Mon­tags­ver­schwö­rung – Heil Dir Quer­front!

Querfront - Montagsdemos

Eine Ge­schich­te über die hohe Kunst der Per­sön­lich­keits­spal­tung in Po­li­tik und Be­we­gung. Der Ver­such den Nazi vom Mensch zu tren­nen ruft den Nazi auf den Platz. Ist ein krank­haf­ter Auf­ruf zur Quer­front – führt zum Volks­quer­fron­tevent am Os­ter­mon­tag in Ber­lin!

 

In LechtsStattRinks – Montagsdemos – Brauner Sumpf vereint? zeigten wir den Weg der „Montagsdemos“ – vor allem der Berliner – hin zur Montagsquerfront auf. Mit Screenshots befindet sich dieser Artikel auf unserem Blog Montagsverschwörung – Heil Dir Querfront! Die Rednerauswahl Popp und Elsässer waren eine klare Einladung an alle, die sich als rechts oder extrem rechts verstehen. In den Naziportalen traf dies schon Tage zuvor auf Zustimmung. Kurz vor der Kundgebung meldete sich der von Mährholz auf seinem Blog präsentierte Vize-Bundesvorsitzende der NPD, Karl Richter, zu Wort: „Lagerdenken überwinden – NATO-Kriegstreiber stoppen!“ schrieb er eine Stellungnahme auf seiner Facebook-Seite.

 

„Es ist fünf vor zwölf, aber wenn nicht alles täuscht, tut sich etwas im Land, und daraus kann Großes werden. Die Rede ist von den sich ausbreitenden Montagsdemonstrationen, auf denen seit einigen Wochen, von Berlin ausgehend, gegen die amerikanische FED, gegen die NATO-Kriegspolitik und für Solidarität mit Rußland demonstriert wird.“

 

Obiges ist keine Stellungnahme der Montagsdemos, es ist die von Karl Richter sowie die der Bundes NPD. Eine Stunde später nimmt Richter zu unserem in „Der Freitag“ publizierten Artikel Stellung:

 

„Die neuen Montagsdemonstrationen – gegen die NATO-Kriegspolitik, gegen die US-Banken und für Solidarität mit Rußland – überfordern offenbar noch viele Linke. Während sich auf der Straße das alte Rechts-Links-Spalterdenken endlich aufzulösen beginnt, wollen viele Linke lieber im Ghetto bleiben und nichts mit „Nazis“ zu tun haben. Ein Beispiel dafür bietet die linke Wochenzeitung „der freitag“.“

 

So schreibt die NPD auf ihrer FB-Seite. Die darunter stehenden Kommentare, haben es in sich. Die beiden letzten weisen positiv auf – man Höre und Stauen – den Blog von Florian H. und einem von ihm beim Freitag verfassten Artikel hin. H. steht bei der Unterstützung der Montagsquerfront an vorderster Front.

 

„Der Superskandal der dieswöchigen Berliner Mahnwache: Ein NPD-Typ steht irgendwo verloren in der Zuschauermenge…Waaaahnsinn!“ beginnt ein die Nazis verharmlosender Post von besagten Florian H. auf der Berliner Veranstaltungsseite. In einem Kommentar zu diesem Beitrag äußert er: „Die NPD ist auf den Mahnwachen ausdrücklich NICHT willkommen…wenn sie sich da als Privatpersonen hinstellen, die Klappe halten, zuhören und lernen ist das soweit kein Problem.“ Leidet er unter Schizophrenie – wie scheinbar so viele der Organisatoren? Nehmen wir den NPD-Kader Schmidtke. Diesen teilt er in zwei Persönlichkeiten: Den NPDler und die Privatperson! Und wenn Hitler sich als Privatperson hinstellen würde, wäre das dann auch ok? Zu dieser grotesk anmutenden Persönlichkeitsspaltung nehmen wir in der Darstellung eines fiktiven Gespräches Stellung.

