Zur Rolle der Linken im syrischen Aufstand

Syrien-Krise - Anti-Assad-Demo vor der syrischen Botschaft in London

Die traditionelle dogmatische Linke in Syrien ist, ähnlich wie die entsprechenden Gruppen und Parteien in der Türkei, in der Gesellschaft nicht breit verankert, in Syrien ist diese Tendenz noch ausgeprägter. Trotzdem haben sich die meisten Organisationen sehr schnell dem Aufstand gegen das Assad Regime angeschlossen, ihre Kader und Mitglieder übernehmen häufig wichtige Aufgaben im Widerstand. Da es unter den deutschsprachigen Veröffentlichungen zu Syrien kaum etwas zur Rolle und den Positionen der klassischen syrischen Linken gibt, dokumentieren wir ein Interview, das die Zeitschrift emanzipation mit Ghayath Naisse von der Strömung der Revolutionären Linken geführt hat.

 

Die Linke in Syrien und ihre Rolle in der Revolution - ein Interview mit Ghayath Naisse

 

Die arabische Linke, auch die syrische, ist sich in ihrer Haltung zum Assad-Regime und zum Aufstand ebensowenig eins wie die deutsche Linke. Über ihre Positionen und ihr Wirken ist hierzulande aber kaum etwa bekannt. Harald Etzbach sprache deshalb für Emanzipation mit Ghayath Naisse, Mitglied der «Strömung der Revolutionären Linken».

 

Die Frage, wie die derzeitige Situation in Syrien einzuschätzen ist, ist in der deutschen Linken und der Friedensbewegung umstritten. Scheinbar gibt es keine linken, fortschrittlichen Kräfte: Was sagst du zu dieser Einschätzung?

 

Es ist nicht nur falsch, es ist auch ungerecht zu sagen, dass es keine linken Kräfte in der syrischen Revolution gebe. Wenn man unter «linken Kräften» die stalinistischen KPs versteht, die mit dem diktatorischen Regime in einer Fassaden-Regierung (der nationalen progressiven Front) erbündet sind, die Hafiz al-Assad 1972 geschaffen hat, dann ist klar, dass es sich hier um Führungen von Parteien handelt, die ein integraler Bestandteil des Regimes sind. Übrigens haben die meisten Aktivisten und Kader diese Parteien zu Beginn der Revolution verlassen, um sich der Volksbewegung in revolutionären lokalen Koordinationskomitees anzuschließen. Ein Teil von ihnen hat die «Koordinationen der syrischen Kommunisten» gegründet, die sich aktiv an der Revolution beteiligt haben.

 

Tatsächlich ist die radikale Linke in Syrien seit dem Staatsstreich von Hafiz al-Assad 1970 und bis zum Beginn der Revolution im März 2011 massiv verfolgt worden. Tausende ihrer Aktivisten wurden für längere Zeit eingesperrt, hunderte starben unter der Folter, tausende andere wurden gezwungen, das Land zu verlassen. Darum beteiligt sich die radiale Linke trotz ihrer organisatorischen Schwäche an der Revolution. Ihre Gruppen und Aktivisten sind massenhaft in der Revolution aktiv: Wir finden sie in den Koordinationen, in der humanitären und militärischen Hilfe wie auch bei der Strömung der Revolutionären Linken (1), den Koordinationen der syrischen Kommunisten, der Gruppe Linker Horizont, in der Organisation Demokratische Linke, in der Koalition der Linken, in der Maan-Bewegung (2), in der Nabad-Gruppe (3), in den Gruppen der aufständischen Jugendlichen und im Komitee der Kommunisten. Die Linke hat keine Hegemonie in der Volksbewegung, aber auch andere politische Kräfte, welche immer es auch seien, haben diese Hegemonie nicht mehr.

 

Die Geschichte der Linken in Syrien ist ausgesprochen wechselhaft. Wie stehen die verschiedenen Strömungen der syrischen Linken heute zum Assad-Regime und zur Revolution in Syrien?

