Görlitz: Von Übersteigern und Aussteigern

2005 - Rocky Mauksch auf einer Rudolf-Hess-Demo in Berlin

Wieder einmal gibt es in Görlitz Wirbel, weil ein langjähriger Görlitzer Neonaziaktivist sich in der Görlitzer Fußball-Szene betätigt. Nun ist das nicht unbedingt ungewöhnlich, denn das gibt es schon seit Jahren. Spannend wird es allerdings, wenn man sich anschaut was genau passiert. Mit Rocky Mauksch ist beim größten Görlitzer Fußballverein NFV Gelb-Weiß ein jahrelang sehr aktiver Neonaziaktivist als "Bambini"-Trainer verpflichtet worden.

 

Mauksch war bereits in den späten 1990ern Jahren in der braunen Szene aktiv und gehörte immer zum harten Kern mit teilweise internationalen Verbindungen. Auch wenn Mauksch eher selten auf Demonstrationen etc. zu sehen war, so war er doch immer ziemlich aktiv, wenn es z.B. um braune Aktivitäten rund um den Fußball und braune „Kultur“ ging. Zuletzt war er im März 2012 in Erscheinung getreten, als er in Görlitz ein nationales Fußballturnier veranstaltete. Im Anschluss sollte in den Clubräumen der Kameradschaft Boot – Boys Görlitz ein Neonazi-Konzert stattfinden, was aber von der Polizei und dem Ordnungsamt verhindert wurde. Am Fussballturnier nahmen ca. 100 Neonazis aus Sachsen und Tschechien teil, darunter unter anderem der ehemalige sächsische Sektionsleiter des verbotenen Neonazinetzwerks Blood & Honour.

 

Nur anderthalb Jahre später übernimmt die SäZ mehr oder weniger kommentarlos Mauksch' Darstellung er habe sich weitgehend aus der Szene gelöst.

 

Dass Mauksch auch seither nicht auf die Idee kam seine nationalsozialistischen, rassistischen und antisemitischen Einstellungen zu überdenken ließ er die Welt über sein Facebook-Account wissen. Dort war er bis zuletzt recht offen, wenn es darum ging mit Horst Wessel und Baldur von Schirach ihn inspirierenden Personen kund zu tun.

 

Laut einem Artikel in der Sächsischen Zeitung soll das nun alles Vergangenheit sein. Angeblich seien seine Statements dort schon Jahre alt. Eine dreiste Lüge, wenn man sich anschaut, dass er zuletzt am 24. Juni (damals war er auch schon Trainer) ein rassistisches Bild der Neonazi – Tarnseite „Deutsche Kinder braucht das Land“ auf seiner Facebook-Seite teilte. Von einer selbstkritischen Reflexion eigener rassistischer und nationalistischer Einstellungsmuster ist da nichts zu lesen.

 

Ganz im Gegenteil. So spricht er davon dass Deutsche Interessen wichtiger wären, als die anderer Länder und dass er stolz sei auf „sein Heimatland“ und Ausländer nur duldet, wenn sie in Deutschland eine Gastronomie betreiben. Ganz allgemein würde er sich von menschenverachtenden Tendenzen heute distanzieren, wäre ruhiger geworden und hätte sich von seinem alten Neonaziumfeld gelöst. Ebenfalls sehr fragwürdige Aussagen, wenn man bedenkt, dass er virtuell auf Facebook bis heute mit ebenfalls sehr aktiven Neonazi-Kadern befreundet ist und mit Rene Nierling der wohl wichtigste Görlitzer Neonaziaktivist 50 m Luftlinie von ihm entfernt wohnt.

 

Ganz besonders wohlwollend spricht auch die Vereinsführung von ihm. Hervor tut sich in diesem Zusammenhang besonders der Jugendwart und Bundespolizist Andreas Jurk. Dieser nimmt Mauksch in Schutz und spricht von einer „Hetzjagd“ ihm gegenüber. Auch der Vereinsvorsitzende Hagen Grothe unterstützt Mauksch und spricht davon, dass er in der Öffentlichkeit falsch dargestellt werden würde und dass man ja auch Menschen mit rechten Einstellungen in den Verein integrieren solle. Außerdem wären ja auch Polizisten und ein Staatsanwalt im Verein tätig. Ein spannender Gedanke, wenn man sich vorstellt, dass bei der Feier im Vereinsheim Staatsanwaltschaft, Polizei und Neonaziaktivisten aus dem gleichen Stiefel trinken.

 

Bleibt abzuwarten, ob die Vereinsführung bzgl. Rocky Mauksch ihre Naivität noch irgendwann ablegt, Mauksch tatsächlich irgendwann glaubhaft aus der Neonaziszene aussteigt und sein Weltbild kritisch hinterfragt oder ob man weiterhin jemand mit menschenverachtenden Einstellungen als Trainer arbeiten lässt.

 

Für Görlitz wäre die letzte Lösung die typische.