Revanchistische Nachwuchsvertriebene

Erstveröffentlicht: 
17.02.2012

Die gebietsrevisionistische „Schlesische Jugend“ will ihre Suspendierung durch die Landsmannschaft Schlesien nicht hinnehmen – der SJ-Bundesvorsitzende Fabian Rimbach machte dieser Tage durch den Erwerb einer Immobilie im thüringischen Ilm-Kreis Schlagzeilen.

 

Die aktuelle Ausgabe der rechtsextremen Wochenzeitung „Der Schlesier“ berichtet, dass Fabian Rimbach als Vorsitzender der Schlesischen Jugend Bundesgruppe e.V. einstimmig im Amt bestätigt worden ist. Der 28-jährige Einzelhandelskaufmann aus Thüringen, der im fränkischen Coburg lebt, führt seit dem Oktober 2009 die revanchistische Schlesische Jugend (SJ). Öffentlich geworden ist jetzt dieser Tage, dass Rimbach im vergangenen November die Gaststätte und Pension „Am Bahnhof“ in der rund 1 160 Einwohner zählenden Ortschaft Marlishausen bei Arnstadt (Ilm-Kreis) erworben hat. „Eine Nutzung im Rahmen der Schlesischen Jugend ist nicht vorgesehen“, gab Rimbach kund. Stattdessen solle die Bahnhofsgaststätte „zukünftig wieder als Pension und Gaststätte betrieben werden“.

 

Beim Bundesgruppentag der gebietsrevisionistischen SJ am 19. November 2011 im thüringischen Floh-Seeligenthal (Landkreis Schmalkalden- Meiningen), wurde der 22-jährige Student Arne Albracht aus Niedersachsen als Stellvertreter gewählt. Das Amt des Bundesschatzmeisters füllt der 41-jährige Computerfachmann Frank Böhm aus Thüringen aus. Als Schriftführerin fungiert die 22-jährige Studentin Sarah Karol aus Hessen.

 

Einst „Gauführer“ der neonazistischen „Wiking-Jugend“

 

Ehrenvorsitzende der „Schlesischen Jugend“ sind Klaus Hoffmann und Paul Latussek. Hoffmann, bis 1994 stellvertretender NPD- Landesvorsitzender in Niedersachsen, war einst „Gauführer“ der 1994 vom Bundesminister des Innern wegen Wesensverwandtschaft mit dem Nationalsozialismus verbotenen Neonazi-Truppe „Wiking-Jugend“ (WJ). Er leitet das mehrfach in Verfassungsschutzberichten aufgeführte „Freundschafts- und Hilfswerk Ost“ (FHwO), das laut Eigenbekunden seit 20 Jahren „aktiv für die DEUTSCHEN in den alten Reichsgebieten jenseits Oder und Neisse“ eintritt. Paul Latussek, Vorsitzender der Landesgruppe Thüringen der Landsmannschaft Schlesien und der Gemeinschaft deutscher Vertriebener e.V., ist wegen Volksverhetzung verurteilt. In einer Rede hatte er 2001 gesagt, dass „die Aussagen über die Opfer in Auschwitz und anderes nicht mehr länger zu halten sind“.

 

Der Landesverband Bayern der Schlesischen Jugend beschloss bereits im April 2008 die Trennung von der Schlesischen Jugend Bundesgruppe e.V., da diese „teilweise das Grundgesetz in Frage“ stelle. Vom Bundesvorstand der Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien e.V. wurde die Schlesische Jugend Bundesgruppe e.V. nach einer Sitzung am 24. Juni 2011 als kooperatives Mitglied ausgeschlossen. Der Ausschluss erfolgte laut Presseerklärung der Landsmannschaft deshalb, da der Bundesvorstand der Jugendorganisation von „extremistischen Kräften ... vor allem aus der Heimattreuen Deutschen Jugend“ unterwandert worden sei. Die HDJ wurde im März 2009 durch den Bundesinnenminister wegen neonazistischer Betätigung verboten. Das Amtsgericht Königswinter habe diese „Suspendierung“ durch die Landsmannschaft Schlesien am 1. Februar für „satzungswidrig“ erklärt, verbreitet jetzt die SJ auf ihrer Homepage. Die Nachwuchs- Revanchisten kündigen nun großmaulig an, „ihr Recht, wenn nötig, auch gerichtlich durchsetzen.“

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Arne Albracht stand in Kontakt mit der Burschenschaft Hannovera zu Göttingen. Außerdem schreibt er als Justus Baron für die Blaue Narzisse und hat Kontakt zu Pierre Krebs. Sarah Karol ist (oder war) seine Lebensgefährtin.

Sarah Karol hat den Liedermacher Jürgen Voigt aus Geschwenda geheiratet und lebt dort mit ihm zusammen.

Von dort aus arbeiten die Beiden aktiv in der Schlesischen Jugend.

Die Gaststätte und Pension "Am Bahnhof" in Marlishausen ist nun doch der Hauptsitz der Schlesischen Jugend und dient regelmäßig als Veranstaltungsort für konspirative Treffen.