Krawalle haben die "Revolutionäre 1. Mai"-Demonstration in Hamburg überschattet. Es gab Festnahmen und Verletzte. Mit rund 2.200 Teilnehmern - deutlich mehr als erwartet - war der Protestzug am Donnerstag gegen 18.45 Uhr am U-Bahnhof Feldstraße gestartet. Bereits kurz nach Beginn der Demonstration, die unter dem Motto "Hamburg sieht rot" stand, herrschte eine angespannte und aggressive Stimmung. Es flogen Böller, Steine und Flaschen. Die Beamten setzten Wasserwerfer, Schlagstöcke und Pfefferspray ein.
Nach Polizeiangaben wurden 18 Beamte verletzt. Insgesamt waren rund 1.800 Polizisten im Einsatz. Sanitäter berichteten von etwa 50 verletzten Demonstranten. 15 Menschen wurden festgenommen, fünf weitere kamen in Gewahrsam. Die Polizei sprach zwar von einer aggressiven Stimmung. Die Ausschreitungen seien aber im Rahmen geblieben, sagte Sprecher Mirko Streiber.
Polizei ändert und verkürzt Route
Bereits nach etwa einer halben Stunde stoppte die Polizei den Zug vorübergehend und erteilte die Auflage, die Route zu ändern. Statt über die Reeperbahn und am linken Kulturzentrum Rote Flora vorbei ging der Weg zurück zum Ausgangspunkt am U-Bahnhof Feldstraße. Dort entlud sich die Wut über die Änderung der Marschroute. Wieder flogen Böller, Flaschen und Steine auf Polizisten. Einsatzkräfte seien "massiv angegriffen" worden, erklärte Polizeisprecher Streiber. Teilnehmer sollen mit Fahnenstangen auf die Beamten eingeschlagen haben. Einige skandierten Sätze wie "Ganz Hamburg hasst die Polizei" und "Hoch die internationale Solidarität". Gegen 20.20 Uhr wurde die Demonstration frühzeitig aufgelöst.
Autos in Flammen, Fenster zerstört
Nach der Auflösung zogen viele Demonstranten in Richtung Schanzenviertel. Die Polizei war weiterhin mit einem Großaufgebot vor Ort. Jugendliche blockierten eine Straße. Randalierer, die in kleinen Gruppen unterwegs waren, errichteten Barrikaden und setzten sie in Brand. Die Feuer wurden durch den Einsatz der Wasserwerfer gelöscht. Auch zwei Autos standen in Flammen. Am späten Abend entspannte sich die Lage.
Nach der Demo beginnt das Aufräumen
Obwohl viele Ladenbesitzer ihre Schaufenster vor der Demo verbarrikadiert hatten, gingen im Schanzenviertel Scheiben zu Bruch. Der Bauzaun vor der Rindermarkthalle wurde umgeworfen und die Scheiben des SPD-Büros in St. Pauli wurden beschädigt. Am Neuen Kamp lagen Scherben und herausgerissene Pflastersteine auf den Straßen.
Bereits am Abend begann das große Aufräumen. Die Kehrmaschinen der Stadtreinigung fuhren noch in der Nacht durch die Straßen. Die Ladenbesitzer entfernten am Freitagmorgen die Spanplatten vor ihren Fenstern.
Schulgebäude besetzt - Spontandemo am Abend
Bereits am Donnerstagnachmittag hatte es in Hamburg eine Demo zur Unterstützung der Lampedusa-Flüchtlinge gegeben. In der Laeizstraße im Karolinen-Viertel besetzten rund 150 Aktivisten eine leer stehende Schule. Sie hängten ein Transparent mit den Worten "Refugee Welcome Center" an die Fassade und erklärten das Gebäude zu einem Flüchtlingszentrum.
In einem besetzten Gebäude riefen Aktivisten ein "Refugee Welcome Center" aus. Gegen 21 Uhr räumten die Besetzer die ehemalige Schule nach Gesprächen mit der Polizei. Rund 400 Menschen setzten sich daraufhin zu einer spontanen Kundgebung in Bewegung. Der Zug wuchs dann laut Polizei auf mehr als 800 Teilnehmer an. Sie riefen "Kein Mensch ist illegal - Bleiberecht überall" und "Feuer und Flammen den Abschiebebehörden". Die Demonstration verlief friedlich und wurde gegen 22.30 Uhr beendet.