Der politische Spagat des Michael Schäfer

Erstveröffentlicht: 
28.12.2007

Im Oktober 2007 wurde Michael Schäfer zum neuen Bundesvorsitzenden der NPD-Jugendorganisation, Junge Nationaldemokraten (JN), gewählt. Er löste damit den in der NPD-Landtagsfraktion MV beschäftigten Stefan Rochow ab und will die ehemalige Speerspitze der Partei aus der Krise führen.

 

Von Mathias Brodkorb

 

Die NPD ist mit Abstand die jüngste Partei Deutschlands. Im Durchschnitt zählen ihre Mitglieder etwas mehr als 30 Jahre. Dies ist Ausdruck einer außerordentlich erfolgreichen Beteiligung der JN an der Parteiarbeit insbesondere unter Führung ihres ehemaligen Vorsitzenden Holger Apfel, heute Chef der NPD-Landtagsfraktion Sachsen. Die JN waren seinerzeit dabei sowohl strategischer wie programmatischer Motor der NPD. Bereits seit den 1970er Jahren, so Apfel, sei die Jugendorganisation darum bemüht gewesen, einen nationalrevolutionären Kurs in der Partei zu etablieren. In den 1990er Jahren folgten dann Debatten über die strategische Eroberung der Mehrheitsgesellschaft durch „National Befreite Zonen“ und eine „Robin Hood“-Strategie von rechts. Mit dem neuen NPD-Bundesvorsitzenden Udo Voigt sollte diese Ausrichtung ab 1996 in der gesamten Partei mehrheitsfähig werden.

Doch seit mehreren Jahren ist es ruhig geworden um die JN. Seitdem die NPD als Partei eigenständige Erfolge erzielen kann, verlieren auch die JN an Bedeutung. So wird deren Erfolg zugleich zum schwerwiegendsten Grund einer Krise.

Der neue JN-Bundesvorsitzende Schäfer erläuterte in der Dezember-Ausgabe des Parteiblattes „Deutsche Stimme“ im Rahmen eines Interviews nun seine politischen Pläne. In den Vordergrund wolle er die Bildungsarbeit im Rahmen eines Nationalen Bildungskreises (NBK) stellen. Eine eigenständige Studentenorganisation sei somit überflüssig.

Altrechten Flausen erteilt er dabei wie schon seine Vorgänger eine klare Absage: „Wir haben chauvinistische und altrechte Anfälle hinter uns gelassen und leben einen Befreiungsnationalismus, der sozialistisch ist im Wirtschaftlichen, national ist im Staatlichen, völkisch im Kulturellen und freiheitlich im Denken.“ Es sei die Aufgabe der JN, so Schäfer, ein „Bindeglied zwischen der Mutterpartei und radikaleren Kräften“ darzustellen. Folgerichtig attackiert er jüngste Beschlüsse des NPD-Bundesvorstandes gegen die autonomen Nationalisten und plädiert in der „Jugendarbeit“ für ein offeneres Herangehen. Gleichzeitig grenzt sich Schäfer jedoch von Gewalt als Mittel der Politikgestaltung ab: „Auch politische Halbstarke haben bei uns nichts zu suchen.“

Schäfer setzt damit den politischen Spagat, an dem sich die NPD als Partei insgesamt versucht, auf potenzierter Ebene fort. Er will die JN gezielt zur Eintrittsschleuse junger, radikaler Kräfte in die NPD entwickeln und seine Jugendorganisation so aus dem Dornröschenschlaf erwecken. Gleichzeitig lehnt er – zumindest offiziell – Gewalt als Mittel der Politik ab, genau wissend, dass dies die meisten radikalen Kräfte wenig interessieren dürfte.