Seit mehreren Jahren mobilisieren Neonazis ausgehend von der „NPD Lausitz“ am 15. Februar, dem Jahrestag der Bombardierung im 2. Weltkrieg, nach Cottbus zu einem „Gedenkmarsch“. Sie wollen im Schatten von Dresden an den deutschen Opfermythos anknüpfen und somit ihre geschichtsrevisionistische und NS-Verherrlichende Ideologie auf die Straße ziehen.
Nun steht die alljährliche Inszenierung erneut
an – aber sorry Nazi, wir haben immer-noch keinen Bock auf deine Story.
Wir werden den Aufmarsch wieder zu einem Desaster machen! Im letzten
Februar wurde der „Gedenkmarsch“ von umfangreichen Gegenprotesten und
Blockaden umzingelt, so gelang es uns den Aufmarsch erstmalig gänzlich
zu verhindern. Die Situation für die Neonazis war so ausweglos, dass sie
nach wenigen Hundert Metern und Stundenlangem rumstehen, frustriert
umkehrten. Dadurch konnte auch mit der Kontinuität des 15. Februar als
zentrales Nazi-Event für Süd-Brandenburg gebrochen werden.
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Dies gilt es zu wiederholen! Gemeinsam mit dem breiten Bündnis „Cottbus Nazifrei!“ wollen wir an den Erfolg des letzten Jahres anschließen und den 15. Februar für die Nazis platzen lassen. In diesem Sinne: Lasst uns dafür sorgen, das Cottbus auch weiterhin ein heißes Pflaster für die NPD bleibt. Beteiligt euch zahlreich am vielfältigen Protest und lasst uns entschlossen dafür sorgen, dass der Aufmarsch erneut zu einem Reinfall wird!
TREFFPUNKT: 10:30 UHR / AM STAATSTHEATER
INFOVERANSTALTUNGEN:
12.02. - Finsterwalde - 19:00 Uhr - L86
11.02. - Dresden - 19:00 Uhr - AZ Conni
31.01. - Leipzig - 19:00 Uhr - Linxxnet
Warum wir sagen: Deutsche Täter_Innen sind keine Opfer – Geschichtsrevisionismus stoppen!
Bundesweit versuchen Neonazis die Geschichte des Zweiten Weltkriegs zu verdrehen. Oft werden dazu Jahrestage der Bombardierung deutscher Städte durch alliierte Kräfte genutzt um gemeinsam bei Fackel und Gedenkminute gefallene deutsche Soldaten Heldenhaft zu feiern und um die Zerschlagung des Dritten Reichs zu trauern. Das Verbrechen „Nationalsozialismus“ mit all dessen schrecklichen Folgen werden verherrlicht und in positiven Kontext gestellt. Dabei konstruieren sie einen Mythos von einer unschuldigen deutschen Zivilbevölkerung und Städten. Sie verklären deutsche Mörder_Innen und die Bevölkerung zu „Opfern“ eines Angriffskrieges welcher jedoch vom deutschen Boden ausging.
Ein kurzer Rückblick: Cottbus war im Dritten Reich, wie auch alle deutschen Städte, eine nationalsozialistische Stadt und ein wichtiger Standort kriegswichtiger Industrie und Transporte. Schon vor der „Machtergreifung“ kamen 40.000 Cottbuser_Innen um Hitler zu applaudieren und kollektiv den rechten Arm fliegen zu lassen. Kurz darauf wurde die NSDAP zur stärksten Partei und Cottbus wurde zu einer Garnisonsstadt. Es wurden mehrere Kasernen, u.a. der SA, sowie ein Konzentrationslager wo vermehrt weibliche Regimegegner_Innen inhaftiert waren, errichtet. Während der Reichspogromnacht wurde die Jüdische Synagoge niedergebrannt und Wochen später begann die Deportation von Jud_Innen aus Cottbus in Konzentrationslager. In den Kriegsjahren produzierte Cottbus Halbkettenfahrzeuge und Flugzeuge für die Front. Eine Flugzeugführerschule der Luftwaffe wurde stationiert und der Bahnhof wurde zum Güterumschlag der Textil- und Metallindustrie.
So waren die Cottbuser_Innen keine „unschuldige Zivilbevölkerung“, sondern eine, welche das nationalsozialistische Regime und damit dessen Verbrechen mitgetragen hat. Sie trugen nicht nur eine „Kollektivschuld“ sondern waren mit kriegsrelevanter Infrastruktur mittendrin statt nur dabei. Der Luftangriff am 15. Februar 1945 war ein Schritt zur Befreiung Europas vom deutschen Faschismus.
Ein Bestandteil des Opfermythos ist seine Verankerung in der deutschen Erinnerungspolitik und Gedenkkultur. Die Betroffenheit vieler „im Krieg Angehörige verloren zu haben“ oder explizit bei Luftangriffen wird polarisiert. Durch eine Thematik welche meist auf emotionaler Ebene undifferenziert behandelt wird, entsteht eine homogene „Opfergruppe“ mit nationalistischen und völkischem Charakter. So beschränkten sich bürgerliche Kreise am 15. Februar in Cottbus einige Jahre zuvor auf ein eigenes Gedenken mit dem Anspruch es „richtig“ zu tun. Aufgrund einiger inhaltlichen Parallelen mit dem (Neo)-Naziaufmarsch wurde ihrerseits davon abgesehen ein anderes „Gedenken“ zu stören. Mit Erfolg konnte jedoch in den Diskurs „eigener“ Gedenkveranstaltungen kritisch interveniert werden. So geraten die NS-Verbrechen und dessen Verherrlichung auf der Straße durch den (Neo)-Naziaufmarsch in den Mittelpunkt. So gründeten sich Initiativen welche zumindest an einem jährlichen (Neo)-Nazi-Event protestieren, aber dennoch den symbolischen Rahmen nicht verlassen.
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