Moschee-Protest: Bürger-Initiative in Leipzig-Gohlis vorerst geplatzt – Neonazi-Aufmarsch

Etwa 90 Menschen haben sich am Mittwochabend vor dem Gohlis-Center versammelt.
Erstveröffentlicht: 
17.10.2013

Leipzig. Der geplante Bau einer Moschee in Leipzig-Gohlis sorgt zunehmend für Proteste – wenn auch bisher meist diffuser Natur. Seit Tagen kursieren nicht signierte Handzettel im Stadtteil, die gegen das vergleichsweise kleine Religionshaus mobilisieren wollen. Auf einer Zusammenkunft am Mittwochabend vor dem Gohlis-Center sollte laut Aufruf sogar die Gründung einer Bürgerinitiative (BI) erfolgen. Dazu kam es jedoch nicht. Die Initiatoren des Protests wagten nicht einmal, sich erkennen zu geben. Dafür plant nun die rechtsextreme NPD eine Kundgebung im Stadtteil.


Etwa 50 Menschen waren am Mittwoch dem Aufruf der Moschee-Gegner vor das Gohlis-Center gefolgt, weitere 40 Befürworter blieben in Rufweite. Zudem war vorsorglich auch die Polizei mit einem Großaufgebot angerückt. „Zum Glück waren die Beamten mit dezent platzierten Kräften dabei, so dass diejenigen, die vielleicht mit aggressiven Parolen gekommen waren, auch gleich wieder auf dem Absatz umgekehrt sind“, sagte eine Mitarbeiterin des Bürgervereins Gohlis gegenüber LVZ-Online.

Linke-Stadträtin Juliane Nagel sprach am Donnerstag von etwa 20 Neonazis, die am Veranstaltungsort gesichtet wurden. Warum die Initiatoren der Protest-Runde unerkannt bleiben wollten, ist bisher noch unklar. Wie es hieß, sei die Gründung der Bürgerinitiative kurzerhand auf Donnerstagabend und hinter die geschlossenen Türen eines Gohliser Restaurants vertagt worden.

Islamfeindliche Ressentiments und NPD-Demo am 2. November

 

Die Bürger, die dem Aufruf gefolgt waren, blieben trotz fehlender Ansprachen und diskutierten stattdessen untereinander, hieß es aus dem Bürgerverein, der im Center ein Büro betreibt. „Im Prinzip haben die meisten einfach nur Angst, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden und dass ihre Bedenken nicht ernst genommen werden“, sagte die Mitarbeiterin des Bürgervereins. Laut Stadträtin Juliane Nagel seien allerdings auch viele Ressentiments zu hören gewesen: „Aussagen wie ‚Moscheen gehören nicht zur deutschen Kultur’, wie sie von Bürgern geäußert wurden, zeigen wie tief verwurzelt islamfeindliche Denkweisen sind“, so die Linken-Politikerin.

Die rechtsextreme NPD, die den Bau des Leipziger Gemeindehauses der Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) jüngst bereits zum Wahlkampfthema 2014 ausrief, hat unterdessen beim Ordnungsamt auch eine Kundgebung im Stadtteil angemeldet. Am 2. November wollen die Neonazis an der Ecke Georg-Schumann-Straße/ Lützowstraße aufmarschieren.