 

Schon während der Querfrontkundgebung zirkulieren auf twitter Fotos, die den Betreiber des Waffenladens „Hexagon“ und mit der Kameradschaftsszene eng verbandelten NPD-Landeschef Sebastian Schmidtke auf dem Potsdamer Platz zeigen. Neben dem NPD Landesvorsitzende waren Robert Wolinski und Steve Schmidt (beide im NPD Kreisvorstand Oberhavel) sowie die Berliner Landesvorsitzenden der NPD-Frauenorganisation „Ring Nationale Frauen, Maria Fank, und weitere NPDler anwesend. Auch der inzwischen in die NPD gewechselte ehemalige Kameradschaftler Marcus B., ein langjähriger Aktivist – 1994 wurde er für die Publikation der Propagandaschrift „NS-Kampfruf“ angeklagt – besuchte die Montagsquerfront.

 

Mario Heinz Romanowski, gläubiger Reichsbürger mit Reispass „Deutsches Reich“ stand auch auf quer und stellte mehrer Clips der Berliner Veranstaltung ins Netz. Erst am 4.12.2013 wurden bei ihm fünf Computer und eine Digitalkamera beschlagnahmt. „Romanowski sei der Urkundenfälschung sowie Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes verdächtig. Die „Schein-Polizei“ hätte ihn auf den Weg in seine Spandauer Wohnung abgefangen. Er sei „überfallen“ worden, man hätte ihm Handschellen angelegt und zu Boden geworfen„ meldet die Reichsdeppenrundschau ein von Romanowski veröffentlichtes Video transkribierend.

 

MarktfundamentalistInnen der AfD sowie RechtspopulistInnen wie Oliver Wesemann vervollständigen die Montagsquerfront. Wesemann wechselt die Parteien wie andere das Hemd. Von den Piraten zu Pro Köln, Pro NRW ist er im Moment bei Pro Deutschland angelangt.

„Wahrheit statt alliierter Geschichtsschreibung“ – Das Transparent ein Werk von Wahrheitskriegern, Reichsbürgern oder anderer brauner Untiefe der Kundgebung?

Auch das Schild „70 Jahre Besatzung Deutschlands – USA go home!“ ist ein sämtliche rechte Strömungen und Parteien übergreifender einigender Slogan.

Vor all diesem fortschrittlichem Publikum, mit ihrer braunen Vergangenheit und Gegenwart, ihren Plakaten und Transparenten, stellt Jürgen Elsässer fest: „Der wahre Antifaschismus steht hier auf dem Platz.“ Die NPD ruft derweil im Netz zur Unterstützung der „Friedensbewegung 2014“ auf:

 

„Raus auf die Straße – „Friedensbewegung 2014“ unterstützen!

 

Unser Berliner Landesvorsitzender Sebastian Schmidtke macht es wieder einmal richtig: Hingehen und Gesicht zeigen!“

 

Tags darauf erscheint im NPDParteiorgan „Deutsche Stimme“ ein Artikel des Pressesprechers Frank Franz. „“Friedensbewegung 2014 – die NPD ist dabei!“ „Die nationale Opposition in Deutschland unterstützt die Forderungen der neuen Friedensbewegung mit Nachdruck und begrüßt jeden Ansatz einer breiten, lagerübergreifenden Oppositionsbewegung“ schreibt Franz. Er zitiert den von Mährholz inhaltlich geschätzten NPD-Vize Karl Richter:

 

„Der Forderung nach … der Wiederherstellung eines freien und souveränen deutschen Vaterlandes kann sich jeder Deutsche guten Gewissens anschließen, und zwar über alle Parteigrenzen hinweg. Für uns gibt keinen ´linken´ oder ´rechten´ Frieden. Alle Deutschen, denen es um die Zukunft unseres Landes geht, müssen jetzt auf die Straße“

 

Kein links, kein rechts, wir sind alle eine Volksgemeinschaft – das dürfte den Propagandisten der Mahnwache gefallen. Auf der Leipziger Veranstaltungsseite wird derweil munter mein Kampf zitiert:

 

„Denn Hitler hatte eine hervorragende Beobachtungsgabe. Nur weil es von Hitler kommt, muss es lange nicht schlecht sein.

