Silvester zu den Knästen! Überall vor Abschiebezentren und Strafanstalten!

Silvester zu den Knästen!

Ein Plakat, das in vielen Städten aufgetaucht ist: Silvester zu den Knästen! Überall vor Abschiebezentren und Strafanstalten! Lautstarke Demos vor Knästen sind eine anhaltende Tradition in einigen Orten dieser Welt, um während des Jahreswechsels an diejenigen zu erinnern, die vom Staat gefangen gehalten werden. Ein Weg, um Solidarität auszudrücken mit Menschen, die inhaftiert sind.

 

Ob vor den Strafanstalten oder den Abschiebeknästen, wo Menschen in Abschiebehaft gehalten werden, da sie die falschen oder gar keine Papiere besitzen, wollen wir zusammenkommen, um die Einsamkeit und Isolation zu durchbrechen.
Dieses Knastsystem ist nicht reformierbar, denn es ist von Grund auf falsch, hier und überall. Es macht keinen besseren Menschen, es trägt nicht zur Lösung sozialer Konflikte bei. Das herrschende, auf Konkurrenzdenken und Ungerechtigkeit basierende Nebeneinander sperrt Menschen weg, oder schiebt sie ab, um auf der einen Seite alles Problematische von sich zu stoßen und auf der anderen Seite diejenigen, die verzweifelt nach der Freiheit suchen, abzuschrecken und Exempel zu statuieren.

Ob Menschen eingesperrt sind, weil sie vielleicht geklaut oder Eigentum zerstört haben, ohne Ticket gefahren sind oder im Knast
sitzen, weil sie aus Perspektivlosigkeit oder Angst verfolgt zu werden aus ihrem Herkunftsland geflüchtet sind - dies alles beruht auf ein- und derselben Tatsache: das Bestehen von herrschenden Normen, die festlegen, was falsch und was richtig ist, was geschützt und was bestraft werden muss. Gesetze und Regeln, die von einigen wenigen beschlossen werden, denen sich andere wiederum unterwerfen müssen. Diese Logik der Bestrafung und des daraus resultierenden Einsperrens gilt es zu durchbrechen. Dabei ist die Abschaffung aller Zwangsanstalten für uns nur innerhalb eines Prozesses möglich, welcher die gesamten aktuellen Zustände umwirft, um eine Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung zu ermöglichen.

Egal, wo ihr euch aufhaltet, trefft euch Silvester vor den Knästen, seid laut und verleiht der Idee von einer Welt ohne Herrschaft und Zwang auf der Straße euren Ausdruck. Wir wollen unsere Solidarität und unsere gegenseitige Hilfe nutzen, um all diese Mauern Stein für Stein einzureißen.
Wir wollen eine Welt ohne Mauern und Grenzen. Wir werden
zusammen kämpfen:

BIS ALLE FREI SIND!


anarchistische und autonome Individuen und Gruppen

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Vlt. wäre es mal klug anstatt sich gegenseitig anzumauln, inhaltliche Ergänzung zu liefern. Irgendwer wird sich doch intensiv mit Knastkritik auseinander gesetzt haben....

Ich versuchs mal, bitte aber um inhaltliche Erweiterung:

Knäste sind nicht und können niemals eine Problemlösung sein. Sie sind lediglich ein Isolationsinstrument, durch welche störende Individuen weggesperrt werden. Das es sich in den meisten Fällen um Eigentumsdelikte handelt ist wichtig zu betrachten, da dadurch deutlich wird, dass ein Knast letztendlich vor allen Dingen zum Schutz des bürgerlichen Eigentums genutzt wird. Jedoch muss die Kritik auf die Grundlage der Knäste ausgeweitet werden. Es ist wichtig JEDES verbrechen in einem sozialen Kontext zu betrachten, wodurch die Verantwortung für sog. Straftaten auch bei der gesamten Gesellschaft liegt. Das Beispiel des 'pedophilen Straftäters' finde ich immer recht prägnant, da sich eine Grundlegende Problematik darin wiederspiegelt.

 

Wenn ein Mensch feststellt, er_sie findet Kinder erregend, ist diese Person mit dem Problem innerhalb unserer Gesellschaft ziemlich alleine gelassen. Im besten falls kann sich an eine Beratungsstelle gewand werden, häufig wird selbst da nicht geholfen. Sich selbst in einem privaten/familiären Kontext zu outen, führt meistens nur zu einer gesellschaftlichen Isolation, welche wiederrum in keinem Fall das eigentliche Problem löst, sondern letztendlich häufig in der Umsetzung des Bedürfnisses und häufig im Kindesmissbrauchs endet.

