Studenten der Uni Hamburg haben für Montag eine Demonstration durch die Sternschanze und St. Pauli angekündigt. Unter dem Motto „Don't let the system get you down“ protestieren sie in Solidarität mit der Gruppe Lampedusa, der Esso-Häuser-Initiative und den Betroffenen des Gefahrengebietes.
Ab 16 Uhr ziehen die Demonstranten vom Uni-Hauptgebäude gegenüber des Dammtor-Bahnhofs am Fernsehturm vorbei, bis zur Hafenstraße und dem Gezi-Park (Park Fiction). Vor den Esso-Häusern soll es dann eine Abschlusskundgebung geben. Die Veranstalter rechnen mit 1000 bis 2000 Teilnehmern.
Erst am Freitagabend war es auf dem Kiez nach einer friedlichen Kissenschlacht als Protest gegen das Gefahrengebiet zu Ausschreitungen gekommen. Unbekannte zündeten Weihnachtsbäume und Mülltonnen an.
Die bereits mehrfach attackierte Davidwache wurde von Polizeieinheiten massiv abgeschirmt. Gegen 20 Uhr flogen dann plötzlich Böller und Flaschen. Es kam zu Rangeleien. Ab 21 Uhr verlagerte sich die Protestaktion auf den nahen Paulinenplatz. Hier häuften Protestler gegen 23.30 Uhr Unrat und Weihnachtsbäume auf und steckten sie an. Am Feuer sangen sie „Oh Tannenbaum“.
Die Polizei hielt sich auffällig zurück – und auch friedliche Demonstranten äußerten ihren Unmut über die gefährliche Fackelei im eng bebauten Wohngebiet. Unter Polizeischutz rückte die Feuerwehr schließlich an und löschte.
Bei den Protesten auf dem Kiez wurde eine Polizistin durch einen Flaschenwurf gegen die Hand verletzt. Zwei weitere Beamte wurden bei Rangeleien durch Schläge und Fußtritte verletzt. Über verletzte Demonstranten ist nichts bekannt geworden. Zwei mutmaßliche Gewalttäter konnte die Polizei festnehmen. Erst gegen 1.15 Uhr beruhigte sich die Situation.
Sonnabendnachmittag zogen erneut ein paar Hundert Menschen durch St. Pauli und protestierten friedlich gegen die „Gefahreninseln“ rund um drei Polizeiwachen. Mit Klobürsten, Tröten, Hupen und Luftschlangen lief der bunte Aufzug zu den Esso-Häusern, um auch gegen deren Abriss zu demonstrieren.
In der Nacht zu Sonntag blieb es weitgehend friedlich. Nur am Bahnhof Altona wurde die Heckscheibe eines Streifenwagens der Bundespolizei eigeworfen.
Bei NDR 90,3 kündigte Innensenator Michael Neumann (SPD) an, nach den Ereignissen von Freitagnacht zu überprüfen, ob das Gefahrengebiet im Bereich St. Pauli-Altona-Sternschanze nicht zu früh verkleinert wurde: „Das ist eine Frage, die man sich wirklich stellen muss.“ Am Abend sah er sich beim Hallen-Masters Fußballturnier in der Alsterdorfer Sporthalle (siehe auch Sportteil) ebenfalls mit Protesten konfrontiert: Personenschützer scharten sich eng um den Politiker, ein Protestler übergab Neumann eine Klobürste, die der auch annahm. Eine Sprecherin sagte der MOPO, Neumann habe mit Protesten keinerlei Probleme, solange sie friedlich blieben. Er stelle sich jeder Diskussion.
In einem Interview der „Welt am Sonntag“ hat am Sonnabend Ex-Bürgermeister Klaus von Dohnanyi (SPD) angeboten, im Konflikt mit der Roten Flora zu vermitteln, wenn Bürgermeister Olaf Scholz ihn darum bitten würde. Dohnanyi hatte einst den Konflikt um die Hafenstraße entschärft.