BILD bei den mutigen Beamten vom Polizeiposten Connewitz, gegen die am Freitag sogar demonstriert wurde
VON M. DOBBECK und J. KYNAST
Leipzig – Es ist nur ein kleiner Polizeiposten, besetzt mit handvoll Beamten. Doch seit seiner Eröffnung am 6. Februar gibt es Ärger in Leipzig-Connewitz.
Freitagabend der vorläufige Höhepunkt: 150 Linke demonstrierten lautstark gegen das Mini-Revier in der Wiedebach-Passage. „Ganz Connewitz hasst die Polizei“, war auf einem der Plakate zu lesen.
Ganz Connewitz? BILD sprach mit den tapferen Beamten aus dem Polizeiposten.
„Wir müssen uns hier viel gefallen lassen“, sagt Polizeioberkommissar Rüdiger Kunath (52). „Die ständigen Beleidigungen sind verletzend. Wir rechnen jeden Tag mit einem Anschlag!“
Allein am ersten Wochenende kam es zu zehn (!) Angriffen auf den Posten und die Beamten. „Das geht aber nur von einem kleinen Teil der Bevölkerung aus. Die meisten sind zufrieden. Und sagen uns das auch“, so Polizeihauptmeister Stefan Klatt (47).
Denn neben Anzeigen kümmern sich die bis zu sechs Beamten in der Tag-Schicht auch um Fahrradregistrierung, helfen bei Problemen mit Behörden und sorgen allein mit ihrer Präsenz für mehr Sicherheit im Viertel.
Polizeihauptmeisterin Karin Wöbbeking (45): „Connewitz ist bunt und soll auch bunt bleiben. Mit sechs Beamten werden wir keine Party stürmen. Doch es gibt Regeln, an die man sich auch hier halten muss.“
Die Demo Fraitagabend blieb weitgehend friedlich. Dafür kursierte ein dümmliches Radio-Interview als „Satire“ im Internet, in dem ein gewisser Alexander Scheffler (37), angeblich Kopf der obskuren Initiative „No Police District“ die Einrichtung des Polizeipostens als „Frechheit“ bezeichnet und Polizeipräsident Bernd Merbitz (57) persönlich beleidigt.
Übrigens: die Inititative kürzt sich selbst „NPD“ ab - und Scheffler ist auch der Name eines Neonazi-Funktionärs aus Nordsachsen. Soll offenbar lustig sein...
Rund 150 Demonstranten skandieren vor dem Polizeiposten in der Biedermannstraße „Ja zum Bier! Nein zum Revier“