Aufgeheizte Stimmung bei Salafisten-Kundgebung

Erstveröffentlicht: 
07.06.2014

Umstrittene Kundgebung in der Freiburger Innenstadt: Salafisten-Prediger Pierre Vogel sprach auf dem Kartoffelmarkt zu seinen Anhängern. Gegner warfen Flaschen. Die Stimmung war zeitweise aufgeheizt.

 

Pierre Vogel sprach seine Gegner und Kritiker auf dem Kartoffelmarkt in der Freiburger Innenstadt direkt an. Der umstrittene Kölner, der zu den bekanntesten islamischen Missionaren in Deutschland zählt, hielt zu Beginn seiner Rede mehrere Euro-Noten in die Luft, insgesamt 100 Euro. Er sagte: "Wer in einem meiner 100 000 Videos auf YouTube einen einzigen Satz findet, der gegen deutsche Gesetze verstößt, bekommt 100 Euro von mir."

Seine Anhänger jubelten und klatschten. Sie waren vorwiegend männlich und sehr jung. Rund 150 Menschen hatten sich in einem abgesperrten Bereich auf dem Kartoffelmarkt versammelt. Am frühen Nachmittag waren es nach Schätzungen der Polizei noch 300 (Fotos).

Etwa 400 weitere Menschen verfolgten das Geschehen vor der Absperrung. Die Freiburger Polizei hatte mit Zäunen und Gittern einen Korridor um den Kartoffelmarkt gebildet. Sie kontrollierte die Zu- und Abgänge und filmte das Geschehen. Der Zugang über die Schiffstraße blieb während der Dauer der Veranstaltung frei.

Unter die Kundgebung hatten sich auch Anhänger der schiitischen Glaubensrichtung des Islam gemischt. Sie kommen aus Syrien und dem Libanon. Als zunächst der Islam-Prediger Sven Lau die Rednerbühne betrat, skandierten sie: "Es lebe Bashar al-Assad. Es lebe Syrien." Und: "Allahu akbar. Gott ist groß." Der Salafismus sei für den Islam, was der Zionismus für Israel sei, sagten sie der Badischen Zeitung.

Muslime aus dem Libanon kritisieren Vogels Auftritt


Zwei junge Musliminnen aus dem Libanon gestikulierten immer wieder gegen den umstrittenen Prediger. "Er zieht den Islam runter", sagten sie. Vogel und die Salafisten würden Kinder nach Syrien schicken, um sie dort zu Kämpfern ausbilden zu lassen. Auch Ahmed, ebenfalls aus dem Libanon, sagte: "Er zeichnet ein völlig falsches Bild vom Islam."

Doch es blieb nicht nur bei Wortgefechten. Plötzlich flogen Plastikflaschen auf die Anhänger der Salafisten-Prediger. Auch die Anhänger von Pierre Vogel und Sven Lau warfen Plastikflaschen in Richtung der Gegendemonstranten. Die Polizei ging dazwischen. Die Stimmung war zeitweise aufgeheizt.

Lau wandte sich in seiner Rede an die Teilnehmer der Kundgebung. "Lasst euch nicht provozieren. Bleibt ruhig, Brüder", sagte er. Zuvor hatte er auch alle Freiburger Bürger begrüßt. "Dass ihr da seid, liegt an den Medien. Bei ihnen müssen wir uns bedanken, weil sie uns als Hassprediger bezeichnen", so Lau ironisch.

"Wir wollen Frieden und Liebe bringen." Salafisten-Prediger Pierre Vogel

Auch Vogel forderte seine Anhänger auf, vom Zaun und den Gegnern wegzubleiben und sich nicht provozieren lassen. "Ihr müsst eure Kraft nicht beweisen, geht in eine andere Richtung". Er selbst allerdings legte immer wieder mit Zwischenrufern an. Einmal suchte er sogar die direkte Konfrontation, in dem er - nachdem er sich bei der Polizei rückversichert hatte – von der Bühne herunter ging. Er stellte sich direkt an den Zaun und seinen Widersachern gegenüber. Seine Schlussworte:"Wir wollen Frieden und Liebe bringen".

Bereits im Vorfeld der Salafisten-Kundgebung war es zu einer Ausschreitung gekommen. Ein unbekannter Mann stürzte zur Tür eines Hauses am Kartoffelmarkt heraus und schlug einem Anhänger des Salafisten-Predigers Vogel mit der Faust ins Gesicht. Der Geschädigte erstattete sofort Anzeige bei der Polizei.

Polizei sperrte Basler Straße zwischenzeitlich ab


Wegen der Kundgebungen hatte die Polizei die Zufahrt zur Innenstadt über die Basler Straße zeitweise gesperrt. Der Straßenverkehr wurde über die Eschholzstraße umgeleitet. Auch die Buslinie 11 (Haid – St. Georgen – Hauptbahnhof – Messe Freiburg – IKEA) war von der Sperrung betroffen. Die Busse der VAG wurden über die Eschholzstraße umgeleitet. Weitere Zufahrtsstraßen waren nicht betroffen. Inzwischen hat die Polizei die Zufahrt über die Basler Straße wieder freigegeben.