 

Die historische Syrische Kommunistische Partei hat sich seit den 70er Jahren in mehrere Parteien gespalten. Drei von ihnen sind Mitglieder der Koalitionsregierung und fester Bestandteil des Regimes: die Kommunistische Partei/Fraktion Bagdash, die Kommunistische Partei (Vereint) der Fraktion Yusuf Faisal und die Partei des Volkswillens (Kadri Jamil), deren Präsident in der gegenwärtigen Regierung stellvertretender Ministerpräsident ist. Diese Parteien teilen die Sichtweise des Regimes gegenüber der Revolution, sie sehen sie als eine imperialistische Verschwörung und die Revolutionäre als Terroristen.

Eine vierte Fraktion der historischen KP, die sozial-liberale Syrisch-Demokratische Volkspartei, die mit dem Namen Riad al-Turk verbunden ist, gehört zur Opposition und ist ein Teil des Syrischen Nationalrats, der mit der Muslimbruderschaft verbunden ist.


Die anderen linken Gruppen, die ich bereits erwähnt habe, sind für die Volksrevolution und gegen das Assad-Regime.

Es gibt einen Prozess der Umgruppierung innerhalb jener linksgerichteten Gruppen, die ich als Zentristen bezeichnen möchte und die gegenüber dem Regime und der Revolution eine ambivalente Position einnehmen. Das gilt insbesondere für die «Gruppierung der marxistischen Linken»: Zu ihr gehören die Kommunistische Partei/Politisches Büro, die Kommunistische Aktionspartei und die Kurdische Linke Partei. Sie wollen eine mit dem Regime ausgehandelten politischen Lösung auf der Grundlage des von Russland vorgelegten Plans.

 

Welche soziale Verankerung haben die verschiedenen Strömungen der Linken in Syrien heute?
Welche (Klassen-)Interessen repräsentieren sie?

 

Keine politische Partei, sei sie rechts oder links, hat einen Masseneinfluss. Jedoch haben die linksgerichteten Gruppen eine relative Verankerung unter den Studenten und Akademikern, den städtischen und ländlichen verarmten Massen und in einigen Bastionen der Arbeiterklasse, vor allem in den Industriegebieten von Damaskus, Aleppo, Homs, Dara und Deir ez-Zor.

 

Wie wird die syrische Revolution von der Linken in den umliegenden Ländern (Jordanien,Türkei, Libanon, Palästina) wahrgenommen?

 

Leider hat in all diesen Ländern und anderswo beinahe die gesamte traditionelle (stalinistische und nationalistische) Linke eine Position zugunsten der bürgerlichen und blutigen Diktatur des Assad-Clans und gegen die Revolution des Volkes eingenommen. Nur ein Teil der radikalen antistalinistischen Linken hat zugunsten der syrischen Revolution Partei ergriffen. Das traurigste Beispiel ist die beschämende Position der palästinensischen PFLP, deren Führungsperson Leila Khaled hat deutlich ihre Unterstützung für das Regime und gegen die Revolution zum Ausdruck gebracht. Tatsächlich ist die syrische Revolution eine echte Revolution des Volkes mit einer tiefen Dynamik des sozialen Wandels, aber es handelt sich um eine verwaiste, um nicht zu sagen von einem Teil der regionalen und internationalen Linken verratene, Revolution.

 

Im Westen wird die zivile syrische Opposition vor allem in Form der beiden Bündnisse Syrischer Nationalrat (SNC) und Nationales Koordinationskomitee für Demokratischen Wandel wahrgenommen. Wie schätzt du die beiden Oppositionsbündnisse ein?

 

Der Syrische Nationalrat ist ein politisches Bündnis, das von der Muslimbruderschaft beherrscht wird. Seine Gründung, seine Politik und seine Positionen werden von den Staaten diktiert, unter deren Vormundschaft er steht, insbesondere von Qatar, der Türkei und Frankreich. Er hat unserem kämpfenden Volk nicht genutzt, sondern war eher ein Hindernis für den Fortschritt der Revolution, weil er die Illusion verbreitet hat, eine militärische Intervention des Westens stehe bald bevor.

