Mit diesem Aufruf wollen wir allen Menschen, die gegen Kapitalismus samt seiner Zwangsmechanismen auf die Straße gehen wollen, die Möglichkeit geben mit Gleichgesinnten an der Demonstration teilzunehmen. Uns geht es nicht, verschiedene Positionen gegeneinander auszuspielen oder die Demonstration inhaltlich zu spalten. Wir sehen den Aufruf als eine theoretische Ergänzung zu den bisherigen Analysen, Positionen und Perspektiven.
Als Teil der pluralistischen Linken sehen wir es erforderlich an, alle Strömungen für eine Perspektive fernab von Ausbeutung und Herrschaft zu mobilisieren. Das kapitalistische Ausbeutungssystem, die (immer wieder kehrenden) Wirtschaftskrisen und die reaktionären Nationalstaaten lassen es nicht zu, sich weiter mit ideologischen Grabenkämpfen aufzuhalten.
Wir glauben nicht, dass die sozial-reformistischen Gewerkschaftsapparate samt ihrer Mitglieder sich derart radikalisieren, dass die Standortlogik und die Legitimation der Wirtschafts- und Staatsordnung in Frage gestellt wird. Ganz im Gegenteil, der DGB dient auch dazu, den angestauten Frust seines beitragszahlenden Anhangs in geordneten und harmlosen Bahnen freien Lauf zu lassen, eine Ablehnung hingegen, oder gar Kampfformen gegen den Arbeitszwang und die kapitalistische Ausbeutung wird nicht als Mittel des gewerkschaftlichen Kampfes angeboten. Keine Partei, weder im Hier und Jetzt, noch in ferner Zukunft wird uns den Ausbruch aus dem Ganzen bringen, sondern statt Agitation, braucht es die basisdemokratische Selbstorganisation aller!
Arbeit und Lohn ist nicht alles! Wir lehnen neben den sinkenden Löhnen, dem Abbau von Arbeitsplätzen und der Hartz4-Repressionen generell die soziale Bevormundung ab. Steigende Mieten und die ständige Erhöhung der Fahrpreise der öffentlichen Verkehrsmittel machen den Alltag für immer mehr Menschen zu einen täglichen Überlebenskampf, trotz Arbeits- und Lohnverhältnis.
Die drohenden Zwangsräumungen, die explodierende
Lebenskosten und die hoffnungslosen Wohnungssuchen führen zu
sozialen Spannungen, die bei der Zuspitzung der Verhältnisse zu
einer Stimmung des Aufstands führen kann.
Die sozialen Widersprüche und Spannungen werden durch die herrschende Politik und einigen Medien kaschiert und in falsche Bahnen gelenkt, in dem Unschuldigen wie Flüchtenden, Migranten oder Menschen in Südeuropa die Schuld für immer mehr Armut, Existenzangst, sinkende Löhne und Arbeitsplätze zugeschoben wird. Verkürzte und personalisierte Kapitalismuskritik wird nicht nur von den Herrschenden reproduziert, sondern auch manche Proteste wie die mittlerweile tote Occupy-Bewegung denken in falschen und einfachen Verhältnissen.
Unsere antikapitalistische Praxis und Krisenpolitik ist die Demokratie und die Handlungsmacht von unten. Selbstbewusste Spartengewerkschaften, anarchosyndikalistische Gewerkschaften, anarchistische wie rätekommunistische Basisgruppen, autonome und antikapitalistische Zentren und weitere Formen der Selbstorganisation und Selbstverwaltung im Austausch und der Zusammenarbeit überwinden die bisherigen Teilbereichskämpfe und ihre Sachverwaltungsapparate. Die Erfahrungen, Fähigkeiten und Kenntnisse innerhalb dieser Strukturen, verbunden mit positiven Erlebnissen von Demonstration, Streiks und anderen Protestformen ermöglichen die Wahrnehmung der eigenen Mündigkeit und der Selbstentfaltung. Dieser Prozess erweckt und entfaltet das aufständische Bewusstsein der Menschen neben den gezielten Zuspitzungen der bestehenden Verhältnisse durch Graswurzelarbeit und Intervention. Keine Organisationsform als Vorhut und Stellvertreter*in der Ausgebeuteten und Unterdrückten, sondern die Betroffenen selbst haben ihr Schicksal und ihre Zukunft in der Hand.
Eine freie Gesellschaft ohne Lohnarbeit, Ausbeutung, Unterdrückung, Umweltzerstörung und weitere Grausamkeiten des Bestehenden kann nur durch die Überwindung des Kapitalismus erfolgen und einer Umgestaltung des Wirtschaftssystems. Dafür müssen wir alle gemeinsam uns vernetzen, organisieren und zusammen arbeiten. Um einen mehrdimensionalen antikapitalistischen Widerstand auf die Beine zu stellen, der alle Verhältnisse umwirft.
Durch die Demo-Teilnahme wollen wir auch transnationale Solidarität an alle Betroffenen weltweit senden, die durch die Umweltzerstörung, Krieg, Hunger, Armut und die Krisenregime wortwörtlich um ihr Leben kämpfen. Von daher ist es wichtig, hier in Deutschland gegen die kapitalistische Zustände vorzugehen. Denn der Hauptfeind steht im eigenen Land.
Unser Ziel ist nicht nur die Abschaffung der ökonomischen Ordnung, die Menschen, Tiere und Umwelt nach Profitnutzen ausbeutet und vernichtet sondern die Emanzipation an sich. Die Perspektive einer herrschaftsfreien und freiheitlichen Gesellschaft, die alle Herrschaftsverhältnisse und Unterdrückungsmechanismen aushebelt, bringt uns am 01. Mai 2014 in Stuttgart auf die Straße.
Für einen konsequenten Antinationalismus und die soziale Befreiung von jeglicher Herrschaft weltweit.
Für die soziale und antiautoritäre Revolution. Der kommende Aufstand sind wir alle!
Es rufen auf:
* Ganz Anders
* Libertäres Bündnis Ludwigsburg (LB²)