 

Innerhalb einer Emanzipatorischen Bewegung sollten wir ja aber Probleme lösen wollen und nicht uns störende Personen Isolieren und ausschließen.Womit ich nicht meine das einzelne Meinungen nicht auf wehementen wiederstand - in allen erdenglichen Formen - stoßen muss. Dies immer dann wenn andere Menschen dadurch Gefährdet werden. (Bsp. Nazi --> die Ideologie und Einstellung führt zwangsläufig zur bewussten und gewollten Vernichtung von Menschen, also muss deren Verbreitung verhindert werden). Es gibt unterschiedliche Begründungen warum menschen weggesperrt werden sollten. Rache (herstellung einer höheren Gerechtigkeit), Erziehung, Abschreckung und  Schutz der Gesellschaft fallen mir jetzt grade ein.

Das Rache sinnlos ist und dabei immer von einer gewisse religiöse Vorstellung einer höheren Gerechtigkeit ausgeht, brauch ich nicht weiter zu beschreiben.

Bei der Erziehung ist es wichtig zu betrachten, dass sie nur sinnvoll ist, wenn dadurch ein Verständniss bei der Person einsetzt, damit langfristig sich das Verhalten zum prosozialen verändert. Ansonsten landet der mensch lediglich bei einer Konditionierung, die mehrfach problematisch und abzulehnen ist, da sie z.B. menschenunwürdig ist und nur in bestimmten ankonditionierten Situationen überhaupt wirkt.

Die Abschreckung ist schwierig, da wenn man sie als Argument gelten lässt, meiner Meinung nach vergessen wird, dass Menschen nicht aus reiner böswilligkeit handeln. Sie handeln auf eine bestimmte Art und Weise, weil sie dazu gezwungen sind (z.B. aus matriellen Umständen) oder weil sie von bestimmten Dingen überzeugt sind. Abschreckung wird bei beiden Punkten nicht viel helfen, da sie die Umstände nicht verändert und Überzeugungstäter_innen eher bestärkt. (Desweiteren fällt mir da noch die Statistik zur Todesstrafe ein, die belegt, dass die Abschreckung dabei nicht wirklich greift... kp ob sich das auch hierdrauf übertragen lässt).

Bleibt der Schutz der Gesellschaft. Wie gesagt, langfristig lässt sich die Gesellschaft nur schützen wenn die grundlegenden Probleme gelöst werden. Da dies nicht von heute auf morgen geschehen wird, könnte die Frage gestellt werdne ob es weiterhin bestimmte Isolierungsmechanismen geben müsste, bis wir alle endlich geschafft haben die befreite Menschheit einzurichten. Aber muss so eine Isolation wirklich so aussehen wie in den Knästen? (eine pedophile Person stellt 'nur' eine Gefahr für Kinder da, da muss es doch andere Möglichkeiten geben, als sie in eine kleine ungemütliche Zelle zu sperren).

Dinge,

Wie gesagt hab keinen Anspruch auf Vollständigkeit und bitte um Ergänzung, aber vlt. macht es die Knastkritik zumindenst oberflächlich etwas verständlicher.

?

ich hab auch was gg faschos m. ""todesstrafe für kinderschänder "- aufkleber auf ihrer heckscheibe usw. du behauptest u a ,rache braucht  relig. vorstellungen von ner höheren gerechtigkeit.rache ist doch total menschlich-da brauch ich keinen glauben an was höheres...aber um das gehts mir gar nicht-kannst du bitte erklären , was du meinst du mit "pädophile stellen "nur" eine gefahr f. kinder da"-was soll das Denn heissen ??? "nur"???und dehalb sollte man sie nicht in kleine zellen speeren? das check ich nicht...

und überhaupt : kaum gibts ne , naja, diskussion ums thema knast (und die linke)-auch bei linken(?) dauerts n paar minuten,schon ist mensch bei den "kinderfickern"...die reaktionäre setzten doch mit den selben argumenten sicherungsverwahrung usw durch...man greift immer gleich die kraSSESTEN beispiele heraus,die linke müsste doch die haftbedingungen v. a. thematisieren.man glaubt es nicht,wies z B in d jva bayreuth zugeht: 8-mann-zellen,in den zellen nur fliessend kaltes wasser-wollen die insassen nen kaffee-so wars bei m. bruder-musste er mit nen improv.,selbstgebauten tauchsieder hantieren,in der woche 2 mal duschen...