Seit seiner Gründung im Oktober 2011 hat er eine Flugverbotszone und dann humanitäre Korridore gefordert. Seine gesamte Politik ist mit den Positionen der erwähnten Staaten verknüpft. Die Muslimbruderschaft propagiert, im Gegensatz zur aufständischen Bevölkerung, einen konfessionellen Diskurs, sie unterstützt damit indirekt die Regierungspropaganda, das «säkulare Regime » (!) stehe einer Invasion von Jihadisten gegenüber.

 

Im Gegensatz dazu setzt das Nationale Koordinationskomitee, wie ich bereits gesagt habe, auf seine guten Beziehungen zu den Verbündeten des Regimes (Russland, der Iran und die Hizbollah), um es dazu zu bringen, sich zu reformieren. Das ist eine törichte und politisch opportunistische Vorstellung, insbesondere angesichts der Zahl der mehr als 90000 Toten und 7 Millionen Vertriebenen und Flüchtlinge in den letzten zwei Jahren. Das diktatorische Assad-Regime ist unfähig, sich zu reformieren, es muss durch die Revolution des Volkes beseitigt werden.

 

Welche Rolle spielen die Freie Syrische Armee (FSA)und die Lokalen Komitees?

 

Die Freie Syrische Armee ist nichts anderes als eine Widerstandsarmee der Bevölkerung, bestehend aus bewaffneten Zivilisten (etwa 70%) und desertierten Soldaten. Ihre Rolle war zunächst, die Demonstranten zu schützen. Aber angesichts der militärischen Armada, die gegen die aufständischen Dörfer und Städte eingesetzt wurde, ist ihre Rolle offensiver geworden, sie hat Angriffe auf Militärbasen der Diktatur durchgeführt.

Trotzdem geht auch die Volksbewegung weiter, es gibt es täglich Demonstrationen, die durchschnittliche Anzahl der Freitagsdemonstrationen liegt bei 250. Die Lokalen Komitees sind Formen der Selbstorganisation, die von der aufständischen Bevölkerung in den ersten Wochen der Revolution geschaffen wurden. Sie organisieren den Protest, die humanitäre und medizinische Hilfe und die Versorgung mit Lebensmitteln. Die Lokalen Komitees sind horizontale Grundformen der Selbstorganisation auf Bezirks- oder Dorfebene, in den Städten bilden mehrere Komitees eine revolutionäre Koordination.

 

Es gibt mehrere Netzwerke von Lokalen Komitees oder Koordinationen, was erlaubt hat, der brutalen Unterdrückung durch das Regime etwas entgegenzusetzen. Die Lokalen Komitees, deren Pressemitteilungen die Medien übernehmen und die eine demokratische und säkulare Ausrichtung haben, bilden eines dieser Koordinierungsnetzwerke.

 

Wie hoch ist der Anteil der vom Ausland bezahlten Kämpfer in der FSA oder insgesamt im bewaffneten Widerstand?

 

Laut journalistischen Berichten und Untersuchungen von Forschungszentren in den USA und anderen westlichen Ländern sowie nach Aussagen von Aktivisten vor Ort beträgt die Anzahl der ausländischen Kämpfer und der dschihadistischen und salafistischen Gruppen zusammen zwischen fünftausend bis zehntausend Personen. Die FSA zählt mehr als hunderttausend Kämpfer.

 

Was sind die Interessen der regionalen Mächte (Türkei, Qatar, Saudi-Arabien) in diesem Konflikt? Und stimmt der Eindruck, dass die Revolution zunehmend von den von Qatar und Saudi-Arabien finanzierten Kräften dominiert wird?

 

Wie bei jeder Revolution in der Geschichte der Menschheit intervenieren die regionalen und globalen Mächte in der einen oder anderen Weise. Die islamische Regierung der türkischen AKP zögerte einige Monate, bevor sie sich gegen ihren ehemaligen Freund Bashar al-Assad wandte.

