Schlammschlacht im Burschensumpf

Erstveröffentlicht: 
01.06.2013

Rechtsaußenpostille Junge Freiheit mimt Racheengel für entlassenen Berliner CDU-Staatssekretär

 

Von Markus Bernhardt

 

Die Berliner Christdemokraten bekommen zunehmend Ärger mit dem rechten Rand ihrer Partei. So bekannte sich der CDU-Politiker Michael Büge, der noch bis zum 30. Juni als Staatssekretär beim Berliner Sozial- und Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) tätig ist, kürzlich ausgerechnet in einem Interview mit der Rechtsaußenpostille Junge Freiheit (JF) erneut zu seiner Mitgliedschaft in der Berlin-Zehlendorfer Burschenschaft Gothia.

Besagter Männerbund ist Mitglied im Dachverband Deutsche Burschenschaft, der sich in den letzten Jahren immer eindeutiger neofaschistisch positioniert hat. Obwohl Büge angekündigt hatte, die Gothia Ende Januar 2013 zu verlassen, sollte diese bis dahin nicht aus dem Dachverband ausgetreten sein, ließ er das selbstgewählte Ultimatum verstreichen (jW berichtete). Daraufhin beschloß der Berliner Senat Mitte Mai, ihn zum 30. Juni zu entlassen. Im Interview mit der Jungen Freiheit konstatierte Büge – trotz seiner besiegelten Entlassung – er habe »in der Partei selbst, sowohl in meinem eigenen Kreisverband, dem ich vorstehe, als auch in unserer Fraktion im Abgeordnetenhaus, gegenwärtig einen sehr starken Rückhalt«.

Dem dürfte tatsächlich so sein. So berichtete das Rechtsaußenblatt am Dienstag in seiner Internetausgabe, daß nicht nur Büge selbst Mitglied der Burschenschaft Gothia sei, sondern auch sein Noch-Vorgesetzter, der Sozial- und Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU), der »in früheren Jahren offenbar keine Berührungsängste mit den heute oft als ›rechtsextrem‹ kritisierten Burschenschaftern« gehabt habe. »Nach Informationen der Jungen Freiheit war Czaja vor seiner Karriere als Lokalpolitiker in der ersten Hälfte der neunziger Jahre mehrfach zu Gast bei der Berliner Burschenschaft Gothia in Zehlendorf, eben jener Verbindung, für deren Mitgliedschaft er nun seinen Staatssekretär entließ«, berichtet die JF triumphierend.

Büge und Czaja sind aber offenbar nicht die einzigen hochrangigen Berliner CDU-Politiker, die über gute Kontakte in das nationalkonservative Milieu der Burschenschaften verfügen, deren Grenzen zu neofaschistischen Gruppierungen mitunter fließend sind. So wurde erst vor wenigen Tagen bekannt, daß auch der CDU-Innenpolitiker Robbin Juhnke, der zum rechten Flügel der Hauptstadt-CDU gerechnet wird, in der Vergangenheit einen Vortrag vor der »Prager Burschenschaft Teutonia zu Würzburg« gehalten habe, der immer wieder Kontakte zur rechten Szene vorgeworfen werden. Der Berliner Innensenator Frank Henkel (CDU) wiederum soll Mitglied der »Sängerschaft Borussia« – und damit sogar einer sogenannten schlagenden Verbindung – sein.