das problem ist m.m.,welche familie oder bevölkerungsgruppe es nicht persönlich betrifft,bekommt das nicht mit-will es auch gar nicht.

und dass faschisten sich f. polit. gefangene halten...die halten sich auch f. die krone der schöpfung

?

jub kann dir erklären was ich meine:

"Rache braucht religiöse Vorstellung von Gerechtigkeit": Ich will nicht abstreiten das Rache etwas "menschliches" ist. Letztendlich ist alles was ein Mensch tut irgendwie menschlich... sonst wäre es ja kein Mensch der die Handlung ausführt. Ich halte auch den Drang etwas unverstandenes durch etwas übernatürliches/religiöses erklären zu wollen für menschlich. Jedoch innerhalb eines politischen Kontextes nicht für sinnvoll. Bei der Rache wird ja davon ausgegangen, mir (oder einer Person in dessen Namen ich handle) ist etwas zugestoßen, und deshalb muss ich jetzt der anderen Person auch etwas antun, damit die Gerechtigkeit wieder hergestellt ist. Dadurch wird Gerechtigkeit aber eine bestimmte höhere Rolle zugeschrieben. Oder wie würdest du Rache anders sehen?

 

Das mit "Pesophiele stellen 'nur' eine Gefahr für Kinder dar" war nicht verharmlosend gemeint. Das 'nur' soll nicht den Akt des Kindesmissbrauchs runterspielen, sondern die Opfer Gruppe eingrenzen. Das Ziel ist es ja, die Kinder vor Missbrauch zu schützen. Also muss geschaut werden, wie können die Kinder geschützt werden und nicht wie können wir Menschen möglichst stark von der Gesellschaft isolieren. Das Beispiel habe ich aufgegriffen, weil es in einem vorhergegangenem Post genutzt wurde.

Es stellt ein ernstes Problem da das sich so viele Menschen mit den Faschos solidarisieren, da sie sich der Einstellung "Todesstrafe für Kinderschänder" anschließen. Ich glaube, es dürfte klar sein, dass meine Argumente grade in eine komplett andere Richtung führen und auf einer komplett anderen Grundlage herkommen.

Und ja, ich glaube es hat Gesellschaftlich nichts Fortschrittliches einen Menschen in eine möglichst kleine Zelle zu stecken, weil er_sie eine Straftat begangen hat. Wie beschrieben alle Verbrechen müssen in einem sozialen Kontext betrachtet werden.

 

Zum letzten Punkt: Vlt. habe ich mich falsch ausgedrückt. Ich habe nie gesagt das die Zustände in Gefängnissen gut seien. Meine Kritik sollte einfach nur weiter gehen. Es geht mir eben nicht darum, dass Knastkritik bei einer Verbesserung der Zustande stoppen darf. Sondern die Institution muss grundlegend kritisiert werden. Dass jede VErbesserung der Bedingungen im Knast, eine Verbesserung der Lebensumstände für die Insassen_innen darstellt, steht für mich dabei außer Frage

vielleicht gab provokation anlass zu inhaltlicher ergänzung.

danke

Aufruf zur Sylvesterknastkundgebung 2012 in Köln

Sylvester zum Knast? - ja was denn sonst!

Vor 75 Jahren, genauer gesagt am 14.12.1937, erließ Obernazibulle Fricke den sog. „Asozialen-Erlass“. Zigtausende verschwanden aufgrund dieses Erlasses in KZs zur sog. „Vernichtung durch Arbeit“. Heute leben wir nicht mehr im Faschismus, aber die Verfolgung der sog. „Asozialen“ erlebt eine Renaissance. Immer mehr Kleinstkriminelle verschwinden in bundesdeutschen Knästen. So stieg allein in Hessen die Zahl der Hafttage wegen  Ersatzfreiheitsstrafen innerhalb weniger Jahre von 80.000 auf 120.000 Hafttage. Bundesweit sitzen ca. 10.000 Menschen wegen nichtbezahlter Geldstrafen im Knast - die meisten davon wegen Schwarzfahrens und Ladendiebstahls. Besonders betroffen sind Obdachlose, Kranke und Süchtige. Knastvermeidungsintrumente des Systems wie z.B. Sozialstunden nützen ihnen nichts. Wer nicht arbeitsfähig ist, kann auch keine Sozialstunden ableisten.