Weil die türkische Regierung dachte, dass das Regime schnell fallen würde, hat sie die Muslimbruderschaft und den Nationalrat unterstützt in der Hoffnung, dass ihre Verbündeten die zukünftigen Führer in Syrien sein würden. Auf diese Weise hoffte die Türkei, ihren regionalen Einflussbereich auf Kosten des Iran auszuweiten und das Streben des kurdischen Volkes nach seinem Recht auf Selbstbestimmung zu unterdrücken.

 

Saudi-Arabien hat Angst, dass die syrische Revolution als Volksrevolution das Regime besiegen könnte, ein Szenario, das ein Beispiel für alle Völker in der Region geben könnte, sich gegen die reaktionären Regime vor Ort zu erheben, vor allem in Saudi-Arabien.
Deshalb unterstützt Saudi-Arabien islamistische Gruppen wie die Salafisten, in seiner Propaganda stellt es die Revolution als einen konfessionellen Konflikt zwischen Alawiten und Sunniten dar. Dabei trifft es sich mit dem Versuch des syrischen Regimes, das die Revolution ebenfalls als einen Komplott und die Revolutionäre als Jihadisten bezeichnet.

 

Qatar, ein kleines, sehr reiches Land, das man aber kaum einen Staat nennen kann, ist zwischen zwei großen Nachbarn eingeklemmt, die es begehren: Saudi-Arabien und der Iran. Es fehlt eine große Bevölkerung und eine große Armee, es hat seinen al-Jazeera-Satellitenkanal, der eine wichtige Rolle bei der Bildung der öffentlichen Meinung gespielt hat, und enorme finanzielle Mittel.

Qatar versucht, auf regionaler Ebene mit diesen beiden Mitteln eine Hegemonie zu erreichen. Qatar ist der Sponsor der Muslimbruderschaft, und das in der gesamten Region seit über fünfzehn Jahren. Qatar hat die Loyalität der politischen oder bewaffneten Gruppen gekauft, die Söldner sind, und notfalls gegen bares Geld wiederverkauft werden können, damit es sich als Vermittlerin zwischen den Großmächten durchsetzen kann. Qatar ähnelt eher einem sehr reichen Spieler in einem Kasino als allem anderen.

 

Welche Rolle spielt Israel? Was steht hinter den jüngsten Angriffen auf syrisches Territorium?

 

Israel hat sehr große Angst vor der revolutionären Welle in der Region, denn die Menschen befreien sich, und die palästinensische Frage ist von zentraler Bedeutung. Israel bevorzugt Diktaturen. Erinnern wir uns daran, dass die Grenzen des Golan unter dem Regime der Assad-Familie ruhig und sicher für Israel waren. Israel, aber auch die USA, sehen jedoch gerne die Zerstörung der Infrastruktur und der militärischen Kapazitäten Syriens, weil sie wollen, dass das zukünftige Regime in Syrien, unabhängig von seiner Natur, so schwach wie möglich sei und keine Bedrohung mehr für Israel darstelle.


Die jüngsten israelischen Angriffe gegen Damaskus, hatten zwei Ziele: die Zerstörung der syrischen strategischen militärischen Reserven und eine Warnung an das Regime vor Waffenlieferungen an die Hizbollah.

 

Wie beurteilst du die neuen Verhandlungspläne unter Beteiligung der USA und Russlands?
Siehst du die Möglichkeit einer Verhandlungslösung z. B. mit moderaten Teilen des Regimes?
Wie schätzt du die Gefahr einer Intervention durch den Westen ein?

 

Die neue russisch-amerikanische Vereinbarung vom 7. Mai bestätigt den Genfer Plan vom 30. Juni 2012. Die beiden Großmächte sind sich einig über einen geordneten Übergang in Syrien, das bedeutet eine Änderung an der Spitze und in Teilen des Regimes. Dabei ist das Regime jedoch nicht in der Lage sich zu reformieren, und das Schicksal des Diktators bleibt unklar. Dieser Plan bringt nichts Neues für die aufständische Bevölkerung. Das Massaker wird weitergehen. Deshalb geht auch die Revolution für Freiheit, Gleichheit und soziale Gerechtigkeit weiter, weil die der Revolution zugrunde liegende Dynamik sozioökonomischer Natur ist.

