Fortbildungsseminar der völkischen DB in Heidelberg

Heutige Aktivitas beim Deutschen Burschentag 2011

Am 26.01.2013 soll in Heidelberg ein sogenanntes Fortbildungsseminar der völkisch ausgerichteten Deutschen Burschenschaft (DB) stattfinden. Ursprünglich sollte das Seminar in Darmstadt bei der dortigen Burschenschaft Germania durchgeführt werden – vermutlich wollte man dort jedoch angesichts der immer deutlicher zu Tage tretenden neofaschistischen Ausrichtung der DB allzu große öffentliche Aufmerksamkeit vermeiden.

Dass die Heidelberger Burschenschaft Normannia damit keine Probleme hat, ist keine Überraschung:

 

Die Burschenschaft Normannia – eine völkische Kaderschmiede.

 

Burschenschaften waren in den letzten Jahren immer wieder wegen ihrer rechten Umtriebe in den Schlagzeilen präsent – zuletzt wegen des sogenannten Ariernachweises, der als Voraussetzung für die Mitgliedschaft durchgesetzt werden sollte.

 

Im Februar 2011 schrieb der Rechtsausschuss der DB unter Vorsitz des Heidelberger Frankonen Heinz Uwe Korell ein sogenanntes „Rechtsgutachten“ in dem er klar stellte, dass für die Zugehörigigkeit zur Deutschen Burschenschaft die Volkszugehörigkeit im Sinne von deutscher Abstammung maßgeblich sei.

Einige Burschenschaften des „rechten Flügels“ stellten daraufhin Ausschlussanträge gegen andere Bünde. Diese hätten Studenten mit – so wörtlich - „nichteuropäischer Gesichts- und Körpermorphologie“, die auf die Zugehörigkeit zu einer „außereuropäischen populationsgenetischen Gruppierung“ schließen lasse, aufgenommen. Erst als diese rassistischen Ausfälle durch Indiskretion an die Öffentlichkeit gelangten, distanzierten sich die ersten Burschenschaften aus Sorge um ihr Renommée. Die Burschentage im Juni und im November 2012 endeten in offenem Streit.

Auf dem letzten Burschentag in Stuttgart übernahmen die völkischen Bünde endgültig das Ruder im Dachverband der Deutschen Burschenschaft (DB).

 

Die Heidelberger Burschenschaft Normannia spielte dabei eine tragende Rolle. Sie ist Mitglied in der Burschenschaftlichen Gemeinschaft (BG), die seit Jahrzehnten bemüht ist, eine völkische Ausrichtung verbindlich für alle Burschenschaften festzuschreiben. Im Geschäftsjahr 2009/2010, als die Debatte um den „Arierparagraphen“ ihren Anfang nahm, hatte die Normannia Heidelberg den Vorsitz in der DB inne.

 

Ihr Mitglied, der extrem rechte Multifunktionär Michael Paulwitz, trat im vergangenen Jahr als Schriftleiter der „Burschenschaftlichen Blätter“ die Nachfolge des ehemaligen Nazikaders Norbert Weidner an. Paulwitz selbst ist Beisitzer im baden-württembergischen Landesverband der Republikaner und journalistisch ausschließlich als Stammautor diverser Rechtsaußen-Postillen wie Criticon, Sezession und Junge Freiheit aufgefallen.

 

Die Normannia Heidelberg ist über Jahrzehnte hinweg immer wieder für personelle und organisatorische Überschneidungen zur äußersten Rechten bekannt. Mehrmals kam es zur Verteilung antisemitischer Flugschriften. Veranstaltungen der Normannia mit verurteilten Volksverhetzern wie Karl Richter aus München oder Rechtsterroristen wie Erhart Hartung wurden teilweise klandestin über „Nationale Infotelefone“ beworben.

 

Seitdem die faschistischen Umtriebe der Normannia selbst die bürgerliche Presse gegen sie aufgebracht hatten, versucht die Burschenschaft, die öffentliche Aufmerksamkeit möglichst gering zu halten. Immerhin wird sie nach wie vor als gemeinnützige Vereinigung mit Steuermitteln gefördert. Rechte Veranstaltungen finden fast nur noch bei weitgehend internen „Burschenschaftlichen Abenden“ statt und Interviews werden der Presse nicht mehr gegeben. Solche Maßnahmen dürften der Tatsache geschuldet sein, dass sich in der Altherrenschaft regional und überregional bekannte Ärzte, Redakteure, Lehrer, Professoren etc. befinden, die um ihren Ruf besorgt sind.

