Identitäre Bewegung Teil der Nürnberger „Montagsmahnwache“

Titel-IB-Nuernberg

Während sich z.B. in Berlin, Frankfurt und München NPD Kader bei den sogenannten Mahnwahren breit machen, hat in Nürnberg ein Vertreter der neurechten „Identitären Bewegung“ mit extrem rechter Vergangenheit schon zwei Mal auf der Kundgebung gesprochen. Jeweils zwei bis vier Identitäre sollen als TeilnehmerInnen vor Ort sein. In Verbindung stehen die Identitären mit der rechtspopulistischen Partei „Die Freiheit“ und der extremen rechten „Kameradschaft Unterfranken“. Diese nahm am 1. Mai mit einer Delegation am Aufmarsch des rechtsextremen Kameradschaftsdachverbandes Freies Netz Süd in Plauen teil.

 

Wie auch in anderen Städten hat sich in Nürnberg eine Montagsquerfront gebildet. Treffen tut sich diese allerdings dienstags. Der gewünschte Platz vor der Lorenzkirche ist am Montag von der traditionellen Montagsdemo gegen Harz IV und Sozialabbau belegt. Auf der 3. Mahnwache zeigten sich dort auch VertreterInnen des als extrem rechts verschrienen Kreisverbandes der Nürnberger AfD. Aufgerufen zur Montagsmahnwache hat auch der Nürnberger „Alles Schall und Rauch“-Stammtisch. Genaueres über diesen Stammtisch steht in unserem Artikel PdV – Alternative für Deutschland – und der Holocaust. Die RednerInnen reisen wie der verschwörungstheoretische Yannik aus Würzburg oder wie Organisator Haimo Grebenstein aus Königstein an. Grebenstein war Schriftführer bei der „Freien Union“ in Bayern – eine von der CSU Rebellin Pauli gegründete Gruppierung. Im März 2013 erklärte er, seit 6 Jahren als „Infokrieger“ tätig zu sein. Er ist Generalsekretär sowie Vorsitzender des Landesverbandes Bayern der Deutschen Demokratischen Partei (DDP). Darüber hinaus war er bis Mai 2010 1.Vorsitzender des „Vereins für Germanisches Heidentum e.V.“, einer „naturreligiösen Gemeinschaft“ auf „der Grundlage der überlieferten vorchristlichen germanischen Religion und Kultur“. Angereist ist er zur ersten Kundgebung als einfacher Redner. Inzwischen hat er eine Webpage für die Nürnberger Mahnwache erstellt, eine Anlage gekauft sowie praktisch die Co-Moderation übernommen. Sein Filmteam dokumentiert alle Reden und stellt sie ins Netz.

 

Schon zwei Mal redete Ron F. Diesen Samstag nahm er zusammen mit anderen Identitären an Aktivitäten gegen den Islamisten Pierre Vogel in Nürnberg teil. Der Generalsekretär und stellvertretender bayerischer Landesvorsitzende der rechtspopulistischen Partei „Die Freiheit“, Gernot Tegetmeyer, fordert anlässlich der Kundgebung eine Zusammenarbeit mit der Identitären Bewegung ein: „Erfreulich war, dass Identitäre und „Die Freiheit“ Seite an Seite standen. Sollten wir öfter machen“ schreibt er auf der FB-Seite der Identitären Hessen. Auf der Nürnberger Identitären Seite grüßt der in Fürth wohnende Freiheitler die Identitären: „Ein breites Bündnis war heute vor Ort. Gruß an die Identitären. Videomaterial folgt noch nach.“ Die Antwort dieser zeigt auf, dass die Zusammenarbeit zwischen IB-Nürnberg und dem Generalsekretär der Freiheit schon weiter gediegen sein muss: „G.H. Tegetmeyer, da sind wir gespannt! Bis zum Stammtisch“.

 

Zum ersten Mal traten die Identitären mit dieser Aktion in Nürnberg offen als Gruppe in Erscheinung. Ron F. war zu Beginn seiner Politkarriere auf Aufmärschen der 2004 wegen ihrer „Wesensverwandtschaft mit dem Nationalsozialismus“ verbotenen „Fränkischen Aktionsfront“ (FAF) u.a. mit Ordnerbinde. Auf dem von der IB-Nürnberg selbst veröffentlichten Foto ist er mit dem durchgestrichenen Scharia Plakat zu sehen. Alle Screenshots und Bilder sind auf unserem Blog-Artikel Identitäre Bewegung Teil der Nürnberger „Montagsmahnwache“ zu finden.

 

Die Identitäre Bewegung Nürnberg erstellte unter dem von KenFM geschaffenen Motto „Aktiv wer aktiv ist“ eine eigene Veranstaltung auf Facebook zu Vogel, die sie dann im realen Leben realisierten.

