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Der Titel stammt von der CD "Bis zum letzten Tropfen Blut", die 2004 von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien auf den Index gesetzt wurde. Die CD sowie einzelne Titel daraus dürfen nicht an Kinder und Jugendliche verkauft werden. iTunes, der Online-Musikshop des Computerunternehmens Apple, hat "Ein ganzes Volk" für jedermann im Angebot. Der braune Hassgesang kostet 99 Cent.

Race War (Rassenkrieg) aus Schwäbisch-Gmünd besingen den "11. September": "Als das World Trade Center zusammenkrachte, es tausend Juden dem Boden gleich machte." Die Neo-Nazi-Band wurde im November 2006 vom Landgericht Stuttgart als "kriminelle Vereinigung" eingestuft. Zwei ihrer Titel befinden sich auf einer CD namens "A Mighty Lion Roars". Auch diese CD wird bei iTunes verkauft: Einzeltitel wie "11. September" für 99 Cent, die gesamte CD mit einschlägigem Liedgut zum Schnäppchenpreis von 8,99 Euro. 

Musiktitel mit "anstößigen" Inhalten, die für Kinder und Jugendliche ungeeignet sein könnten, werden bei iTunes normalerweise entsprechend gekennzeichnet. Sie erhalten das Etikett "Explicit". Bei den Titeln der Gruppen Race War, Hassgesang oder Endstufe, einer weiteren Gruppe aus der rechten Musikszene, die Platten über iTunes verkauft, fehlen solche Hinweise. Textzeilen wie "Verrecken soll Bush, das alte Judenschwein" waren den iTunes-Betreibern offenbar nicht explizit genug.

In seinen Nutzungsbedingungen versucht sich Apple gegen solche Kritik abzusichern. "Apple haftet Ihnen gegenüber nicht für Inhalte, die als beleidigend, vulgär oder unmoralisch angesehen werden können", wird hier erklärt. "Anstößige" Titel könnten von iTunes ein besonderes Etikett bekommen. Der Online-Shop fühle sich aber nicht verpflichtet, jeden Titel auch wirklich eigenhändig zu überprüfen. Die iTunes-Nutzung erfolge auf eigene Gefahr, lassen sich die Lizenzbestimmungen sinngemäß zusammenfassen.

Es ist nicht das erste Mal, dass rechte Musik über den deutschen Ableger von Apples Online-Musikshop verkauft wird. Bis Dezember letzten Jahres durften die Rechtsrocker von Landser ihr braunes Liedgut ungehindert über iTunes verbreiten, obwohl der Bundesgerichtshof die Band 2005 als "kriminelle Vereinigung" eingestuft hatte. Die Landser-CDs verschwanden im Dezember 2008 aus dem iTunes-Repertoire. Nach weiteren Titeln rechter Musikgruppen wurde damals aber offenbar nicht mehr gefahndet.

iTunes ist keine Ausnahme. Auch in der Musikabteilung des US-Internetbuchhändlers Amazon werden Titel aus dem rechten Lager angeboten und verkauft. Hier finden sich CDs etwa von Ultima Thule, einer der weltweit erfolgreichsten Musikgruppen aus dem rechten Dunstkreis. Auch die Bremer Gruppe Endstufe und die einschlägig bekannte britische Band Skrewdriver sind mit etlichen CDs im Amazon-Shop vertreten.

Im riesigen Gesamtangebot der Online-Shops von Amazon und iTunes geht das Rechtsrockangebot zahlenmäßig natürlich unter. Wie viele Rechtsrocktitel angeboten werden, lässt sich nicht ermitteln. Die fraglichen CDs und Downloads werden nicht gezielt beworben. Der durchschnittliche Kunde wird deshalb allenfalls per Zufall auf das braune Liedgut stoßen. Wer gezielt sucht, wird jedoch problemlos fündig.

"Der Punkt ist, dass Amazon und iTunes der rechten Musikszene Hintertüren öffnen und damit auch noch Geld verdienen", meint Stefan Becker, Werbetexter und Musiker aus Frankfurt. "Ich bin regelmäßig Kunde bei Amazon und iTunes und aus purem Zufall auf die Nazi-Musik gestoßen." Eigentlich habe er nach einer Punkrockband gesucht. Gefunden habe er dann aber eine Reihe von Einzeltiteln und kompletter CDs aus dem Bereich der rechtsextremen Propagandamusik.

"Mir ist bewusst, dass ein Unternehmen von der Größe Amazons oder Apples Schwierigkeiten hat, sein gesamtes Angebot vollständig zu überblicken", sagt Becker im Gespräch mit heute.de. "Aber mit Filtern und geschultem Personal dürfen solche Fehler eigentlich nicht passieren."

Zu berücksichtigen sei zudem, dass in der rechten Szene ein großer Bedarf an dieser Musik bestehe und ein Download bei Amazon oder iTunes erheblich einfacher und womöglich auch billiger sei als eine Bestellung in den USA oder Skandinavien. Der Verkauf solcher Musiktitel dürfte sich für Amazon und iTunes also durchaus lohnen, meint iTunes-Kunde Becker.