Anarchistischer Aufruf zum 1. Mai 2014 in Leipzig

01. Mai Leipzig 2014

„Protest kann schnell der kleine Bruder vom Reformismus sein, Widerstand dagegen ist eine Funke zur Revolte und Revolution“ Am Abend des 1. Mai findet seit langem wieder eine antikapitalistische und linksradikale Demonstration in Leipzig statt.  Wir sehen diese Demonstration als eine Möglichkeit in Leipzig wieder Kritik an den herrschenden Zuständen in einem größeren Rahmen, abseits von Diskussionsveranstaltungen oder für sich stehende Bekennerschreiben, auszuüben.

 

Daher mobilisieren wir dazu, obwohl wir einer Anmeldung der Demonstration mit einer Kooperation der Bullen und dem Ordnungsamt skeptisch gegenüber stehen. Eben weil wir diese Institutionen von Grund auf ablehnen, da diese es sind die mitverantwortlich an den repressiven Zuständen sind, in denen wir leben.


Historischer Abriss


Die symbolische Bedeutung des 1. Mai entstand durch die Arbeiter_innenbewegung in den USA und den dort aufflammenden Protesten Ende des 19. Jahrhunderts.
Wie in Europa und Russland kam es während der Industriellen Revolution zu einem Organisieren innerhalb der Arbeiter_innenbewegung auch in den USA. In dieser Bewegung waren neben Anarchist_innen auch Sozialist_innen anderer Strömungen vertreten. Eine zentrale Rolle spielte hierbei Chicago. Durch Proteste und Streiks, forderten die Arbeiter_innen eine Reduzierung der täglichen Arbeitszeit von 12 auf acht Stunden und bessere Arbeitsbedingungen.
Die Proteste nahmen am 1. Mai durch einen angesetzten Generalstreik, der von 350.00 Arbeiter_innen darunter etliche Anarchist_innen befolgt wurde, ihren Höhepunkt ein. Die Streikenden standen nicht nur den Besitzenden gegenüber sondern auch deren Vertretern, der Polizei und privaten Söldnern.
In den darauf folgenden Tagen, dauerten die Proteste an. Am 3. Mai, kam es in der Nähe der Fabrik McCormick zu einer Massenversammlung, welche die Polizei angriff und dabei Menschen zu tote kamen. Am nächsten Tag versammelten sich daraufhin tausende Menschen auf dem Haymarket-Square in Chicago. Im Verlaufe der Versammlung detonierte eine Bombe und die eingesetzten Polizeieinheiten griffen wieder die Menge an. Die Polizeieinheiten töteten wahllos Menschen die sich auf dem Platz befanden, so gab es unter den Toten nicht nur Erwachsene sondern auch zahlreiche Kinder.
In den Folgen der Proteste war die Arbeiter_innenbewegung, mit den Folgen des physischen Angriffs konfrontiert, aber auch mit der stark zunehmenden staatlicher Repression. Mehrere hunderte Menschen wurden nach der Haymarket-Proteste festgenommen und in Knäste gesteckt. Gegen die bekanntesten Protagonisten der Arbeiter_innenbewegung wurden Schauprozesse eröffnet. Nachdem ihnen jedoch der Mord an den verstorbenen Polizisten nicht nachgewiesen werden konnte, wurden sie der Verschwörung gegen den Staat verurteilt. Einige wurden gehängt, andere kamen für viele Jahre ins Gefängnis. Die inhaftierten Kämpfer wurden erst Jahre danach von einem neuen Gouverneur unschuldig gesprochen und frei gelassen.


