„Geniale Idee“: Bürgerbüro in Leipzig-Connewitz eröffnet zusammen mit Polizeiposten

Erstveröffentlicht: 
06.02.2014

Leipzig. Eher unscheinbar, noch unbeschriftet und dennoch aufsehenregend: Im Leipziger Stadtteil Connewitz gibt es jetzt einen Polizeiposten. Der soll rund um die Uhr besetzt sein.

 

Am Donnerstagvormittag wurde die Station am westlichen Ende der Wiedebachpassage eingeweiht – zusammen mit dem wiedereröffneten Bürgerbüro nebenan. Dieses war vor einem halben Jahr nach schweren Zerstörungen geschlossen worden und befindet sich nun in neuen Räumlichkeiten.

„Die Situation war hier bisher unerträglich“, sagte Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) vor etwa 50 Premierengästen, darunter auch Dutzende Stadträte und Politiker. Mehr als 300.000 Euro Schaden seien in den vergangenen Jahren durch Vandalismus in der Dependance der Kommune angerichtet worden. „Wir können nicht dulden, dass es rechtsfreie Räume in unserer Stadt gibt“, so Jung energisch. Die Wiedereröffnung des neuen Bürgeramtes zusammen mit einem Polizeiposten sei nicht nur eine gemeinsame, sondern auch eine „geniale Idee“ gewesen, sagte der OBM in Richtung von Polizeipräsident Bernd Merbitz (CDU). Der nahm den Ball auf und beschrieb die Aufgaben der Beamten vor Ort: „Polizeiarbeit ist nicht nur Repression. Polizisten sind auch für die Menschen da, sollen ihnen helfen“, so Merbitz.

 

Der neue Connewitzer Posten ist rund um die Uhr besetzt. Während der Öffnungszeiten, die analog zum Bürgeramt liegen, seien vier Polizisten sowie zwei zusätzliche Mitarbeiter zur Aufnahme von Anzeigen im Einsatz, hieß es am Donnerstag. Die Beamten sollen sich nahtlos in die Bevölkerung einfügen, so Merbitz, der aber auch klar stellte: „Für Sachbeschädigungen haben wir kein Verständnis.“  

Merbitz: Habe nichts gegen alternatives Wohnen – fehlende Bürgerbeteiligung kritisiert

In Richtung der zahlreichen Subkulturen, die im Stadtteil zu Hause sind, ergänzte der oberste Polizist der Messestadt: „Wir haben nichts gegen alternatives Wohnen. Mir ist es egal, wie bunt hier die Leute rumhopsen, manche finde ich sogar richtig geil.“ Auch der Oberbürgermeister wies darauf hin, dass der Polizeistützpunkt nicht als „Provokation für die Szene“ zu verstehen sei.   Stadträtin Juliane Nagel (Die Linke) kritisierte, dass die Anwohner im Vorfeld nicht in die Suche nach Lösungen für das Vandalismusproblem einbezogen wurden. „Wir werden jetzt wieder vor vollendete Tatsachen gestellt“, so Nagel. Die Politikern und Mitarbeiterin im nahen Linxxnet-Laden auf der Bornaischen Straße zeigte sich aber auch erfreut, dass das Bürgerbüro nun wieder zur Verfügung steht.

Die sich über zwei Etagen erstreckende Außenstelle der Stadtverwaltung in der Wiedebachpassage hat wochentags von 9 bis 20 Uhr, donnerstags erst ab 13 Uhr und an Samstagen von 9 bis 14 Uhr geöffnet. Bis zur Zerstörung im August 2013 nutzten jährlich etwa 40.000 Connewitzer die das Bürgerbüro.