Angriffe auf Asylbewerberunterkunft? Polizeiliche Ermittlungen sollen Klarheit bringen / Landratsamt: Bewohner leben dort sicher

Erstveröffentlicht: 
03.06.2014

Von unserem Redaktionsmitglied Johannes-Christoph Weis
Rheinstetten. Gab es in den vergangenen Wochen Angriffe auf die Asylbewerberunterkunft in der ehemaligen Schweinezuchtanstalt in Rheinstetten? Dies behauptet in einer Pressemitteilung die Antirassistische Gruppe  „Grenzenlos“ Karlsruhe, ein loser Zusammenschluss verschiedener Gruppen von Organisationen, die sich um Flüchtlinge kümmern.

Informell mit dabei bei der „AG Grenzenlos“, so Sprecher Kai Schmidt, sind Pro Asyl, Freunde für Fremde und Vertreter von Grünen und SPD. „Ich habe aus erster Hand von Bewohnern erfahren, dass es an mehreren Tagen zu nächtlichen Angriffen auf die dortigen Flüchtlinge gekommen ist“, sagte Kai Schmidt gestern gegenüber unserer Zeitung. Hier seien sogar einmal Schusswaffen von den unbekannten Angreifern abgefeuert worden. Zwar sei niemand verletzt worden, aber die Polizei sei mehrmals vor Ort gewesen und haben in einem Wohncontainer mindestens vier Patronenhülsen sichergestellt. Weiterhin berichtete er von einem „Brandsatz“ mit einem „Benzin-Öl-Gemisch“. Außerdem weise er daraufhin, dass es vor einigen Wochen anonyme Drohbriefe gegen Einrichtung und deren Bewohner gegeben habe.

 

„Aufgrund mehrerer in den letzten Tagen gemeldeter Vorfälle ermittelt die Karlsruher Kriminalpolizei“, teilte gestern das Polizeipräsidium Karlsruhe mit. So habe in der Nacht zum 24. Mai ein bislang unbekannter Täter auf dem Gelände am Kutschenweg mehrere Schüsse aus einer Schreckschusspistole abgegeben. Am Freitag sei im Zufahrtsbereich der Einrichtung, versteckt in einem Gebüsch, eine Fünf-Liter-Plastikflasche aufgefunden worden, die zu etwa drei Vierteln mit Dieselkraftstoff gefüllt war. Im Nahbereich befand sich ein zwei Meter langer Kunststoffschlauch. Der Schlauch sei vermutlich dazu verwendet worden, den Dieselkraftstoff aus einem Fahrzeugtank „abzuschläucheln“. Da die Plastikflasche zum Zeitpunkt des Auffindens nicht mit einem Deckel verschlossen war, sei sie durch die Polizeibeamten zur Sicherung des Abtransportes, provisorisch mit einem Stofftuch abgedichtet worden. Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen sollen die Hintergründe des Fundes klären. Darüber hinaus wurden in den zurückliegenden Tagen durch Bewohner der Unterkunft Sachverhalte gemeldet, bei welchen zur Nachtzeit Fahrzeuge in die dortige Zufahrt einfuhren. In einem Fall hätten Pkw-Insassen ausländerfeindliche Parolen gegrölt.

Knut Bühler, beim Landratsamt für die Unterbringung der Asylbewerber zuständiger Dezernent, sieht die Sicherheit der Bewohner in der Gemeinschaftsunterkunft gewährleistet. Er sei im ständigen Gespräch mit der Polizei. Die Schreckschüsse in der Einrichtung nehme er ernst und man müsse abwarten, was die Ermittlungen brächten. Generell gelte es aber bei den Fakten zu bleiben und es sei nicht seine Art etwas herunterzuspielen oder auf die leichte Schulter zu nehmen. Mit dem Begriff „Angriff“ tue er sich schwer, wenn man nicht einmal wisse, ob es sich um wirkliche Aggressivität handele und ob die Aktionen von Außen gekommen seien. Generell sieht Bühler die Einrichtung in Rheinstetten nicht negativ: Die Konflikte unter den Bewohnern seien nicht höher als in anderen Einrichtungen und die Rheinstettener Kriminalstatistik weise seit der Anwesenheit der Menschen keine Ausschläge nach oben aus, eher im Gegenteil. OB Sebastian Schrempp teilte mit, dass er bereits vor den Vorfällen geplant hatte, am Mittwoch die Unterkunft zu besuchen.