 

Wir sind gegen jede imperialistische militärische Intervention, komme sie aus dem Westen oder aus dem Osten. Ich glaube nicht daran, dass eine Intervention des Westens unmittelbar bevorsteht, wir hören dieses Gerede seit mehr als zwei Jahren. Ein Teil der Linken führt dies als Entschuldigung an, um die syrische Revolution nicht zu unterstützen oder sogar den schrecklichen Verrat zu rechtfertigen, den sie begeht, indem sie sich auf die Seite einer bürgerlichen Diktatur stellt.

 

Was das Regime tut, ist ganz im Sinne des westlichen Imperialismus: Es zerstört das Land und seine wirtschaftlichen und militärischen Kapazitäten, um eine radikale Revolution des Volkes zu schwächen oder zu zerschlagen, weil diese eine Gefahr für die Verbündeten des Westens darstellt: Israel und die Ölmonarchien. Sollten diese Verbündeten bedroht sein, oder sollte es ein Einvernehmen mit der russischen Regierung geben, könnte der Imperialismus militärisch eingreifen. Syrien ist nicht Libyen.

 

Du hast dich verschiedentlich für die Lieferung von Waffen an die Freie Syrische Armee ausgesprochen. Solche Waffenlieferungen würde der Westen aber doch an Bedingungen knüpfen, und sie würden doch nur an jene Gruppen gehen, die bereit sind, diese Bedingungen zu erfüllen.

 

Bis heute beträgt die Zahl der Toten 90000, die militärische Macht der Diktatur ist riesig, dieses Regime setzt Jagdflugzeuge, Panzer, schwere Artillerie und SCUD-Raketen gegen die aufständischen Städte und Dörfer ein. Was das militärische Kräfteverhältnis betrifft, so ist das Regime im Vorteil. Abgesehen von der Militärhilfe aus Saudi-Arabien und Qatar an einige jihadistische und islamistische Gruppen ist der Widerstand der Bevölkerung schlecht bewaffnet. Er hat Handfeuerwaffen, Waffen, die er der Regierungsarmee abgenommen hat, und stellt einige Waffen selbst her. Dieser Widerstand stellt sich mutig der unerbittlichen Kriegsmaschine der Oligarchie entgegen. Er achtet sehr auf seine Unabhängigkeit und auf die Souveränität der revolutionären Bevölkerung; er lehnt jede an Bedingungen geknüpfte Hilfe ab, welche es auch sei.

 

Wenn der Widerstand nicht bewaffnet wird, werden die menschlichen Kosten des Sieges immens sein. Es ist eine undenkbare, dramatische Vorstellung, dass es dem Regime auf diese Weise ermöglicht würde, die Hoffnung des Volkes auf Freiheit in Blut zu ertränken. Ein Albtraum, den wir zurückweisen, weil wir siegen werden.

 

Wie kann die europäische Linke die Linke in Syrien unterstützen?

 

Vor allem durch eine klare, konkrete und sichtbare politische Solidarität, eine mediale Unterstützung, Kampagnen der humanitären Hilfe im Namen der internationalen Linken und vor allem logistische Hilfe. Die syrische Revolution gehört sozial zu den radikalsten in der Region; die Rolle der syrischen und internationalen revolutionären Linken ist bei diesem revolutionären Prozess für einen fortschrittlichen Ausgang entscheidend. Der Internationalismus und die aktive Solidarität der internationalen Linken sind heute notwendiger denn je.

 

Ghayath Naisse ist Arzt und Exil-Aktivist. Er ist Mitbegründer der 1989 gegründeten Komitees für die Verteidigung der demokratischen Freiheiten und Menschenrechte in Syrien (CDF) und ein führendes Mitglied der «Strömung der Revolutionären Linken» in Syrien.