So sitzen sie also in Knästen wie Ossendorf. Ossendorf ist einerseits ein U-Haft-Knast. Er ist aber andererseits ein Knast für „Eierdiebe“. Er ist ein Mahnmal für eine verfehlte Drogenpolitik und – was viele vergessen – es ist ein Abschiebeknast. Abgesehen von wenigen Ausnahmen wird hier bei den Männern Strafhaft bis zu einem Jahr vollstreckt. Bei Nichtdeutschen in Auslieferungshaft liegt die Höchstgrenze bei 4 Jahren.
Bei den Frauen in Strafhaft liegt die Höchstrafe, für die Ossendorf noch zuständig ist, bei drei Jahren. Für Nichtdeutsche in Auslieferungshaft wird keine Höchstgrenze genannt. Laut offiziellen Zahlen liegt der Anteil der Nichtdeutschen Gefangenen bei 40%.

Neben diesem „offiziellen“ Knast, ist Ossendorf auch noch ein Hochsicherheitsknast mit einem Traktflügel. Hier saßen früher Gefangene aus der verschiedenen linksmilitanten Gruppen. Damals wie heute saßen und sitzen aber auch ganz „normale“ Gefangene im Trakt, wenn sie gegen den Knast rebellieren. Der Kampf gegen die Isolationshaft muss immer geführt werden, auch wenn gerade keine Genoss_innen einsitzen.

Gerade der Knast in Ossendorf repränsentiert das Ganze Spektrum des Knastsystems. Vom Einknasten von SchwarzfahrerInnen und Kleinstkriminellen bis hin zum Hochsicherheitstrakt: Wir alle könnten von beidem betroffen sein, wenn wir uns irgendwann entscheiden, nicht permanent Kohle an diesen Staat und seine Justiz abzudrücken oder weil unser Widerstand so entschieden wird, dass wir Kandidat_innen für den Trakt sind.


Vorbereitungsbündnis „Für eine Gesellschaft ohne Knäste“


Demo mit Kundgebungen:
31. Dezember 2012, 18 Uhr
Treffpunkt: Haltestelle Rektor-Klein-Straße (JVA-Eingang) der KVB-Linie 5

Spa­zier­gang | keine Demo | keine Kund­ge­bung | keine An­mel­dung

31.​12.​2012 | 20 Uhr | JVA Os­lebs­hau­sen (Haupt­ein­gang)

 

Es gibt in vie­len Städ­ten seit Jah­ren die Tra­di­ti­on am Sil­ves­ter­abend zu den Knäs­ten zu gehen, um gegen das Sys­tem Knast zu de­mons­trie­ren. Letz­tes Jahr gab es auch in Bre­men wie­der eine Knast­de­mo; die­ses Jahr wol­len wir am Sil­ves­ter­abend mit euch zu­sam­men der JVA Os­lebs­hau­sen einen un­an­ge­mel­de­ten Be­such ab­stat­ten und einen Spa­zier­gang um den Knast ma­chen. Da es am schöns­ten wäre, wenn die Ge­fan­ge­nen auch was von uns mit­be­kom­men und wir ge­se­hen und ge­hört wer­den, soll­ten wir uns alle über­le­gen, wie wir am bes­ten auf uns auf­merk­sam ma­chen. Wir wol­len ge­mein­sam und laut Stim­mung gegen Knäs­te und die be­schis­se­nen ka­pi­ta­lis­ti­schen, ras­sis­ti­schen und se­xis­ti­schen Ge­walt­ver­hält­nis­se ma­chen, also ver­gesst nicht eure Ghet­to­blas­ter, Ta­schen­lam­pen und Feu­er­werk ein­zu­pa­cken! Seid krea­tiv und denkt euch auch gerne an­de­ren coo­len Kram aus, den ihr mit­bringt. Packt euch warm ein und passt auf­ein­an­der auf!


Das Sys­tem Knast
In den Knäs­ten sehen wir deut­lich die Denk­wei­se einer bru­ta­len Ge­sell­schaft ver­an­schau­licht, in der Ge­walt Struk­tur hat; sie sind die Git­ter und Schloss ge­wor­de­ne Ma­ni­fe­sta­ti­on die­ser Ge­walt.

