Vertretung der „weißen Arbeiterklasse“

Teilnehmer bei HS-Treffen in Jamel; Photo: Otto Belina
Erstveröffentlicht: 
28.01.2013

Von Andrea Röpke

 

„European Officers Meeting“ der „Hammerskin“-Bruderschaft in Südhessen – die rassistische Organisation ist in Deutschland in bis zu elf Chapter gegliedert.

 

Unter dem Deckmantel eines angeblichen Wandervereines trafen sich am Samstag rund 120 „Hammerskins“ in der Sporthalle des FSV Erlenbach in Fürth im Odenwald. Nachdem der zuständige FSV als Vermieter aufgeklärt worden war, löste die Polizei die Party auf, heißt es in der Pressemitteilung der Einsatzkräfte. Nach Angaben der Antifa Mannheim sollen führende Mitglieder der rassistischen „weißen Bruderschaft“ aus ganz Europa an dem Treffen teilgenommen haben. Das zuständige Polizeipräsidium in Südhessen mochte das zunächst nicht bestätigen, es prüfe noch, „welche Gruppierung dahinter steckt“.

Europachef der „Hammerskins“ (HS) soll  Malte Redeker aus Ludwigshafen, genannt „Westmark“, sein. Er betreibt die „Gjallarhorn Klangschmiede“, einen Szeneversand und den Laden „Headhunter“ in Stralsund. Ebenso zählt Redeker zu einem Thaibox-Kampfverein sowie für die Behörden auch zum Umfeld der Kameradschaft „Lunara“ (= Ludwigshafener Nazis und Rassisten“)

 

Verpflichtendes „internes Regelwerk“

Die 1986 in den USA gegründete Organisation ist straff organisiert und verdient ähnlich dem „Blood&Honour“-Netzwerk Geld mit rassistischen Hassliedern und exklusiven Szene-Festen. Verpflichtend sei bei den „Hammerskins“ nach Erkenntnissen von Experten des Bundeskriminalamts ein „internes Regelwerk“. Demnach  sieht sich die äußerst abgeschottete Truppe als Vertretung einer „weißen Arbeiterklasse“, die nach rassistischen Idealen eine „höher entwickelte Zivilisation“ aufbauen will.

Wie bei kriminellen Rockergangs gibt es Unterteilungen in regionale Chapter. „Crew 38“ (38 = Crosses Hammers) steht für eine Supporter-Organisation. Es existieren laut BKA bis zu elf Chapter, unter anderem in Württemberg, Bayern, Bremen und Sachsen.
„Jungsturm“ und „Hetzjagd“ zählen zum Spektrum

In Nordsachsen ist neben anderen auch NPD-Kader Maik Scheffler bei den HS aktiv, aus den Reihen des Freien Netzes gilt Thomas Gerlach als „Hammerskin“-Vertreter. Den Behörden scheinen noch relativ wenig aktuelle Erkenntnisse zur deutschen Division der „Hammerskin Nation“ vorzuliegen. Zu den Chaptern Mecklenburg in Jamel unter Führung des zur Zeit inhaftierten Sven Krüger, genannt „Obst“, sowie der Sektion in Pommern in Salchow und Anklam ist wenig bekannt. Dabei fand 2012 erneut ein großes Treffen in dem Dorf bei Grevesmühlen statt.

Prominenteste Bands der Szene sind „Deutsch Stolz Treu“ aus Berlin, „Jungsturm“ aus dem Saarland oder „Frontalkraft“ aus Cottbus. Der Versandhandel Wewelsburg Records aus Westfalen wird ebenso zum Spektrum gezählt, wie auch die Bremer Rechtsrock-Band „Hetzjagd“. An der Nordseeküste hat sich im vergangenen Jahr eine „Crew 38 Cuxhaven“ gegründet.

Mitglied bei den „Hammerskin Nations“ in den USA war auch der Attentäter Wade Page, der im August 2012 sechs Menschen in einem Sikkh-Tempel erschoss.