 

Anmerkungen

 

1. Eine Gruppe von marxistischen Aktivistinnen und Aktivisten. Im Oktober 2011 veröffentlichte die Strömung der revolutionären Linken ein «Übergangsprogramm der revolutionären Linken in Syrien» in der Monatszeitschrift Amami («Frontlinie»).

 

2. Die Maan-Bewegung, eine revolutionär-demokratische Bewegung, wurde am 23. Juni 2011 von Mitgliedern der radikalen Linken gegründet. Ursprünglich ein Teil des Nationalen Koordinationskomitees für Demokratischen Wandel, erklärte die Maan-Bewegung im September 2011 ihren Austritt aus diesem Bündnis.

 

3. Nabad («Pulsschlag») ist eine sehr dynamische und aktive Gruppe von jungen Linken, die revolutionäre und demokratische Forderungen vertritt. Die Gruppe wurde in Homs gegründet, existiert aber mittlerweile auch in anderen Städten wie Damaskus, Aleppo und Deir ez-Zor.

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Eine sehr lesenswerte und sehr ausführliche Zusammenfassung der Ereignisse seit Beginn der Proteste gegen das Assad Regime hat Fabian Schmidmeier auf seinem "Orient-und Nahost"- blog veröffentlicht.

 

http://derorient.com/2013/05/26/was-man-uber-den-syrien-konflikt-wissen-sollte/

auf amerikanische Denkschulen und deren strategische Interessen konkret eingeht. Der Typ schreibt ja auch für "Die Zeit" und Katars Propgandafernsehen samt der deutschen Welle (bekannt als BND Auslandjournal) als empfehlenswerten Link zu verwenden, zeugt von absoluter Unkenntnis, um es mal milde auszudrücken. Seine konfessionelle Gegenüberstellung der Konfliktparteien folgt genau der Sichtweise und des westlichen Strategie auf Syrien. Wenn Ihr Euch auf solche Quellen stützt, dann mal Gute Nacht.

 

Zu Syrien und den amerikanischen Denkschulen und deren Sicht (seit dem Irak, Lybien und Jugoslawien als Kriegsmethode wohlbekannt):

 

http://www.hintergrund.de/201307042664/politik/welt/gewollte-spaltung.html

 

http://www.hintergrund.de/201209192246/globales/terrorismus/syriens-verm...

 

http://www.hintergrund.de/201208132194/politik/welt/syrien-schlachtfeld-...

Sicher habt ihr mitbekommen, dass es seit Tagen schwere Kämpfe zwischen der PYD bzw. ihrem bewaffneten Arm den YPG und diversen Rebellengruppen kommt.

 

Die PYD ist die einzige wahrnehmbare Gruppe, die ein klar linkes Profil hat und zudem eine bewaffnete Struktur. Ansonsten gibt es Linke bewaffnete Gruppen nur auf der Anti-Rebellen-Seite (Die YPG würde ich aktuell nicht zu den Rebllen zählen, sondern als dritte Kraft). Zu nennen z.B. die "Popular Liberation Front of the Iskenderun Brigade".

Ansonsten gibt es unter allen Rebellengruppen (immerhin über 1000!) keine einzige, die eine linke Position vertritt. Zurück zur PYD/YPG: Die Kämpfe dauern seit Tagen an, sind die schwersten überhaupt bisher in den kurdischen Gebieten und haben mehrere Städte und Ölfelder erfasst.  Dutzende YPG-Kämpfer wurden bisher getötet. Während die FSA im Artikel und generell von der "Recherchegruppe Aufstand" als zu unterstützende Kraft beschrieben wird (an wen sonst sollte gedacht werden, wenn die Bewaffnung der Rebellen gefordert wird?), möchte ich darauf hinweisen, gegen wen die YPG (unterstützt selbst von kurdischen Gruppen, die sonst politisch klar gegen die PYD Position beziehen) kämpft: Primär gegen die Islamisten, da speziell die Nusra-Front und ISIS (" Islamic State of Iraq and Syria" or "Islamic State of Iraq and the Levant") beides Al-Kaida-Ableger. Aber es beteiligen sich an diesem Kampf auch viele FSA-Gruppen. Dazu muss man wissen, dass die FSA als feste verbindliche Struktur überhaupt nicht existiert, sondern eher als Label unter dem sich viele Gruppen (sie nennen sich Bataillone) eher lose zusammengeschlossen haben. Und viele lokale (also in den Haskah- und Raqqa-Provinzen) v.a. arabische FSA-Gruppen haben sich dem Kampf gegen die PYD/YPG angeschlossen.