Knast ist Teil eines Sys­tems von Stra­fen. Es geht davon aus, dass ein­zel­ne Men­schen gegen ge­setz­te Re­geln ver­sto­ßen. Diese Re­geln sind aber Aus­druck von ge­sell­schaft­li­chen Kon­flik­ten, in denen ver­schie­de­ne In­ter­es­sen auf­ein­an­der tref­fen. Ge­set­ze spie­geln in einer de­mo­kra­ti­schen (ka­pi­ta­lis­ti­schen) Ge­sell­schaft die be­ste­hen­den Macht­ver­hält­nis­se wie­der. Die Ver­lie­rer die­ser Kon­flik­te sol­len diese Ord­nung nicht in Frage stel­len dür­fen. Viel­mehr wer­den sie als Ab­wei­chung von der Norm stig­ma­ti­siert und in vie­len Fäl­len weg­ge­sperrt. Die ge­sell­schaft­li­chen Kon­flik­te blei­ben damit un­be­ar­bei­tet. Ein Bei­spiel dafür ist der Um­gang mit Rausch­mit­teln.


Knast und Ras­sis­mus
Wer nicht in der EU ge­bo­ren ist, kann schon er­le­ben, dass die bloße Exis­tenz in der EU dazu führt, in die to­ta­le In­sti­tu­ti­on (1) Knast ge­steckt zu wer­den. Men­schen aus an­de­ren Ge­gen­den der Welt kön­nen hier per Knast aus­ge­son­dert und ein­ge­sperrt wer­den, al­lei­ne auf­grund ihrer Her­kunft. Ras­sis­tisch ist daran vor allem die Sicht­wei­se und die damit ver­bun­de­nen Ge­set­ze, die diese Men­schen zu Aus­ge­schlos­se­nen ma­chen, bei denen es ge­bil­ligt wird sie ein­zu­sper­ren. Die­ses Prin­zip fin­det sich im ge­sam­ten Knast­sys­tem wie­der.

 

Knast und Ge­schich­te
Ge­fäng­nis­se ste­hen seit ihrer Ein­füh­rung dafür, un­lieb­sa­me Teile aus der Ge­mein­schaft zu iso­lie­ren und ver­schwin­den zu las­sen. So waren die ers­ten, die in so­ge­nann­ten Zucht­häu­sern, quasi den Vor­gän­gern von Ge­fäng­nis­sen, ver­schwan­den und zu Ar­beit ge­zwun­gen wur­den, ver­meint­li­che Bett­ler_in­nen, „um­her­strei­fen­des Ge­sin­del“, Al­ko­ho­li­ker_in­nen,, „ar­beits­scheue Men­schen“, so ge­nann­te „sitt­lich ver­wahr­los­te Frau­en“ und Sex-​Ar­bei­te­rin­nen. Neben dem wirt­schaft­li­chen In­ter­es­se, wel­ches hin­ter die­sen Ein­rich­tun­gen stand und für deren Voll­be­le­gung sorg­te, sind es immer auch struk­tu­rel­le Macht-​ und Ge­walt­ver­hält­nis­se wie bei­spiels­wei­se Alter, Her­kunft, Gen­der und so­zia­le Schicht, die be­stimm­ten wer po­ten­zi­ell eher im Knast lan­de­te als an­de­re. Mit der Fo­kus­sie­rung auf das Ei­gen­tum und dem wach­sen­den In­ter­es­se des Bür­ger­tums daran, die­ses si­chern zu wol­len, lan­de­ten im Laufe der Zeit immer mehr Men­schen auf Grund von Ei­gen­tums­de­lik­ten in den Ge­fäng­nis­sen. So ma­chen heute De­lik­te, die di­rekt oder in­di­rekt mit Ei­gen­tums­ver­hält­nis­sen zu tun haben, einen Groß­teil der In­haf­tie­rungs­grün­de aus.

Knast löst keine ge­sell­schaft­li­chen Kon­flik­te
Durch das Knast­sys­tem kön­nen die ge­sell­schaft­li­chen Kon­flik­te aus­ge­blen­det wer­den ohne sie zu lösen. Ei­gen­tums­de­lik­te sind Folge von der un­ge­rech­ten Reich­tums­ver­tei­lung und un­se­rer Art von Öko­no­mie. Zum Bei­spiel wird den Men­schen ein Le­bens­ide­al an Wohl­stand vor­ge­hal­ten, wel­ches ein Groß­teil von ihnen nie­mals er­rei­chen kann. Au­ßer­dem gibt es viele, die so wenig Geld haben, dass sie sich keine Fahr­kar­ten für Bus und Bahn leis­ten kön­nen und dann ohne Karte fah­ren – was im Wie­der­ho­lungs­fal­le als Be­trug ge­wer­tet wird.