 

Inhaltlich macht man bei der Normannia allerdings keine Abstriche: Das Protokoll eines Generalconvents der Normannia vom Juli 2012 belegt z. B., dass den „Bundesbrüdern“ empfohlen wird, in der Öffentlichkeit auf die sonst übliche Begrüßung mit „Heil!“ zu verzichten. Es handelt sich wohlgemerkt keineswegs um ein Verbot, sondern lediglich um eine Empfehlung zum Verhalten vor Außenstehenden. Ein Verbot wäre wohl auch bei den ‚Alten Herren’ kaum durchzusetzen gewesen. So ist etwa der stellvertretende Vorsitzende der Altherrenschaft, Christian Schaar, ein umtriebiger Nazifunktionär. Er ist als Beisitzer Mitglied in der neonazistischen ‚Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland’ (JLO), die die jährlichen Großaufmärsche der Nazis in Dresden organisiert und als Auffangbecken für die mittlerweile verbotene ‚Heimattreue Deutsche Jugend’ (HDJ) dient. Das von ihm gemeinsam mit einem Kameraden erworbene Landgut im Mansfelder Land hat er zu einem extrem rechten Schulungszentrum ausgebaut, auf dem neben Vorträgen und Seminaren auch „germanisch-heidnische Feste“ und Jugendlager stattfinden. Aber auch Normannentreffen fanden in seiner Nazi-Kaderschmiede schon statt.

 

 

Seitdem sich die völkischen Bünde im Dachverband der Deutschen Burschenschaft beim Burschentag im November 2012 in Stuttgart endgültig durchgesetzt haben, fallen allerdings auch bei der Normannia Heidelberg offensichtlich die letzten Hemmungen.

 

So kokettiert die Normannia auf ihrer Facebookseite immer wieder mit offen nationalsozialistischen Anspielungen. Während überall im Land am 09. November 2012 der Pogrome von 1938 gedacht wurde, stellte die Normannia ein Bild von Soldaten der deutschen Reichswehr mit der Unterschrift „Im Felde unbesiegt“ ins Netz – eine deutliche Bezugnahme auf die völkische Dolchstoßlegende, die nach der Novemberrevolution 1918 verbreitet wurde.

 

Zu Weihnachten 2012 wurde auf der Facebookseite ein Clip mit dem Lied „Hohe Nacht der klaren Sterne“ veröffentlicht. Das Lied wurde von dem Nazi-Dichter Hans Baumann 1936 als „arisches“ Gegengewicht zu christlich geprägten Weihnachtsliedern geschrieben und bedient stattdessen völkisch-mythische Motive wie Nacht, Sonnenwendfeuer und Mutterkult. Es wurde insbesondere in den Liederbüchern von HJ, BDM und SS verbreitet.

 

Entgegen den Beteuerungen der anderen Heidelberger Verbindungen pflegen diese weiterhin einen engen Kontakt mit der Normannia und versuchen, sie als respektablen Teil des Heidelberger Stadtlebens zu präsentieren. So hatte beispielsweise der Alte Herr des Corps Suevia, Dietrich Bahls, dem Stadttheater angeboten, alle schlagenden Verbindungen Heidelbergs könnten gemeinsam eine Sesselreihe im renovierten Stadttheater finanzieren, wenn dort deutlich die Namen der Burschenschaften, Landsmannschaften, Turnerschaften und Corps vermerkt würden. Sowohl Theater als auch Stadtverwaltung, die sich der Brisanz dieses Vorschlags wohl bewusst waren, lehnten eine solche „geballte Präsenz schlagender Verbindungen im Theater“ ab.

 

In der „Heidelberger Interessengemeinschaft“ (HIG) fechten die anderen schlagenden Verbindungen Heidelbergs immer noch Mensuren mit den Mitgliedern der Normannia und reden sie als „verehrte liebe Waffenbrüder“ an.

 

Eine angebliche Abgrenzung der Heidelberger Verbindungen von der völkisch-faschistischen Politik der DB ist eine gezielte Irreführung. Das verbindungsstudentische Milieu insgesamt ist nach wie vor eine Brutstätte für deutschnationales, rassistisches und geschichtsrevisionistisches Gedankengut.

 

 

Nachtrag:

Glaubwürdige Distanzierung?

 

In der RNZ vom 05. Januar 2012 erklärte die Burschenschaft Frankonia, die im vergangenen Jahr aus der DB ausgetreten ist, Positionen, wie sie mittlerweile in der DB vertreten würden, seien bei der Frankonia nicht denkbar.

 

Wie glaubwürdig eine solche zaghafte Distanzierung ist, kann jeder und jede selbst beurteilen: Deren Frankone Heinz Uwe Korell ist der Verfasser des Rechtsgutachtens, das 2012 als „Ariernachweis“ der Burschenschaften traurige Berühmtheit erlangte. Erst in jüngster Zeit geriet ein anderer Alter Herr der Frankonia, Detlev Baasch, in die Schlagzeilen, als er beim Münchener Kreisverband der NPD als Redner auftrat.

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In dieser Woche sollen mehrere Veranstaltungen mit rechten Rednern in Marburger Verbindungshäusern stattfinden. Zudem ist eine interne Fortbildung für Burschenschafter des extrem rechten Dachverbandes „Deutsche Burschenschaft“ (DB) geplant.

 

PM gibt es hier: https://antifamarburg.wordpress.com/