Freiheit soll Ziel sein und gleichzeitig Mittel zur Erreichung dieses Ziels


Wir fordern weder am 1. Mai noch an einem anderen Tag im Jahr etwas von den Herrschenden. Wir sehen den einzigen Ausweg aus den kapitalistischen Zuständen in der Selbstorganisation der Menschen.
Die kapitalistische Logik beruht darauf, dass durch die Verwertung von Gütern wie natürliche Ressourcen oder der menschlicher Arbeitskraft, der höchstmögliche Profit bzw. Gewinn, auf Kosten der menschlichen Existenz und ihrer Lebensgrundlage erzielt wird. Der Kapitalismus richtet sich dabei exponentiell gegen die Bedürfnisse der Menschen. Produktionsmittel sind in den Händen von wenigen Besitzenden, weswegen Besitzlose einzig und alleine ihre Arbeitskraft verkaufen müssen.
Der Staat dient hierbei dazu die Gesellschaft und die dort stattfindenden Abläufe zu kontrollieren und gegebenenfalls zu regulieren und die kapitalistischen Verhältnisse zu schützen. Jede abweichende Haltung, wird mit Repressalien konfrontiert. Aufgrund der Wirtschaftskrise verstärkt der Staat den Druck auf die Menschen, um unter allen Umständen produktiv zu bleiben. Hierbei sind wir immer mehr autoritärer und staatlicher Kontrolle und Zwängen ausgesetzt. Der Zwang zur Arbeit unter allen Umständen, wird in Deutschland durch Arbeitsagenturen kontrolliert und zum gesellschaftlichen Standard.

Ein enormer sozialer und psychischer Druck welche auf vielen Menschen täglich sitzt und die Gesellschaft total zerreißt. Sogenannte Minderheiten wie Wohnungslose oder Flüchtlinge, werden als unnütze deklariert, da sie keinen sinnvollen Beitrag zur Reproduktion leisten.

 

Wir stehen unversöhnlich den momentanen Verhältnissen gegenüber und richten uns gegen eine staatliche Kontrolle unseres Lebens. Wir setzten das eigene kollektive Handeln als Basis zur Selbstorganisierung dagegen.


Wir streben eine Gesellschaft an, in der Menschen nicht aufgrund ihrer Herkunft, körperlichen Merkmale oder anderweitig konstruiert, kategorisiert und diskriminiert werden. Eine befreite konsensorientierte Gesellschaft, in der die menschlichen Bedürfnisse und ihre Lebensgrundlage im Mittelpunkt stehen.


Auf das der lodernde Streit um ein besseres Leben, der Funke ist, der das Feuer antreibt, dass die herrschenden Zustände von Grund auf zu Asche verwandelt. Damit die kritischen Auseinandersetzungen mit sich und der Gesellschaft als Regen für den Wachstum für eine herrschaftsfreien Gesellschaft dient.

 

Neonazi-Aufmarsch in Plauen verhindern!


Desweiteren wollen wir darauf aufrufen die Süddeutschlandweite Nazidemo in Plauen zu verhindern. Aus dem Spektrum des Freien Netz Süd, wollten Neonazis am 1 Mai. eine Demonstration in Plauen durchführen. Seit Jahren findet in einer ausgewählten Stadt des Freien Netz Süd eine Süddeutschlandweite 1. Mai Demonstration statt. Hierbei ist das FNS imstande Neonazis aus Hessen, Sachsen, Bayern und Baden-Württemberg zu ihrer Demonstration zu mobilisieren. Während in anderen Städten wie Bremen, Berlin oder Frankfurt Neonazidemos be- oder verhindert werden, war es bisher in Süddeutschland noch nicht möglich die Demonstration effektiv zu behindern, geschweige den zu verhindern. An der Demonstration, die nicht für sich alleine steht, hängen viele andere Dinge dran. So kommt es zu einer Intensivierung der Vernetzung zwischen dem Freien Netz Süd und Neonazi-Gruppen aus dem In- und Ausland sowie zu einer vielzahl von Mobi-Aktionen wie Bayernweite Aktionstage.
Für uns gibt es keine Trennung zwischen Antifaschismus und radikaler Kritik an den herrschenden Zuständen. Wir beanspruchen den 1. Mai nicht als unseren Tag, an dem wir uns für größeres auserkoren sehen. Wir stehen im klaren Konflikt mit den herrschenden Zuständen so wie mit jeder Ideologie die darauf aufbaut Menschen zu kategorisieren, zu diskriminieren und auszustoßen. Wir rufen nicht einzig dazu auf, Neonazis am 1. Mai zu blockieren sondern rufen dazu auf kontinuierlich gegen ihre Strukturen und sie direkt vorzugehen.
Neonazismus ist für uns, eine direkte Bedrohung für alle Menschen die nicht in dieses Weltbild passen oder für eine herrschaftsfreie Gesellschaft eintreten.

 

Weitere Informationen dazu findest du auf: takeitback.tk & erstermaileipzig.blogsport.de


Anarchist_innen Leipzig