Aus­ge­blen­det wer­den auch die Fol­gen einer frag­wür­di­gen Dro­gen­ver­bots­po­li­tik. Im Bre­mer Knast sit­zen über die Hälf­te aller In­haf­tier­ten ein wegen Straf­ta­ten im Zu­sam­men­hang mit Dro­gen. Dabei gibt es kei­nen ra­tio­nal nach­voll­zieh­ba­ren Grund, warum man­che Dro­gen legal sind und der Staat daran ver­die­nen darf, an­de­re aber il­le­gal ge­hal­ten wer­den. Welt­weit sit­zen Mil­lio­nen Men­schen im Zu­sam­men­hang mit il­le­ga­li­sier­ten Dro­gen hin­ter Git­tern. Es ist noch nicht ein­mal nach­ge­wie­sen, dass die Ver­bots­po­li­tik im Falle von Dro­gen zu einem ge­rin­ge­ren Kon­sum führt. Der Knast je­doch, führt de­fi­ni­tiv nicht zu einer Be­kämp­fung von Sucht­ur­sa­chen bei ab­hän­gi­gen Men­schen. In­so­fern er­hält der Knast auch hier die Ver­hält­nis­se auf­recht, die er vor­gibt zu be­kämp­fen. Und dies wird für man­che zum loh­nen­den Ge­schäft.

 

Knast und Neo­li­be­ra­lis­mus
Mit Ein­füh­rung einer zu­neh­mend neo­li­be­ra­len Ge­sell­schafts­ord­nung, die eine immer stär­ke­re Ver­schär­fung von Armut auf Grund einer Um­ver­tei­lung des Gel­des hin zu einer immer rei­cher wer­den­den klei­nen Ober­schicht nach sich zieht, wurde eine Zu­nah­me an De­lin­quenz (2) fest­ge­stellt. In den USA, die ein neo­li­be­ra­ler Vor­rei­ter-​Staat sind, führ­te dies zu einer er­heb­li­chen Aus­wei­tung des Knast­sys­tems. Mehr als 1% der ge­sam­ten US-​Ge­sell­schaft sitzt zur­zeit im Knast, das sind über 3 Mil­lio­nen Men­schen. Ganz nach der neo­li­be­ra­len Ideo­lo­gie wird die­ser Um­stand wie­der­um zu Geld ge­macht: Die Knäs­ten wer­den pri­va­ti­siert und die Ge­fan­ge­nen zum Ar­bei­ten ge­zwun­gen, und das für Löhne, die sonst nie­mand ak­zep­tie­ren würde. Damit wer­den Knäs­te zu pro­fi­ta­blen Fa­bri­ken unter Zwangs­ar­beits­be­din­gun­gen. Al­ler­dings muss der Staat dafür sor­gen, dass die Ar­beits­plät­ze immer be­setzt blei­ben. Der Knast er­hält sich in sei­ner Logik damit selbst.

Auch in Deutsch­land gibt es die Ten­denz, Ge­fäng­nis­se zu pri­va­ti­sie­ren und In­haf­tier­te zu Ar­bei­ten für Hun­ger­löh­ne für den frei­en Markt zu zwin­gen. Diese Zwangs­ar­beit ist sogar im Ar­ti­kel 12 des Grund­ge­set­zes ver­an­kert: „Zwangs­ar­beit ist nur bei einer ge­richt­lich an­ge­ord­ne­ten Frei­heits­ent­zie­hung zu­läs­sig.”