Ich zitiere mal aus „Mein Kampf“ :
(…) Endlich aber läßt dieser häufig sehr herbe Kampf das Mitleid absterben. Das eigene schmerzliche Ringen um das Dasein tötet die Empfindung für das Elend der Zurückgebliebenen.
Mit mir besaß das Schicksal in dieser Hinsicht Erbarmen. Indem es mich zwang, wieder in diese Welt der Armut und der Unsicherheit zurückzukehren, die einst der Vater im Laufe seines Lebens schon verlassen hatte, zog es mir die Scheuklappen einer beschränkten kleinbürgerlichen Erziehung von den Augen (…) Mein Kampf – S.22“

„Wenn man ein Idiot ist, kann man das einfach mit „OH NEIN ER HAT HITLER ZITIERT“ kaputtreden. Aber das trifft nunmal nicht den Kern. Vieles von dem, was er analysiert hat, ist nunmal leider korrekt.“

 

Gleichzeitig berichtet der Spiegel über das Parteiausschlussverfahren des Nationalsozialisten Thomas Wulff aus der NPD: „Es gibt Berichte, wonach der Hardliner sich nicht nur einen Nationalsozialisten genannt hat. Danach soll Wulff auf der Hamburger Parteiversammlung auch bekräftigt haben, sich gegen die Kriminalisierung Adolf Hitlers einsetzen zu wollen.“ Wulff stellt sich da taktisch ungeschickt an. Die neue „Friedens“bewegung führt die Entkriminalisierung Hitlers wie oben dokumentiert real durch. “Vieles“ ist „korrekt“ bei Hitler. Und am 2. Weltkrieg soll inzwischen die Fed Schuld sein.

Die extrem rechte Anonymous Seite wirft sich mit ihren über 400.000 (teils wohl gekauften) likes in die Schlacht und weist jedweden Ausschlussversuch der Nationalisten zurück. Ohne scheu wird dort ebenso wie bei der NPD zur Querfront aufgerufen. Innerhalb einer Stunde ist das Posting schon 200-mal geteilt durch das Netz gejagt:

 

„Mal etwas Grundsätzliches: Man kann keine Montagsdemo nach dem Motto: „Vom Volk fürs Volk“ organisieren und gemeinsam für Demokratie und Bürgerrechte einstehen und im selben Moment fordern, Menschen von den Demos auszuschließen nur weil diese Mitglied bei der NPD … sind.“

 

Wir regiert Mährholz auf die NPD Präsenz bei der Querfrontkundgebung und die Berichterstattung in der Presse? Er veröffentlicht einen „Offener Brief der Montagsmahnwachen für den Frieden an die aktiven Antifaschisten in Deutschland.“ Darin steht u.a.:

 

„Jetzt ist es allerdings so, dass die NPD und andere rechte Parteien verstärkt zur Teilnahme an den Mahnwachen aufrufen. Diese Entwicklung sehen wir mit Besorgnis, da auch wir keine schleichende Unterwanderung wollen. Darum wenden wir uns nun an euch!
Es hat sich in Essen gezeigt, dass es durchaus möglich ist, eine offizielle Parallelveranstaltung zu machen, ohne dass (unschuldige in das Kreuzfeuer diverser politischer Lager geraten) oder ( es zu Problemen führt.)
Wir glauben, dass solche Parallelveranstaltungen der richtige Weg sein könnte, um sicherstellen, dass es innerhalb der neuen Friedensbewegung keine Entwicklung nach rechts gibt.“

 

Mährholz & Co locken die Rechten mit ihren Querfrontreden & Querfrontrednern auf ihre Kundgebungen. Sie wollen niemand ausschließen – und dann fürchten Sie plötzlich eine Unterwanderung?

Als Mittel, um den sich potenzierenden Rechtstrend der Kundgebung zu verhindern, schlagen Mährholz & Co vor, dass Gegenveranstaltungen gegen die Mahnwachen durchgeführt werden sollen. Sie rufen selbst zu Gegenkundgebungen zu ihren eigenen Mahnwachen auf. Ja wollen sie sich selbst auch spalten, in den Querfront Mährholz und den Antifa-Mährholz? Ja glauben die denn, dass die Nazis vor so was dann Angst haben und Wegbleiben? Oder wie soll das geschehen? Die Nazis sind Gegenveranstaltungen doch gewohnt. In der Pressemitteilung zum Querfront Event wird zum einen übelst über die Presse hergezogen. Zum anderen beklagt sich Mährholz, dass er bei einer öffentlichen Veranstaltung doch keine Nazis des Platzes verweisen könne, ohne sich strafbar zu machen:

 

