Sachsen: Was macht eigentlich „Die RECHTE“?

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Der Aufbau von Christian Worchs Partei „Die RECHTE“ geht in Sachsen auch drei Monate nach der Gründung des Landesverbandes nicht voran: Im Freistaat gibt es nur zehn Mitglieder.

Eher überraschend ist Ende Oktober vergangenen Jahres ein sächsischer Landesverband der Partei „Die RECHTE“ (DR) gegründet worden. Kurios waren die Umstände der Gründungsversammlung, denn sie fand nicht in Sachsen statt, sondern in Nordhessen, kuratiert durch den damaligen DR-Bundes-Vize Pierre Levien.

 

DR-Vorsitzender in Sachsen ist seitdem der aus Niedersachsen zugezogene Zwickauer Nazi Sebastian-Daniel Risse, genannt „Magni“. Stellvertreterin wurde Susann Sommerer aus Tirpersdorf im Vogtland, Beisitzerin ist Jenny Engler aus Ammelshain, das Landesschiedsgericht leitet Maik Teich, bekannt als Aktivist der „Autonomen Nationalisten Hoyerswerda“. Dem Vorstand steht eine eher überschaubare Basis gegenüber, als Sympathisanten sind bisher Kameradschafts-Anhänger wie Patrick Freyer („Nationale Sozialisten Erzgebirge“) sowie Daniel Buchholz aus Crimmitschau in Erscheinung getreten. Unterm Strich hat DR in Sachsen gerade einmal zehn Mitglieder.

 

Bedeutende Unterstützer sind nicht darunter. In den West-Verbänden waren etliche Aktivisten zwischenzeitlich verbotener Organisationen – etwa des Nationalen Widerstand Dortmund (NWDO), der Kameradschaft Hamm (KSH) und der Kameradschaft Aachener Land (KAL) – in die Worch-Partei eingetreten. Einen vergleichbaren Effekt gab es in Sachsen aber nicht. Frühere Mitglieder der vor knapp einem Jahr verbotenen „Nationalen Sozialisten Döbeln“ sollen sich vielmehr in Richtung des NPD-Nachwuchses bei den „Jungen Nationaldemokraten“ orientiert haben.

 

Inaktiv und nicht vorzeigbar

 

DR unterhält in Sachsen den Landesverband Nummer sieben, aber bislang kommt er über eine Platzhalterfunktion nicht hinaus, ganz ähnlich wie der Verband in Brandenburg. Auch ist in Sachsen bislang kein einziger Kreisverband entstanden. Die überhaupt einzige wahrnehmbare Parteiaktion war Mitte Dezember eine Saalveranstaltung in Görlitz mit mageren 18 Besuchern.

 

Eigentlich, so wird es in der Szene erzählt, wollte Worch seine „Rückkehr“ nach Sachsen etwas theatralischer inszenieren: mit einem Aufmarsch, ausgerechnet durch Zwickau. Dem Vernehmen nach fand er vor Ort keine Unterstützer. Zuletzt war der jetzige DR-Anführer Mitte 2007 durch Leipzig gezogen. Das war das Ende einer langen Aufmarsch-Serie, die 2001 begonnen hatte und die eigene Gefolgschaft mangels Erfolgen derart ermüdet hat, dass am Ende nur noch drei Dutzend Nazis mitmachen wollten. Worch macht dafür bis heute den damaligen „Kameradschaftsführer“ und jetzigen NPD-Landesvize Maik Scheffler verantwortlich.

 

Worch wird ihm so schnell keine Konkurrenz machen können, insbesondere ist in Sachsen auf absehbare Zeit nicht mit einer Teilnahme an Wahlen zu rechnen. Bei den Bundestagswahlen war DR nur in Nordrhein-Westfalen angetreten und hat dort ausgesprochen wenige Stimmen erhalten. Endergebnis: 0,0 Prozent.

 

Der sächsische Verband hätte ohnehin keine vorzeigbaren Kandidaten: Maik Teich posiert im Internet vor einem „Blood & Honour“-Motiv und ist mit einem Profil namens „Beate Zschäpe“ befreundet, Jenny Engler zeigt auf ihrer Seite im sozialen Netzwerk „VK“ Hakenkreuze, Sebastian-Daniel Risse präsentiert sich bei Facebook in einem „Combat 18“-Pullover und zeigt ein Hitlerzitat in seiner Bildersammlung.

 

Mehr Nazistammtisch als Partei

 

Dass überhaupt ein DR-Landesverband zustande kam, verdankt sich der Aufbauhilfe aus dem Westen. Eine Delegation aus Hamm besuchte Ende September 2013 eine „Zeitzeugenveranstaltung“ im Leipziger NPD-Büro in der Odermannstraße. Anfang Oktober nahmen DR-Mitglieder aus Dortmund an einem JN-Aufmarsch in Döbeln teil. Kurz darauf folgte ein „Drei-Länder-Stammtisch“ mit Mitgliedern aus Hessen sowie Interessenten aus Thüringern und Sachsen.

 

Unter den Interessenten aus Thüringen befand sich Jörg Krautheim aus Gera, einst Mitglied des dortigen NPD-Landesvorstandes, Aktivist beim „Thüringer Heimatschutz“ und bis zuletzt bei Facebook mit Ralf Wohlleben befreundet. Bei der Polizei steht Krautheim mittlerweile mehr dafür in Verdacht, die Droge „Crystal“ gekauft zu haben.

 

Der „Drei-Länder-Stammtisch“ mit so einschlägigem Besuch war ausschlaggebend für die folgende Gründung des DR-Landesverbandes in Sachsen. Die tatkräftige Unterstützung durch den DR-Kader Pierre Levien dürfte künftig aber ausfallen, denn er ist Anfang des Jahres als stellvertretender Bundes- sowie hessischer Landeschef zurückgetreten. Bisher galt Levien als zweiter Mann in der Partei, gleich hinter Worch. Auf den Rücktritt folgte die Auflösung der bisherigen fünf Kreisverbände in Hessen.