Das wahr wohl nix. Etwa 80 rechtsradikale Burschenschafter haben sich am Mittwoch zum großkotzig angekündigten „Fest der Freiheit“ in Wien eingefunden. Ungefähr 2.500 AntifaschistInnen haben den Deutschnationalen ihre ohnehin schon erbärmliche Veranstaltung noch zusätzlich versaut.
Schon am Vormittag verhinderten ein paar hundert Menschen das wöchentliche Schmissgesicht-Treiben an der Uni. Wohl behütet von hundert Bullen im Kampfmontur schauten die Burschis von der anderen Seite der Ringstraße auf die Alma Mater, von der sie zumindest an diesem Tag ausgesperrt waren – ein schöner symbolischer Sieg für den Antifaschismus.
Am Abend herrschte dann wieder Ausnahmezustand in der Wiener Innenstadt. Mehr als 1.000 PolizistInnen ermöglichten dem Haufen Burschenschafter-Elend ihr Treffen. Das Jahr 2014 ist noch nicht einmal halb vorbei, da ist Wien schon zum dritten Mal per Polizei-Großeinsatz für Rechtsradikale abgeriegelt worden. Ohne tausende Bullen wären die reaktionären Häuflein wohl auch jedes Mal einfach von den AntifaschstInnen dieser Stadt weggeräumt worden. Nazis, Politiker, Polizei – kapiert es endlich: wir wollen den rechtsradikalen Abschaum nicht in dieser Stadt! Schleicht‘s euch!
Im Gegensatz zu den Demos gegen den „Akademikerball“ im Jänner und gegen den „Identitären“-Aufmarsch im Mai hielten sich die Bullen dieses Mal zurück. Es scheint während der offiziellen Kundgebungen keine nennenswerten Angriffe gegeben zu haben. Allerdings kam es nach der Demo zu Übergriffen. Mehrere Personen wurden in der U-Bahn von der Polizei bei versuchten Identitätsfeststellungen attackiert, es gab mehrere Festnahmen, mindestens eine Person musste ins Krankenhaus. Bereits nach der Anti-„Identitären“-Demo hatte es gezielte Polizeiübergriffe auf Jugendliche mit
Migrationshintergrund in der U-Bahn gegeben, und auch dieses Mal waren Mitglieder einer migrantischen
Organisation betroffen. Die Polizei behauptet, die Festnahmen hätten mit Vorkommnissen bei der „Akademikerball“-Demo zu tun – vor allem haben sie wohl mit dem Versuch, antifaschistischen Protest zu kriminalisieren und einzuschüchtern zu tun.
Mehrere Menschen berichteten außerdem davon, eine größere Anzahl Mitglieder des rechtsextremen Austria-Fanclubs „Unsterblich“ in der Innenstadt gesichtet zu haben. Dies deutet auf beunruhigende Überschneidungen zwischen Schlägernazis und Akademikerfaschisten hin; auch auf der „Identitären“-Ku
ndgebung waren Vertreter unterschiedlichster rechtsradikalerMilieus zu beobachten gewesen. AntifaschistInnen sollten mögliche neue Formen der Zusammenarbeit Rechter genau im Auge behalten. Vor allem aber sollten TeilnehmerInnen an Demos in Wien derzeit besondes achtsam sein – mit marodierenden Bullen und Nazis ist zu rechnen.
- von Karl Schmal // lower class magazine: hier und auf facebook