta (kämpferischer Block) werden sollte, endete mit einem brutalen Angriff seitens der Brigada Militar, der Militär Polizei des Bundesstaats. Sie verschoss Granaten und Gummigeschosse gegen Protestierende, die sich friedlich auf einem Platz in Porto Alegre versammelt haben.

 

Ein Angriff auf unsere Rechte

 

Der Charakter der Aktion "Copa sem povo, estamos na rua de novo" lag im Dialog mit den Menschen der Stadt. Ab 11 Uhr versammelten wir uns friedlich auf dem Praça Argentina. Ungefähr 200 Menschen bereiteten sich darauf vor durch die Strassen der Stadt zu laufen, mit Bannern, Schildern, Fahnen, und Lauti. Wir brachten mehr als 5000 Flyer mit, um alle Verbrechen des Staates, die den Mega-Event WM garantieren sollen, bei der Öffentlichkeit anzuklagen. Inmitten dieses Versuchs beging der Staat ein weiteres schweres Verbrechen und attackierte hinterhältig und gewalttätig die verfassungsmässigen Rechte zur Organisierung und zur Demonstration.

 

Gerade als die Protestierenden gegen 13h den Platz verliessen, um mit der Demonstration durchs Zentrum der Stadt zu beginnen, begann die Brigada Militar, mit einem Kontingent von mindestens 1500 Einsatzkräften, Granaten zu verschiessen. Es war unmöglich sich inmitten des Beschusses zu zerstreuen, da sich verschiedene berittene und Sondereinheiten an den Ecken der angrenzenden Strassen postiert hatten. So konnten sie die Aktivist*innen und Leute, die nur auf der Strasse unterwegs waren, einkesseln. Ohne das Recht auf Kommen und Gehen blieb dem Bloco de Luta als einzige Möglichkeit die Verhandlung zur Auflösung der Demonstration. Nach ca. 30 Minuten im Polizeikessel und des staatlichen Terrors, wurde die Auflösung der Demonstration ausgehandelt.

 

Diese Praxis des Umstellens von Protestierenden, sie am Gehen zu hindern und ihnen Zugang zu Nahrung, Wasser oder sanitären Einrichtungen zu verweigern, manchmal für mehrere Stunden, ist als kesseln bekannt und wird von Polizeikräften in verschiedenen Teilen der Welt angewandt, mittlerweile immer öfter auch in Brasilien während der Demonstrationen in den Austragungsorten der WM. Verschiedene nationale und internationale Organisationen, unter ihnen die UN, betrachten diese Praxis als einen Angriff auf die Menschenrechte.

 

Weiter unten Ein Foto von verschiedenen Menschen, die während des gewalttätigen Angriffs der Brigada Militar am Mittwoch Nachmittag (18.06) verletzt wurden.

 

Angriff auf unsere Körper

 

Im  Gegensatz zur Brigada Militar, die in ihrer Mitteilung nach dem Protest behauptete, vier Granaten verschossen zu haben, gibt es Videos von Protestierenden die zeigen, dass mindestens sieben Reizgranaten auf die 200 friedlich Demonstrierenden geschossen wurden. Viele Menschen wurden so bei einer versuchten Demonstration verletzt, die weniger als fünf Minuten dauerte. Die Körper von vielen Student*innen und Arbeiter*innen wurden verletzt, durch die Splitter der Reizgranaten, während zur gleichen Zeit Berichte von Aktivist*innen darauf hindeuten, dass auch Gummigeschosse eingesetzt wurden. Dutzende Protestierende und mindestens drei Journalisten, von Mídia NINJA, vom Nachrichtenportal Terra, und von der bürgerlichen Presse, wurden während des Angriffs der Brigada Militar auf den friedlichen Protest verletzt. Inmitten der Granaten und Schüsse kollabierte eine Frau, die nicht am Protest teilnahm. Sie wurde von Aktivist*innen versorgt.

 

Neben dem Angriff auf alle zivilen Rechte und die Körper der Menschen, führte die Polizei noch einen geheimdienstlichen Angriff durch und verhinderte, das die anwaltliche Unterstützung des Bloco de Luta gerufen werden konnte. Eine Situation, die erst später bekannt wurde. Bis dahin waren keine Informationen zu Verhafteten bekannt. Wie bei allen anderen Protesten in Brasilien, bei denen es zu Repression und Gewaltanwendung seitens des Staats kam, wurden die Verbrecher*innen in Uniform weder identifiziert noch festgenommen. Sie machen ungestraft und frei weiter, nachdem sie Menschen verletzten, und Verbrechen gegen deren zivilen Rechte begingen.

 

VIOLADO O DIREITO DE PROTESTAR EM PORTO ALEGRE from Josep Juan on Vimeo.

 

Nach den 3000, Repression

 

Am Donnerstag dem 12.06.2014, am Tag der Eröffnung der WM, rief der Bloco de Luta zum ersten "Ato Copa sem Povo, estamos na rua de novo" auf, bei dem mehr als 3000 Menschen zu einem kämpferischen Protest zusammen kamen. Eine Woche später, am Tag an dem ein Spiel der WM in Porto Alegre stattfand, wurden Protestierende hinterhältig und brutal vom Repressionaparat attackiert. Diese kriminelle Aktion der Polizei war eine klare Demonstration der Macht, der Feindseligkeit und der Gewalt, an jede Person gerichtet, die es wagt, die Verbrechen des Staats zu skandalisieren.

 

Um klar zu machen, dass die Strassen der legitime Raum des öffentlichen Kampfes sind und die Übergriffe des FIFA Staats im Ausnahmezustand nicht hingenommen werden, ruft der Bloco de Luta zu einer weiteren Aktion für Samstag den 23.06 auf. Treffpunkt ist 12h mittags vor dem Rathaus in Porto Alegre.

 

Orginal auf Indymedia Brasilien

https://midiaindependente.org/pt/blue/2014/06/533188.shtml

 

Eine aktualisierte Version des Text steht auf dem Bloco de Luta Blog

https://blocodeluta.noblogs.org/post/2014/06/23/nota-do-bloco...

 

Übersetzt von squat!net

https://de.squat.net/2014/06/26/porto-alegre-demonstration...

 

Mehr Infos

 

https://blocodeluta.noblogs.org

https://twitter.com/blocodeluta