Zivilcourage von Hertling verdient Respekt

Erstveröffentlicht: 
11.06.2014

Eine Spedition aus Halstenbek wehrt sich gegen Mobbing. Das Unternehmen Hertling wird als Nazi-Arbeitgeber angeprangert, obwohl die betreffenden Mitarbeiter dort nicht mehr arbeiten.

 

Ein Kommentar von Stefan Schölermann, NDR Info

 

Der Pranger ist ein Folterinstrument aus dem Mittelalter und liegt zu recht auf dem Müllplatz der Strafvollzugsgeschichte. Genau dorthin gehört auch die elektronische Variante des Prangers im Internet, dessen Betreiber eine erstaunliche Blockwartmentalität an den Tag legen. Doch auch sie hätten sich wohl nicht träumen lassen, dass sich ihr Denunziantentum für kommerzielle Zwecke benutzen lässt, wie es in diesem Fall geschehen ist - ein Musterbeispiel für Niedertracht aus kommerziellen Interessen. Wenn der Satz Geltung beanspruchen kann, dass Geld den Charakter verderben kann, dann wäre hier ein Beleg zu finden.

 

Auf der anderen Seite der Medaille steht der wackere Unternehmer aus Halstenbek, der trotz hohen Risikos Zivilcourage an der Tag gelegt hat. Hier wurde nichts vertuscht oder versteckt - hier wurde gehandelt. Bemerkenswert, wie offen und transparent Firmeninhaber Rolf-Oliver Hertling sowohl gegenüber seinen Kunden als auch gegenüber der Öffentlichkeit die Probleme auf  den Tisch gelegt hat. Probleme, die er nicht verschuldet hat. Woher sollte er wissen, dass sich Rechtsextremisten auf seiner Lohnliste befinden? Dass er sich mit einer eidesstattlichen Versicherung - die ist immerhin strafbewehrt - für die Korrektheit seiner Darstellung der Dinge verbürgt hat, verdient Respekt. Das hat man anderswo schon ganz anders erlebt. Unter diesem Aspekt könnte man den Mittelständler aus Halstenbek glatt als "Unternehmer des Jahres" vorschlagen.