Peniskuchen-Affäre: NPD-Generalsekretär tritt nach Partyfotos zurück

Peniskuchen-Affäre: NPD-Generalsekretär tritt nach Partyfotos zurück
Erstveröffentlicht: 
06.04.2014

Die Sause mit Kuchen in Penisform und der Porno-Darstellerin Ina Groll war zu viel: NPD-Generalsekretär Peter Marx ist wegen der Party-Affäre von Saarbrücken zurückgetreten. Die NPD geht zerstritten ins Wahljahr.

 

Berlin/Hamburg - Die Fotos waren dann doch zu viel des Guten: Sie zeigen einen gutgelaunten NPD-Generalsekretär Peter Marx auf einer Geburtstagsfeier in einer Saarbrücker Kaschemme, neben ihm zwei Damen mit Wunderkerzen. Es wird Kuchen in Penisform gereicht, eine Striptease-Tänzerin tritt auf, die umstrittene frühere Pornodarstellerin Ina Groll ist anwesend.

 

Eine Sause, die vielen Rechtextremen nicht passte, da sie alles andere als deren Vorstellung von einem würdigen Auftritt eines Funktionärs entspricht. "Unappetitlich" nennt NPD-Parteichef Udo Pastörs die Bilder, die sich im Internet schnell verbreiteten.

Sie haben jetzt zum Rücktritt von Marx, bisher Nummer zwei in der rechtsextremen Partei, geführt. Er legte am Sonntag auf der Vorstandssitzung in Berlin sein Amt nieder. Marx kam so einer Abwahl durch den Vorstand zuvor. Die Jugendorganisation JN hatte einen entsprechenden Antrag gestellt.

Pastörs wollte sich nach Informationen von SPIEGEL ONLINE nicht mehr länger vor den umstrittenen Generalsekretär stellen, heißt es aus Vorstandskreisen. Zu groß war der Unmut in der Führung über den Spitzenfunktionär. Die sogenannte "Saarbrücker Peniskuchen-Affäre" war der Fehlgriff, der dann doch einer zu viel war. Zumal der Skandal auch Pastörs zunehmend in Bedrängnis brachte, weil der 61-Jährige lange mit einer Entscheidung zögerte.

"Es ist eine Unverschämtheit"

Mitte März hatte das Präsidium Marx bereits zum Rücktritt aufgefordert. Doch der wollte nicht weichen, wohl auch, weil der Parteivorsitzende die Vorwürfe erst einmal weiter prüfen wollte, wie er sagte. Zudem arbeiten Pastörs und Marx seit Jahren zusammen. Marx half Pastörs, der zugleich Schweriner NPD-Fraktionschef ist, nach Einzug in den Schweriner Landtag 2006 die Arbeit dort aufzubauen. Das Verhältnis der beiden galt lange als eng, auch weil NPD-Urgestein Marx - anders als Pastörs, der erst 2000 in die Partei eintrat - deren Strukturen gut kennt.

 

Und so machte Marx seinem Ärger auf Facebook Luft, nachdem SPIEGEL ONLINE über seine bevorstehende Abwahl berichtet hatte: "Es ist eine Unverschämtheit, wenn sich Vorstandsmitglieder an die Medien wenden, um dadurch von mir einen Rücktritt einfordern zu wollen." Unmut gebe es immer in der NPD, sagte er auf Anfrage. "Ich werde mir nicht verbieten lassen, mit wem ich Kontakt habe." Damit meinte er auch die frühere Pornodarstellerin Ina Groll alias "Kitty Blair".

Groll, jung, blond, nie selbst Mitglied, hatte für die NPD unter dem Motto "Nationalismus darf auch sexy sein" geworben. Sie war dafür massiv angegangen worden, als bekannt wurde, dass sie in einem ihrer Filme Sex mit einem schwarzen Darsteller gehabt hatte.

Wochenlang diskutierten die Rechtsextremisten hitzig auf diversen einschlägigen Seiten über Groll - politisch eigentlich eine unwichtige Sache, zumal ein Verbotsverfahren gegen die NPD läuft. Die Parteiführung sah lange zu, bis sich das Präsidium nach den veröffentlichten Bildern der Geburtstagssause zum Handeln genötigt sah. Zu groß schien der Schaden für die NPD. Groll wurde zur "unerwünschten Person" erklärt. Nicht alle wollen sich mit dieser Entscheidung abfinden: Der bayerische Landesverband hat dagegen protestiert.

 

"Haifischbecken voller Intriganten und Heuchler"

Das Gezerre allein in dieser Sache zeigt, wie zerstritten die NPD immer noch ist. Von einem "Kampfjahr" hatte Pastörs im Januar gesprochen, Geschlossenheit angemahnt. Im Mai stehen die Europawahl und Kommunalwahlen in zehn Bundesländern an, im Spätsommer stimmen die Sachsen, Brandenburger und Thüringer über ihre neuen Landtage ab.

Doch so richtig mag die Partei Pastörs nicht folgen - auch weil der Eindruck entstanden ist, dass der Vorsitzende nicht gerade entscheidungsfreudig ist. Nach seiner Niederlage bei der Wahl um den Spitzenplatz für die Europawahl auf dem Parteitag Mitte Januar schien er geradezu abwesend. Von seiner angekündigten "harten Hand", die die NPD mit ihm als Vorsitzenden bekomme, war jedenfalls nichts zu spüren.

Wenig schmeichelhaft beschreibt Pastörs' Stellvertreter Karl Richter die Lage der NPD auf seiner Facebook-Seite:

"Unsere Partei ist inzwischen ein Haifischbecken voller Intriganten und Heuchler, die sich darin nicht mehr viel von anderen Parteien unterscheidet."

Und weiter:

 

"Hinzu kommt, daß mir ganz persönlich im letzten Jahr einige Leute ziemlich dumm gekommen sind und sich viel Mühe gemacht haben, mich auszubremsen. Das vergesse ich nicht."

Marx wird seine Kritiker auch nicht vergessen - so viel ist sicher, zumal er in seiner langen NPD-Karriere auch einiges an Wissen angesammelt haben dürfte. Für den Strippenzieher, der seit seinem 15. Lebensjahr erst in der JN und dann später in der NPD aktiv ist, gab es bereits viele Aufs und Abs. Ihm bleiben nun noch das Amt des saarländischen Landeschefs und das Mandat im Saarbrücker Stadtrat - bis zu seinem nächsten Comeback in vorderster Reihe.

Ob der 57-Jährige künftig auf Pastörs zählen kann, ist fraglich. Das Verhältnis der beiden ist bereits merklich abgekühlt. Der NPD-Parteichef hatte Marx bereits den Posten des Geschäftsführers genommen. Bis Sommer ist der Saarländer noch Referent im Landtag - dann ist auch hier Schluss. Pastörs' Ansage ist deutlich: "Wir haben keine Anschlussverwendung mehr für ihn."