 

Knast und Ge­walt
Der Knast ist nicht gegen Ge­walt, aber die Ge­walt­ver­bre­chen sind im Knast­dis­kurs ein zen­tra­les Ele­ment. Hier prä­sen­tiert sich der Staat als Ver­tei­di­ger der In­ter­es­sen der ei­ge­nen Be­völ­ke­rung. Dabei ist es egal, dass ein Groß­teil der Men­schen aus an­de­ren Grün­den im Knast sitzt. Ge­walt ist das Ele­ment mit dem der Knast le­gi­ti­miert wird und das ob­wohl er die Ge­walt selbst auf­recht­er­hält. Po­ten­ti­el­le Opfer von Ge­walt kön­nen ge­schützt wer­den, wenn Täter weg­ge­sperrt wer­den. Aber die Kon­flik­te blei­ben, die aus Men­schen Täter wer­den las­sen. Und schaf­fen wie­der­um die nächs­ten Täter und damit auch die nächs­ten Opfer. Knast schafft daher keine all­ge­mei­ne Si­cher­heit; Er täuscht eine vor, die er aber über­haupt nicht ge­währ­leis­ten kann. Am Punkt der Ge­walt ver­schrän­ken sich In­ter­es­sen der brei­ten Be­völ­ke­rung mit an­de­ren Re­pres­si­ons­in­ter­es­sen zur Auf­recht­er­hal­tung des Knast­sys­tems – und damit der ge­walt­tä­ti­gen Ver­hält­nis­se.

Knast kann daher keine Pro­ble­me, keine Kon­flik­te lösen. Knäs­te als Sys­tem wer­den keine Ge­walt ab­schaf­fen, wol­len und sol­len keine Ge­walt ab­schaf­fen oder ein­däm­men. Knast ist Ge­walt und pro­du­ziert Ge­walt. Er le­gi­ti­miert die An­wen­dung von Ge­walt im Sinne der staat­lich ge­setz­ten Ver­hält­nis­se. Da weder die ur­säch­li­chen Ver­hält­nis­se ver­än­dert wer­den, noch den Men­schen ver­mit­telt wird, dass die An­wen­dung von Ge­walt schlecht ist, hält er die ge­walt­tä­ti­gen Ver­hält­nis­se auf­recht. Po­li­zei­ge­walt, Ar­beits­zwang oder das Töten durch die Bun­des­wehr sind an­de­re le­ga­le Ge­walt­for­men, die mit dem Sys­tem Knast kon­form gehen.

 

Po­li­ti­sche Ge­fan­ge­ne
Das be­mer­kens­wer­te am Sys­tem Knast ist, dass durch den Knast die be­ste­hen­den ge­sell­schaft­li­chen Kon­flik­te voll­stän­dig in den Hin­ter­grund ge­drängt und in­di­vi­dua­li­siert wer­den. Du hast ein Pro­blem mit der Si­tua­ti­on? Das ist dein Pro­blem! Men­schen, die sich be­wusst in den ge­sell­schaft­li­chen Kon­flikt be­ge­ben, um die­sen zu be­nen­nen und an­zu­grei­fen und dafür in den Knast gehen, wer­den im all­ge­mei­nen „po­li­ti­sche Ge­fan­ge­ne“ ge­nannt. Der we­sent­li­che Un­ter­schied zu an­de­ren Ge­fan­ge­nen ist, der be­wuss­te po­li­ti­sche Um­gang mit dem Kon­flikt. Da­durch wird es mög­lich, den Knast als In­sti­tu­ti­on zur Auf­recht­er­hal­tung der Ver­hält­nis­se zu be­nen­nen. Im Knast selbst spielt diese Un­ter­schei­dung kaum eine Rolle: Alle Ge­fan­ge­nen sind dem to­ta­len Zu­griff der In­sti­tu­ti­on un­ter­wor­fen.

Die Kri­tik am Knast muss grund­sätz­lich sein und auf seine Ab­schaf­fung zie­len. Wir müs­sen Ant­wor­ten fin­den auf die Fra­gen, die dabei ent­ste­hen, damit der Knast als sta­bi­li­sie­ren­des Ele­ment der be­ste­hen­den Ver­hält­nis­se an­ge­gan­gen wer­den kann.

 

Für eine herr­schafts­freie Welt ohne Aus­beu­tung und Un­ter­drü­ckung!
Für eine Ge­sell­schaft ohne Knäs­te!

Quelle:http://endofroad.blogsport.de/2012/12/24/aufruf-silvester-zum-knast/


___________________
(1) In­sti­tu­ti­on, in der sämt­li­che Be­rei­che des Le­bens ge­re­gelt und all­um­fas­send kon­trol­liert wer­den, z.B. Ka­ser­nen, Klös­ter, Ge­fäng­nis­se…
(2) Nei­gung zur Straf­fäl­lig­keit