Nachdem der Gemeinderat im September eine Arbeitsgruppe damit beauftragt hat, die Diskussionen um das Rommel-Denkmal "sichtbar zu machen", hat die Geschichtswerkstatt die Arbeit aufgenommen. Das Afrika-Korps attestiert den Heidenheimern derweil „ernste Probleme mit der Aufarbeitung der deutschen Geschichte.“
Seit der Gerstetter Historiker Dr. Wolfgang Proske in seinem 2010 erschienenen Buch „Täter, Helfer, Trittbrettfahrer – NS-Belastete von der Ostalb“ auch ein Kapitel dem Generalfeldmarschall Erwin Rommel gewidmet hat, ist die seit Jahrzehnten schwelende Diskussion um das Denkmal in der Geburtsstadt von Adolf Hitlers Lieblingsgeneral wieder aufgeflammt. 2011 wurde eine kleine Tafel am Denkmal auf dem Zanger Berg angebracht, die das Denkmal ergänzen soll. Für die Mitglieder der Geschichtswerkstatt, in der auch Autor Proske mitarbeitet, ist dies nicht ausreichend, um das große Denkmal zu relativieren.
Seit 1961 steht der Gedenkstein auf dem Zanger Berg, er wurde vom Verband Deutsches Afrika-Korps, einem Veteranenverein von Rommels Afrikafeldzug, in die Obhut der Stadt Heidenheim übergeben. Auch wenn das Denkmal sich im Besitz der Stadt befindet, fühlt sich das Afrika-Korps seiner Gedenkstätte verbunden: 2011 wandten sich die Veteranen in einem Brief an die Stadt. „Es ging darin um die Saat, die Herr Dr. Proske bezüglich Erwin Rommel als Kriegsverbrecher gelegt hat. Wir können dies im Namen unserer Veteranen keinesfalls dulden“, sagt Barbara Weitpert, die Geschäftsführerin des Vereins.
Verbandsmitglied Arnold Reinsberg geht in der Zeitschrift des Afrika-Korps „Die Oase“ genauer auf die Befürchtungen des Verbandes ein: Es habe ganz harmlos damit begonnen, dass der Zerstörer „Rommel“ ausgemustert wurde. Nun würden „selbst ernannte Historiker“ versuchen, die Gedenkstätte in Heidenheim zu ändern oder zu beseitigen. Und auch die Rommel-Kasernen der Bundeswehr in Dornstadt und Augustdorf sollen ihre Namen verlieren, so Reinsberg. „Aber Widerstand regt sich“, kündigt der Autor an.
In Heidenheim regt sich der Widerstand derweil in eine andere Richtung: Die Geschichtswerkstatt hat eine detaillierte Vorlage für die Arbeitsgruppe erstellt, die auch an alle Stadträte verteilt wurde, „in der Hoffnung auf Unterstützung“, wie Manfred Maier von der Geschichtswerkstatt sagt. Die Mitglieder des Arbeitskreises befürchten, dass das Rommel-Denkmal zur Pilgerstätte für Rechtsgesinnte werde, sagt Maier. Geschürt wurden diese Befürchtungen auch von einer Veranstaltung der NPD, der Jungen Nationaldemokraten (JN) und der „Freien Kräfte Zollernalb“, die im Oktober unter dem Motto „Auf den Spuren des Wüstenfuchses“ einen Ausflug zu Rommels Geburtshaus und zum Heidenheimer Denkmal unternommen haben. Die Nationalisten fanden nach eigenem Bekunden in Heidenheim „ein sehr würdiges Denkmal, wie es in dieser Art nur noch wenige in der BRD gibt.“ Das Afrika-Korps weist darauf hin, dass sowohl die Grabstätte von Rommel als auch Denkmäler öffentlich zugänglich seien und daher nicht vor dem Missbrauch durch rechtsextreme Organisationen geschützt werden können. Die inhaltlichen Positionen von Geschichtswerkstatt und Afrika-Korps zu Erwin Rommel könnten gegensätzlicher nicht sein: Rommel, der auf dem Denkmal als „Opfer der Gewaltherrschaft“ bezeichnet wird, sei „von den damaligen Machthabern missbraucht worden“, sagt Barbara Weitpert. „Er war ein kritikloser Befürworter Hitlers“, hält Manfred Maier dagegen und verweist insbesondere auf das Buch „Rommel – Das Ende einer Legende“ von Ralf Georg Reuth.
Bei der Geschichtswerkstatt blickt man optimistisch ins kommende Jahr: „Wir hoffen, dass es ein Stück in Richtung Mahnmal geht“, sagt Maier. Beim Afrika-Korps hat man wenig Verständnis für die Bemühungen der Historiker: „Es scheint, die Heidenheimer haben ernste Probleme mit der Aufarbeitung der deutschen Geschichte“, sagt Weitpert.