Nach Laubenbrand: Staatsschutz prüft fremdenfeindlichen Hintergrund, Vorstand prüft Rücktritt

Erstveröffentlicht: 
24.10.2012

In der Nacht zum Dienstag ist die nächste Gartenlaube abgebrannt. Ob das Feuer in die Serie von Brandstiftungen passt, wird von der Polizei geprüft. Die Betroffenen waren bereits Opfer fremdenfeindlicher Schmierereien.

 

Sudenburg l Kurz nach zwei Uhr stand in der gestrigen Nacht eine weitere Gartenlaube in Magdeburg in Flammen. Ziel der Brandstifter war diesmal die Gartensparte Klinke an der Salzmannstraße im Osten Sudenburgs. Die Polizei schätzt den Sachschaden vorerst auf 10 000 Euro. Ersten Ermittlungen zufolge war die Laube zuvor aufgehebelt worden. "Ein Zusammenhang mit den Laubenbränden der letzten Wochen in Magdeburg wird durch die Kripo geprüft", teilt Frank Küssner, Sprecher in der Polizeidirektion Magdeburg, am Morgen nach dem Brand mit.

 

"Wir prüfen sehr intensiv auch Spuren, die auf einen fremdenfeindlichen Hintergrund hinweisen."

Frank Küssner, Sprecher der Polizeidirektion Nord in Magdeburg

 

Auf den ersten Blick scheint die Ähnlichkeit zu den Fällen der Brandserie, die Magdeburgs Kleingärten seit Anfang Oktober heimsucht, offensichtlich. Die vorsichtige Formulierung zur Ermittlungsarbeit hat aber ihren Grund. Gartenbesitzerin ist die Vereinsvorsitzende Martina Yedykuvvet. Zwei Gärten weiter ist bereits vor wenigen Jahren eine Laube komplett abgebrannt, die Laube im Nachbargarten der Vereinsvorsitzenden wurde seinerzeit auch beschädigt. Und die Laube von Martina Yedykuvvet selbst war bereits einmal von Einbrechern völlig überschwemmt und verwüstet worden. Ein zweiter Versuch in dieser Richtung soll nach Volksstimme-Informationen erst kürzlich gescheitert sein. Und was die Polizei besonders hellhörig werden lässt: Die Familie der Vereinsvorsitzenden ist bereits einmal Opfer von fremdenfeindlichen Schmierereien geworden.

 

Frank Küssner bestätigt daher auf Nachfrage der Volksstimme: "Der Staatsschutz ist eingeschaltet. Wir prüfen also sehr intensiv auch jene Spuren, die auf einen fremdenfeindlichen Hintergrund hinweisen."

 

Martina Yedykuvvet ist fassungslos. Lange Jahre hatte sie die Geschicke der Sparte mit gelenkt, hatte sich hier seit dem Jahr 2005 ein Stück Heimat aufgebaut. "Ich sorge mich jetzt natürlich auch um die Gesundheit meiner Familie", sagt sie im Gespräch mit der Volksstimme.

 

Was die anderen 17 Brände in Magdeburger Gartenlauben in den vergangenen Wochen angeht, so hält sich die Polizei zum derzeitigen Ermittlungsstand bedeckt. Der Hinweis auf zwei flüchtende Radfahrer in der Nähe eines Tatorts am Damaschkeplatz vor zwei Wochen habe jedenfalls bislang keine weiteren Spuren und Hinweise gebracht, erklärt der Polizeisprecher.

 

Nach wie vor versuchen die Beamten, mit einer verstärkten Streifentätigkeit in und an den Gartensparten in der Landeshauptstadt den Tätern auf die Schliche zu kommen. Und nach wie vor gilt die Bitte der Polizeidirektion an Zeugen, sich zu melden. Wer etwas gesehen hat oder Angaben über die Täter machen kann, möge unter der Telefonnummer (03 91) 5 46 21 96 anrufen.

 

Welche Konsequenzen die Brandstiftungen über den Schaden für die direkt Betroffenen hinaus haben können, zeigt der Kleingartenverein Klinke in der Salzmannstraße eindrucksvoll. Der Kleingartenverein Klinke gehört zu den kleinen in der Region. Mit 25 Parzellen geht es hier eher familiär zu, und die ehrenamtliche Arbeit verteilt sich auf wenige. "Ich werde dennoch von meinem Posten zurücktreten", sagt Martina Yedykuvvet.

 

"Mit dieser Stelle wäre immer die Angst verbunden: Passiert heute Nacht wieder etwas?"

Martina Yedykuvvet, Vereinsvorsitzende

 

Nachdem das, was sie in den vergangenen Jahren mit ihrem Mann hier aufgebaut hat, nahezu völlig zerstört wurde, steht für sie fest: Einen Neuanfang wird es an dieser Stelle keinesfalls geben. Zwar ist die Gartenlaube der Vereinsvorsitzenden per Hausrat- und Gebäudeversicherung abgesichert, und die Gartenbesitzerin kann daher auf schnelle finanzielle Hilfe von ihrem Versicherer hoffen - im Gespräch mit der Volksstimme machte die Sudenburgerin aber auch klar: "Selbst wenn wir alle Schäden beseitigen könnten - mit dieser Stelle wäre immer die Angst verbunden: Passiert heute Nacht wieder etwas?"

 

Auch die anderen Vorstandsmitglieder hätten bereits signalisiert, nicht mehr weitermachen zu können wie bisher. Angesichts der geringen Größe der Kleingartensparte dürfte es schwerfallen, auf die Schnelle Nachfolger zu finden. Und damit wird der Magdeburger Kleingartenverband - der angesichts der Brandserie in den Vereinen in der Landeshauptstadt ohnehin unter Druck steht - gefordert sein.