Wider den alltäglichen Rassismus gegen Ausländer

Erstveröffentlicht: 
27.08.2013

Halstenbeker Schüler setzen Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung. Otto Addo unterstützt Projekt. Der Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit liegt Addo am Herzen.

 

Es ist ein Thema, über das nur an sehr wenigen Schulen so offen gesprochen wird wie an der Halstenbeker Grund- und Gemeinschaftsschule an der Bek: der alltägliche Rassismus. Lehrerin Esther Maier nimmt kein Blatt vor den Mund, spricht die Probleme offen an. Es habe in der Vergangenheit Hakenkreuzschmierereien gegeben. In ihrer Klasse wurde zudem eine indische Schülerin als Affe beschimpft, nennt sie zwei Beispiele. Während andernorts solche Vorkommnisse gern unter den Teppich gekehrt werden, entwickelte sich an der Halstenbeker Schule daraus der Wunsch, etwas offensiv dagegen zu tun. Die Schüler selbst nahmen die Sache in die Hand und stießen bei ihrer Recherche auf das Projekt "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage." Mit der Titelverleihung durch Landeskoordinatorin Medi Kuhlemann gehört die Halstenbeker Einrichtung jetzt offiziell dem in Belgien gestarteten Netzwerk an, zu dem mittlerweile allein in Deutschland 1150 Schulen zählen. Im Kreis Pinneberg sind es jetzt fünf.

 

Bis zur Feierstunde am Montag war es aber ein weiter Weg. Die Schüler warben bei Lehrern und Eltern für die Idee, sammelten bei den insgesamt 781 Kindern und Jugendlichen Unterschriften für den Beitritt, den mindestens 70 Prozent der Schüler unterstützen müssen. Zusammen verpflichten sie sich von sofort an den Kampf gegen Rassismus zu einer der zentralen Aufgaben der Schule zu machen. Das heißt, sie werden langfristige Projekte gegen Diskriminierung aller Art anschieben und sich vor allem aktiv einsetzen, wenn sie auf dem Schulhof Gewalt und Fremdenfeindlichkeit erleben.

 

Hilfe bekommen sie dabei von ihrem Paten. Den suchten sich die Schüler selbst. Nach anfänglichen Schwierigkeiten standen die Halstenbeker Jugendlichen plötzlich vor einer heiklen Entscheidung. Denn sowohl Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig als auch Otto Addo, Nachwuchstrainer beim HSV, signalisierten ihre Bereitschaft, die Patenschaft zu übernehmen. Mit der Entscheidung für den Fußballer bewiesen die Schüler ein gutes Gespür. Denn der Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit liegt Addo, der sich auch bei "Show Racism the Red Card" und der Kampagne "Unsere Elf gegen Rassismus" engagiert, eindeutig am Herzen. Der in Hamburg geborene und aufgewachsene Ex-Fußballprofi mit ghanaischen Wurzeln gab den Schülern am Mittwoch eine Bitte mit auf den Weg: "Behandelt andere Menschen, egal welcher Hautfarbe oder welchen Geschlechts, so, wie ihr selbst behandelt werden wollt. Schaut nicht nur auf euch, sondern auch nach links und rechts, macht den Mund auf oder wendet euch an Anlaufstellen, wenn ihr etwas in diese Richtung bemerkt." Addo selbst musste sich in den 38 Jahren seines bisherigen Lebens schon häufig gegen Anfeindungen aufgrund seiner Hautfarbe zur Wehr setzen. Ob früher als Jugendlicher auf dem Weg zum Fußballtraining, wenn man ihm Bierflaschen hinterher warf, wenn man ihn und Freunde verprügeln wollte oder einfach wenn der Schaffner in der Bahn nur sein Ticket sehen wollte, nicht aber das der anderen im Waggon - Addo kann viele Beispiele aufzählen. Er sagt aber auch: "Tendenziell ist das über die Jahre besser geworden. Auch im Sport war das früher mit den Anfeindungen viel schlimmer als heutzutage."

 

Angesichts von Beispielen wie in Hellersdorf, wo Flüchtlinge aus Kriegsgebieten mit dumpfen Nazi-Parolen von Anwohnern beleidigt würden, hob Halstenbeks Bürgermeisterin die Schülerinitiative als besonders wichtig hervor. Sie erhofft sich eine Signalwirkung, die eben auch über den Schulhof hinausgeht. "Ich bin stolz darauf, dass es an einer unserer Schulen eine solche Initiative gibt", sagte Linda Hoß-Rickmann. Sie betonte, dass auch in Halstenbek angesichts des Flüchtlingsstroms neue Asylunterkünfte geschaffen werden müssten und forderte angesichts erster auch negativer Erfahrungen mit Standortfragen: "Wir müssen für diese Menschen, die doch nicht grundlos ihr Heimatland verlassen, sorgen." Katy Krause