 

Am 12. April rief die IB-Nürnberg auf Ihrer FB-Seite zur Teilnahme an der ersten Nürnberger Kundgebung auf:

„Der deutsche Michel
fängt an aufzuwachen!!…. Ihr Ziel ist die Abschaffung der einzelnen Nationen und Ländern, die Zerstörung der eigenen Identität und die unkontrollierte Ausbeutung der Gedankenlosen Sklaven die sie aus Uns machen wollen. Wir die IB Nürnberg finden das eine gute Sache da hier Leute endlich zusammen (egal welche Einstellung) gegen das ausbeuterische System vorgehen, das immer ungerechter wird und dem seine eigenen Landsleute vollkommen egal sind!!
15.04. in Nürnberg 19.00Uhr an der Lorenzkirche“

Sie übernahm sogar den Aufruf der Montagsquerfront auf ihrer FB-Seite.

 

Das Nürnberger Bündnis Nazistopp veröffentlichte am 29. April unter der Überschrift „Nürnberg: Neue „Friedensbewegung“ mit rechtem Verschwörungs-Touch vor der Lorenzkirche“ eine erste Einschätzung der Nürnberger Truppe:

„Am 15. April waren es 300, vor einer Woche knapp 200 und heute bei schlechtem Wetter etwa 100 Menschen, die vor der Nürnberger Lorenzkirche diversen Reden zu verschiedensten Themen wie Krieg und Frieden, Zinsen, Medienmanipulation oder Klimakatastrophe lauschten. Wortmeldungen aus dem rechten verschwörungstheoretischen und Reichsbürger-Spektrum waren zu hören, daneben ernstgemeinte und teilweise ernst zu nehmende Beiträge zum Thema Kriegsgefahr und Klimakatastrophe. Das ursprüngliche Veranstaltungsmotto lautete: „Aufruf zum friedlichen Widerstand! Für Frieden! In Europa! In der Welt! Für eine ehrliche Presse! & gegen die tödliche Politik der Federal Reserve (einer privaten Bank)!“ Dieser sprachlich leicht esoterische Anklang mit antisemitischem Unterton wurde von einem der Nürnberger „Gastgeber“ auf der entsprechenden Facebook-Seite mit Statements wie dem Folgenden noch unterstrichen: „Was kann ich dafür das die mächtigsten Bänker der Welt Juden sind (Morgan, Rothschild, Warburg, Goldman Sachs) uns und mir deshalb vorzuwerfen ich hab einen Hass oder bin gegen ein ganzes Volk ist dermaßen dreist, das ich mich ernsthaft frag ob ihr unsere Message richtig verstanden habt ?!“ (Rechtschreibung i. Orig.).

 

Die insgesamt krude Mischung – da scheint es einige aus den entsprechenden Internet-Diskussionsforen auf die Straße verschlagen zu haben – ist in Nürnberg wie anderenorts anziehend für extrem rechte Kräfte, die offensichtlich toleriert werden. So wurden laut BeobachterInnen in Nürnberg mehrere Aktive der extrem rechten „Indentitären Bewegung“ gesichtet (die auch zur Teilnahme aufgerufen hat), ebenfalls Aktive aus AfD-Kreisen. Auch die Organisatoren und Moderatoren scheinen Politik- und Organisationserfahrung zu haben. Es handelt sich jedoch (noch) nicht um eine vereinheitlichte Bewegung. Widerspruch wird geäußert. So wurde einer der heutigen Redner, der die ukrainische rechtsradikale Partei „Swoboda“ verharmlosend darstellte, beklatscht und kritisiert, aber doch toleriert. Im Übrigen neigt man in den Kreisen dieser neuen „Friedensbewegung“ dann doch eher zu einer deutlichen Kritik an der offiziösen westlichen Sichtweise über die Entwicklungen in der Ukraine.“

Was ist die Identitäre Bewegung? Sie entwickelte sich in Frankreich um die neurechte Theorie des „Ethnopluralismus“. Ein Schwerpunkt ihres Kampfes richtig sich gegen eine vermeintlich drohende „Islamisierung“ Europas. „Mehr Rassismus als Bewegung“ analysiert der Journalist Roland Sieber die Identitären. Am 22. März soll nach einer Meldung auf „linksunten“ die IB-Deutschland mit Martin W. als Redner neben Udo Voigt (Gas geben), Olaf Rose u.a. an dem Europa-Kongress der NPD Jugend JN teilgenommen haben. Diese Meldung untermauert die neurechte Blaue Narzisse „Am Samstagvormittag sprach … ein Identitärer in Kirchheim.“


Die Identitären haben sich in Deutschland erst neu strukturiert. Die alten Ortsgruppen wurden zu regionalen Gruppen zusammengelegt. So ist die Ortgruppe Nürnberg in der Regionalgruppe Franken aufgegangen. Die IB-Franken wird von der Kameradschaft Unterfranken auf Facebook in einem Posting gegrüßt. Die Identitären haben keine Berührungsängste, grüßen zurück.

 

Aktivisten dieser Kameradschaft waren auf der 1. Mai Demo des Freien Netz Süd (FNS), bzw. der neugegründeten Neonazipartei III. Weg .