„Einen konkreten Lösungsvorschlag, wie die Organisatoren…diese missliebigen Personen von einer öffentlichen Veranstaltung auf einem öffentlichen Platz hätten fernhalten können, ohne sich gleichzeitig strafbar zu machen, konnte der Tagesspiegel aber offenbar nicht anbieten.“

 

Das ist der Gipfel der Heuchelei. Wenn ich keine Nazis auf meiner Kundgebung haben will, sage ich das klar und deutlich zuvor. Schreibe es in meine Aufrufe. Falls der braune Rand erscheint, muss er den Platz verlassen. Die Führungskader . sind bekannt – und die eine oder der andere (mit teils langer extrem rechter Geschichte) ebenso. Aber sie wollen sie ja da haben. Nur nicht offen. Verschleiert soll es sein. Darum rufen sie in einem weiteren Brief die Parteien auf:

 

„Werbt bitte auf Euren Seiten NICHT für unsere Mahnwachen. Tut nichts, was den Eindruck erwecken könnte, dass diese Veranstaltungen für den Frieden mit einer bestimmten politischen Richtung, einer Partei, einer Organisation oder einer Ideologie assoziiert werden.“

 

Das dürfte ein klarer Appell an die NPD und die AfD gewesen sein. Andere Parteien sind uns nicht bekannt, die für die Montagsquerfront werben. Was auf den ersten Blick wie eine klare Distanzierung ausschaut, wird sofort wird relativiert:

 

„Wenn Ihr Euch einbringen wollt, dann tut dies als Menschen, nicht als Mitglieder einer Partei. Gesellt Euch zu den anderen Menschen auf den Mahnwachen, lernt sie kennen, erfahrt etwas über ihr Leben, ihre Hoffnungen, Nöte und Träume! Solidarisiert Euch mit ihnen, damit auch sie sich mit Euch solidarisieren können.“

 

Kommen sollen alle Nazis der Welt, für einen gemeinsamen Frieden, nur sagen, welcher Partei sie angehören – bitte sehr nicht. Der Nazi macht das ganze natürlich brav mit. Eine fiktive Geschichte, wie die Propagandisten der rechtsoffenen Kundgebungen eine Teilnahme von Nazis als Nazis verhindern, von Nazis als Menschen aber fördern möchten:

 

Sebastian Schmidtke vergangenen Montagnachmittag in seiner Wohnung:

 

Sebastian Mensch: „Tschüss Sebastian, brauner Gesell, pfleg unser Netzwerk im Weltnetz. Ich darf jetzt für die Souveränität Deutschlands demonstrieren. Ich. So – als Mensch halt. Du musst zu Hause bleiben. Dich, braunen Gesell, wollen sie nicht sehn. Fürs Image seiest du nicht gut genug!“


Sebastian brauner Gesell: „Ich seh im Herzen zur Sonne und bin im Geiste bei dir, nur zeigen werde ich mich nicht. Rühr dich doch bitte mal kurz von dort mit deinem tragbaren Funkfernsprecher.“


Sebastian Mensch: „Mach ich mein Freund. Wenn alles klappt, dann könnten wir das öfter machen. Tolle Idee von Lars und seinem Kameraden. Sein Name klingt so schön nordisch, fast so schön wie Adolf.
Wenn das klappt, dann machen wir das öfters. Sollten wir beide wegen Volksverhetzung mal in den Knast müssen, dann gehst du, brauner Gesell. Ich bring dich hin und gehe wieder heim. Das werden die Vollzugsbeamten schon verstehen. Wenn nicht: Sollen sie sich doch direkt an den Lars wenden. Seine Funkfernsprechnummer hat er überall gestreut. Der kann ihnen das schon erklären. Auch, dass ich gar nicht rechts sein kann. „lechts und rinks gibt es gar nicht – sagt der gute Lars.“

 


Zur Rolle der schweizer Anti-Zensur-Koalition (AZK) bezüglich der RednerInnen der Montagsquerfront siehe: rech­te Frie­dens­be­we­gung AfD PdV & Ho­lo­caust


Weitere Artikel und Stellungnahmen zur rechtsoffenen „Friedens“Bewegung sind auf unserer Facebook-Seite zu finden


Bürgerinnen und Bürger gegen extreme Rechte

 

http://bubgegenextremerechte.blogsport.de