Prozessbeginn in Berlin - "Reichsbürger" mit Sprengstoffarsenal

Erstveröffentlicht: 
04.04.2014

Ein 40-jähriger hatte auf einem Areal in Neukölln über 200 Kilogramm Pyrotechnik gelagert, bei Vernehmungen gab er wirre und radikale Thesen zu Protokoll. Vor Gericht gab er nun an, sich mittlerweile von der Ideologie der "Reichsbürger" losgesagt zu haben.

 

Auf einem vermüllten Areal in Neukölln hatten Spezialisten jede Menge Arbeit: In einem ehemaligen Kriegsbunker türmte sich Pyrotechnik, in mehreren Fässern lagerten Chemikalien. Daniel S. soll bis Juli 2012 ein illegales Lager betrieben haben. Als man mit ihm reden wollte, zeigte er sich laut Anklage von radikaler Seite. Mit der wirr scheinenden Ideologie eines „Reichsbürgers“ bombardierte er Behörden, außerdem soll er „Gewalt unglaublicher Härte“ angedroht haben. Vor Gericht präsentierte er sich nun freundlich und gesprächig.

 

Der 40-jährige S. durfte zwar Pyrotechnik lagern. Allerdings hatte er diese Menge mit 5000 Sprengkapseln und 127 Leuchtkörpern deutlich überschritten – um 230 Kilogramm laut Anklage.

 

Lächelnd konterte der Angeklagte: „Ich habe nicht gelagert, ich war dabei, sie in einen legalen Zustand zu überführen.“ Die Polizei habe ihn jedoch „handlungsunfähig“ gemacht. Und zu Bedrohungen sei es nie gekommen. Möglicherweise sei er am Telefon „etwas wirr rübergekommen“.

 

Behörden erlebten S. in Art eines „Reichsbürgers“. Solche Gruppen pendeln zwischen Rechtsradikalismus und Verschwörungstheorie. Sie wähnen ein Fortbestehen des Deutschen Reichs, erkennen Behörden nicht an, zahlen keine Steuern. „Hat man keine Ahnung von Politik, fällt man darauf herein“, sagte S. Er habe „Rechtshilfe“ erhofft. Dass ihm die Gruppe nichts bringt, habe er aber im letzten Sommer begriffen. Damals war er vor dem ersten Prozesstermin aus der Gerichtspsychiatrie entwichen. In der Verhandlung soll auch geprüft werden, ob er unter Wahnvorstellungen leidet.