 

Auf ihrer aktuellen Facebook Seite wird darüber in Bild, Schrift und Video mit Titeln wie „“Hier marschiert der Nationale Widerstand!“ in Plauen“ berichtet. Der Kameradschaftsdachverband FNS setzt sich u.a. aus „fränkischen AktivistInnen der im Jahre 2004 verbotenen neonazistischen Dachorganisation „Fränkische Aktionsfront“ (FAF) zusammen“. Die Kameradschaft Unterfranken hat den Aufruf der IB-Nürnberg zum Protest gegen den islamischen Prediger Vogel in Nürnberg geteilt und die Identitären in ihrer Mobilisierung damit unterstütz.

 

Am 15. April hielt Ron F. auf der ersten Kundgebung der Nürnberger Montagsdemonstration eine kurze Rede unter dem Motto „Lasst uns etwas ändern“. Am 22. April sprach er darüber, wie seiner Meinung nach unserer Geldsystem funktioniert. Zins, Schuldenfalle waren Thema in seinem unstrukturierten Vortrag, in dem er feststellte: „Das einzige, was je wächst bei uns, in dieser Welt, ist ein Krebsgeschwür.“ Anders als Reichsbürger, die auf anderen Mahnwachen den vollen Wahnsinn von sich gaben, hält sich Ron ähnlich wie Elsässer bei seinem Auftritt in Berlin eher zurück. So ist er auch weniger angreifbar. Auf den Bildern der Montagsmahnwache sehen wir Ron F. , Sandra M. sowie H-k S. mit einem Identitären T-Shirt. Sandra schaffte es bei Vogel mal kurzzeitig in Großaufnahme in die Onlineausgabe der Nürnberger Nachrichten.

 

Freuten sich die Identitären über die Presseberichterstattung ihrer Anwesenheit auf der Kundgebung zu Pierre Vogel mit Postings wie „Da kann man mal sehen welches mediales Echo man erreichen kann!“, schien ihnen unser Artikel gar nicht zu schmecken. Kurz nach Erscheinen tobten sie auf ihrer FB-Seite der IB-Franken. War ihnen dieses Posting selbst zu peinlich? Wir wissen es nicht? Jedenfalls war es nach einigen Stunden wieder entfernt.

Skurrilitäten am Rande: Redner außer der Reihe war am 29. April Arthur. Er stammt angeblich aus der Ukraine und soll sich kurz in Deutschland aufhalten. Er hielt eine Rede zur Situation in der Ukraine bzw. antwortete auf Fragen. Ob sich da die Nürnberger nicht einen Swoboda Vertreter auf diplomatischer Mission ins Nest gelegt haben?

 

„Die Rechte in der Ukraine, ich kenne Leute, die die Swoboda Partei gewählt haben, die haben andere Eigenschaften, als die Rechte bei uns. Mann muss ja bedenken, dass die Ukraine über Jahrhunderte vom Westen oder von Russland überfallen worden ist; geteilt worden ist, etc. … Sie sind nicht gegen Ausländer. Die Rechten sind nur dafür, dass die Wirtschaft auflebt, dass das Land einfach stark dasteht. Das wollen die Rechten. …. Ob die rechtsradikal sind, das weiß ich nicht so genau, wahrscheinlich weder das eine, noch das andere. ….Die haben andere Einstellungen. Also nicht, dass ich sie jetzt rechtfertigen würde.“

 

Zur Strategie und Einflussnahme der NPD auf die „Montagsmahnwachen“ siehe NPD- Die falschen Friedensfreunde!

Wie die Nazis für die Montagsquerfront werben und umgekehrt siehe Offene Werbung auf Nazi-Seiten für Montagsdemo!


Unsere Recherche zu dem Shop und seinen Geschäftsführer, der die KenFM Propaganda-Shirts vertreibt sowie zur Montagsquerfront und Gegendemo in Halle: KenFM Po­li­ti­cal­ly In­cor­rect und ein (ex)NAZI!


Zur Situation in Leipzig und den Naziaktivitäten rings um Montag den 28. April siehe Montagsdemo – Es geht doch: Leipzig erteilt Neonazi Sprechverbot!


Ein Bericht über den stattgefunden Volksquerfrontevent am Ostermontag mit seinem Vor- und Nachspiel findet sich hier Montagsverschwörung – Heil Dir Querfront!


Zur Rolle der schweizer Anti-Zensur-Koalition (AZK) bezüglich der RednerInnen der Montagsquerfront siehe: rech­te Frie­dens­be­we­gung AfD PdV & Ho­lo­caust


Wie sich NPD und die Montagsquerfront aufeinander beziehen siehe: LechtsStattRinks – Montagsdemos – Brauner Sumpf vereint?


Weitere Artikel und Stellungnahmen zur rechtsoffenen „Friedens“Bewegung sind auf unserer Facebook-Seite zu finden


Bürgerinnen und Bürger gegen extreme Rechte