 

FSA-Chef (sein realer Einfluss ist allerdings stark begrenzt) Idriss hat heute im türkischen Fernsehen (CNNTurk) gesagt "Kurds are trying to gain their independence. We are against this. Our Turkish brothers are aware of it as well". Das Zitat ist sinngemäß, aber von vielen Usern auf Twitter inhaltlich bestätigt worden. Inhaltlich gab es bereits diverse Äußerungen von verschiedenen FSA-Kommandeuren in diese Richtung.

 

Und in diese FSA sollten Linke irgendeine Hoffnung stecken, gar deren Bewaffnung fordern?

 

PS: Ich verzichte auf jegliche Quellenangaben, versichere aber, dass ich eine sehr gute Übersicht habe und viele lokale Quellen verfolge. Wer seriöse Quellen zu den einzelnen Behauptungen sucht, wird sie finden.

 

PPS: Auch wenn hier fast alle kritischen Kommentare gelöscht wurden: Die Kritik an der "Recherchegruppe Aufstand" bezüglich Syrien ist weder neu und wurde hier schon bei vielen vergangenen Artikeln sachlich fundiert vorgetragen. Und ob es den Mods gefällt oder nicht. Linke - nicht nur Stalinisten, sondern z.B. auch Trotzkisten - gibt es auf Seiten der Rebellen als auch auf Seiten des Regimes (aus verschiedenen Gründen) oder auch auf keiner, dieser beiden Seiten, weil keine für etwas Linkes steht und Unterstützung verdient. Ich finde es befremdlich, dass sich hier einige Mods anmaßen zu bestimmen, wer nun der einzig wahre Linke ist, Und wenn ein Mod oben von "Werbung für Diktaturen" schreibt, so könnte man polemisch fragen, warum de-facto-Werbung für Al-Kaida (wie gesagt: Im Moment kämpft ein Bündnis aus einigen FSA-Gruppen und Al-Kaida-Ablegern zusammen gegen die Kurden) als "links" akzeptiert wird. Und wenn die Bewaffnung der FSA gefordert ist, dann möchte ich schließich noch daraufhinweisen, dass die Lage in Syrien im Moment so ist, dass sich gar nicht verhindern lässt, dass die Al-Kaida-Ableger ebenfalls diese Waffen bekommen. Entweder weil korrupte FSAler diese verkaufen (und Al-Kaida hat dort VIEL Geld) oder weil diese militärisch abgenommen werden, so wie z.B. auch viele Panzer der Syrischen Armee erobert wurden.

Das ist natürlich nur eine grobe Darstellung. Falls irgendjemand Fragen zu Details hat, kann ich einzelne Punkte auch gerne weiter ausführen.

 

PS: Entschuldigung für die vielen sprachlichen Fehler, abgehackten Sätzen usw.. Es ist spät und ich habe nicht mehr Korrekturgelesen.

:die linke "Popular Liberation Front of the Iskenderun Brigade" kämpft auf Seiten der syrischen Regierung und wurde von der Türkei schon als offener Feind deklariert und der Spiegel qualifizierte sie "linksextreme Mafiabanden." Ansonsten stimmt im Groben alles dargelegte. Danke nochmal für den Widerspruch und Ergänzung,  dass nicht nur mir diese offene und vorallem entstellende Parteinahme zu Syrien von der "Recherchegruppe Aufstand" anderen übel aufstösst. Irgendwann in einem Ihrer Artikel hatten sie ihr Vorgehen damit gerechtfertigt, dass es dem Leser nicht zuzumuten sei, über Geostrategie im konkreten Umfang informiert zu werden. Dieses Vorgehen sprach damals schon Bände...