Mit fremden Frauen geschmückt

So sieht eine Burschenschaftsparty wirklich aus: Frauen? Fehlanzeige!
Erstveröffentlicht: 
10.03.2014

Gefakte Fotos, geklaute Blondinen

 

Die Hamburger Burschenschaft Germania wirbt mit Partyfotos Neumitglieder. Peinlich nur, dass die Frauen auf den Bildern auf keinem der Feste waren.

 

HAMBURG taz | Die Hamburger Burschenschaft Germania hat auf ihrer Internetseite diverse Partyfotos veröffentlicht, die junge Männer zum Eintreten in die als rechts bekannte Gruppe motivieren soll. Doch wie die Hamburger Morgenpost herausfand, sind diese Fotos nicht echt.

Per Google-Bildersuche wurden die Fotos zurückverfolgt, eines stammt von einer kroatischen Boulevardseite, ein anderes von einer brasilianischen Internetseite, die Fotos sind zwischen acht und zehn Jahre alt. Die Burschenschaft hat die Aufnahmen in eigene Bilder hineinmontiert.

So findet sich unter einer Montage, die zwei junge blonde Frauen unter der kaiserlichen Reichsflagge zeigt, die Bildunterschrift: „Emanzipationsbeauftragte bei der Kontrolle unseres Hauses.“ Für eine Stellungnahme war die Burschenschaft für die taz nicht erreichbar.

Auf ihrer Internetseite wirbt die Germania offen mit „Ehre Freiheit Vaterland“, unter dem Punkt „Aktuelles“ wird erklärt, dass Deserteure keine Helden seien. Innerhalb der Burschenschaft soll es eine Diskussion geben, dass Neumitglieder einen Ariernachweis vorbringen sollen, um dem „antinationalen und widernatürlichen Zeitgeist“ entgegen zu wirken; so stand es 2013 in einem internen Papier.

Um Mitglieder zu werben, hat die Germania eine Liste veröffentlicht: „13 Gründe, gerade jetzt Hamburger Germane zu werden“. Unter Punkt sieben: „Du bist der Stachel im Fleisch der Schmarotzer vom ASTA und seinen linken Vereinen, die Du eh immer verachtet hast, weil sie auf Deine Kosten leben.“

Weiterhin wird mit einem Studentenzimmer direkt an der Alster geworben, im Altbau, dazu noch helfende Kontakte, denn: „Nur Frauen kommen ohne aus: Vitamin B.“ Das „B“ ist in Frakturschrift geschrieben.

Zwei Bedingungen für die Mitgliedschaft gibt es allerdings: Man muss männlich und deutsch sein. Dabei legen die Hamburger Germanen Wert darauf, dass sie weder gegen Frauen noch gegen Ausländer seien, deren Mitgliedschaft würde nur alles verkomplizieren. Immerhin seien Frauen und Ausländer auch oft auf den Burschenschaftpartys zu Gast. Als Beweis gibt es auf der Internetseite die Bilder mit den verschieden Frauen, die die Verbindungsvilla jedoch noch nie von innen gesehen haben.

 



Burschenschaften

Germanische Burschenschaften gibt es seit 1825.

Bis heute dürfen in den meisten Burschenschaften weder Frauen noch Menschen ohne deutschen Pass Mitglied sein.

Viele Burschenschaften sind für ihre rechtsextreme Gesinnung bekannt. Der Dachverband Deutsche Burschenschaften (DB) spricht von einem Vaterlandsbegriff.