Leipzig. Eher unscheinbar, noch unbeschriftet und dennoch aufsehenregend: Im Leipziger Stadtteil Connewitz gibt es jetzt einen Polizeiposten. Der soll rund um die Uhr besetzt sein.
Am Donnerstagvormittag wurde die Station am westlichen Ende der
Wiedebachpassage eingeweiht – zusammen mit dem wiedereröffneten
Bürgerbüro nebenan. Dieses war vor einem halben Jahr nach schweren
Zerstörungen geschlossen worden und befindet sich nun in neuen
Räumlichkeiten.
„Die Situation war hier bisher unerträglich“,
sagte Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) vor etwa 50 Premierengästen,
darunter auch Dutzende Stadträte und Politiker. Mehr als 300.000 Euro
Schaden seien in den vergangenen Jahren durch Vandalismus in der
Dependance der Kommune angerichtet worden. „Wir können nicht dulden,
dass es rechtsfreie Räume in unserer Stadt gibt“, so Jung energisch. Die
Wiedereröffnung des neuen Bürgeramtes zusammen mit einem Polizeiposten
sei nicht nur eine gemeinsame, sondern auch eine „geniale Idee“ gewesen,
sagte der OBM in Richtung von Polizeipräsident Bernd Merbitz (CDU). Der
nahm den Ball auf und beschrieb die Aufgaben der Beamten vor Ort:
„Polizeiarbeit ist nicht nur Repression. Polizisten sind auch für die
Menschen da, sollen ihnen helfen“, so Merbitz.
Der neue Connewitzer Posten ist rund um die
Uhr besetzt. Während der Öffnungszeiten, die analog zum Bürgeramt
liegen, seien vier Polizisten sowie zwei zusätzliche Mitarbeiter zur
Aufnahme von Anzeigen im Einsatz, hieß es am Donnerstag. Die Beamten
sollen sich nahtlos in die Bevölkerung einfügen, so Merbitz, der aber
auch klar stellte: „Für Sachbeschädigungen haben wir kein Verständnis.“
Merbitz: Habe nichts gegen alternatives Wohnen – fehlende Bürgerbeteiligung kritisiert
In Richtung der zahlreichen Subkulturen, die im Stadtteil zu Hause
sind, ergänzte der oberste Polizist der Messestadt: „Wir haben nichts
gegen alternatives Wohnen. Mir ist es egal, wie bunt hier die Leute
rumhopsen, manche finde ich sogar richtig geil.“ Auch der
Oberbürgermeister wies darauf hin, dass der Polizeistützpunkt nicht als
„Provokation für die Szene“ zu verstehen sei. Stadträtin Juliane Nagel
(Die Linke) kritisierte, dass die Anwohner im Vorfeld nicht in die
Suche nach Lösungen für das Vandalismusproblem einbezogen wurden. „Wir
werden jetzt wieder vor vollendete Tatsachen gestellt“, so Nagel. Die
Politikern und Mitarbeiterin im nahen Linxxnet-Laden auf der Bornaischen
Straße zeigte sich aber auch erfreut, dass das Bürgerbüro nun wieder
zur Verfügung steht.
Die sich über zwei Etagen erstreckende
Außenstelle der Stadtverwaltung in der Wiedebachpassage hat wochentags
von 9 bis 20 Uhr, donnerstags erst ab 13 Uhr und an Samstagen von 9 bis
14 Uhr geöffnet. Bis zur Zerstörung im August 2013 nutzten jährlich etwa
40.000 Connewitzer die das Bürgerbüro.