Polizei steht in Magdeburg vor Großeinsatz

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Erstveröffentlicht: 
10.01.2012

Mehr als 1500 Beamte sollen am Sonnabend linke und rechte Demonstranten auf Abstand halten

Der Landeshauptstadt steht am Wochenende einer der größten Polizeieinsätze der vergangenen Jahre bevor. Hintergrund ist der jährliche Naziaufmarsch anlässlich der Bombardierung der Stadt am 16. Januar 1945. Rund 3000 Demonstranten werden erwartet.

 

Magdeburg l Die Ermittler der Polizei schlagen nach bundesweiten Recherchen in den verschiedenen Lagern für nächsten Sonnabend Alarm: Noch nie wurden so viele Neonazis aus ganz Deutschland zum alljährlichen "Trauermarsch" anlässlich der Bombardierung Magdeburgs erwartet. Mehr als 1500 Neonazis könnten es werden. Auch die rund 1500 linken Gegendemonstranten rüsten auf und organisieren Busfahrten aus allen Richtungen der Republik an die Elbe. Sie sollen von 1500 Beamten aus ganz Deutschland in Schach gehalten werden.

 

Hinzu kommen die Magdeburger, Künstler, Politiker, Gewerkschaftler und mehr als 150 Vereine, die sich im "Bündnis gegen Rechts" auf der "5. Meile der Demokratie" mit Theater, Musik und Talkrunden gegen den braunen Umzug in ihrer Stadt zur Wehr setzen wollen. Magdeburgs städtischer Beigeordneter Holger Platz rechnet in diesem Jahr mit rund 10000 bis 15000 Menschen. Insgesamt sind für den Sonnabend 18 "versammlungsrechtliche Aktionen" bei der Polizei angemeldet.

 

Eine "Vorabenddemonstration" des Bündnisses "Magdeburg nazifrei" soll bereits am Freitagabend in der Innenstadt starten. Das Bündnis hat als prominentesten Befürworter den Musiker Udo Lindenberg gewonnen, der ein Logo für die Initiative zeichnete. Hauptziel sei es, wie in den vergangenen Jahren in Dresden, den Naziaufmarsch zu blockieren. Dies war in Magdeburg in diesem Umfang bisher weniger gelungen. Der "Blockadeaufruf" habe nach Meinung des Gesamteinsatzleiters der Polizei Günter Romanowsky aber ein "erhebliches Konfliktpotenzial". Aus diesem Grund stünden auch die Aufmarschrouten der einzelnen Parteien bis zum Schluss nicht fest. "Problematisch" seien außerdem Aufrufe im Internet, dass auch am Stadtrand "Störungen erfolgen sollen", um dort möglichst viele Einsatzkräfte zu binden.

 

Schon aus diesem Grund zieht die Polizei Hundertschaften aus ganz Deutschland zusammen. Einige reisen sogar aus Bayern und Hamburg an. Dazu kommen Bundespolizisten und weitere Spezialkräfte. Schon jetzt bittet Einsatzführer Romanowsky "um Verständnis für zahlreiche Kontrollen und Einschränkungen in und um Magdeburg" am Sonnabend.

 

In einer interfraktionellen Arbeitsgruppe des Landtages mit Vertretern aller Parteien wollen acht Politiker als "Beobachter und Vermittler" agieren. Der Bündnisgrüne Sebastian Striegel: "Wir hoffen auf einen gewaltfreien Protest."