GBW-Wohnungen erwärmen sich auf über 30 Grad, obwohl die Regler auf null stehen

Das GBW-Wohnhaus am Rennweg: Mieter klagen über viel zu hohe Nachforderungen beim Wärmeverbrauch.
Erstveröffentlicht: 
16.05.2012

Nürnberg  - Unerträgliche Hitze: In einem Mietshaus der umstrittenen GBW AG stehen die Heizungsregler in einigen Wohnungen auf null — und dennoch herrschen dort hochsommerliche Temperaturen bis zu 30 Grad.

 

Lyudmyla Mendelson blickt auf ihr Thermometer in der Wohnung. Es zeigt 25 Grad an. „Das ist noch gar nichts“, sagt sie. Das Quecksilber steigt manchmal bis zur 30-Grad-Marke — und das, obwohl die Heizkörper aus sind. Die Wärmeversorgung in ihrer 46-Quadratmeter-Bleibe macht ihr zu schaffen. Und nicht nur ihr. Eine Nachbarin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, leidet auch unter der nicht zu regulierenden Hitze in ihrem Apartment. Im Winter heizen die beiden buchstäblich zum Fenster hinaus. „Es ist unerträglich heiß, ich muss die Balkontüre öffnen, um die Wohnung etwas abzukühlen“, sagt die 75-jährige Mendelson. Die Frauen berichten, dass ein Rohr im Boden, das wohl die anderen Einheiten versorgt, viel Wärme abstrahlt.

Das Gebäude am Rennweg mit der Nummer 26 gehört dem staatseigenen Immobilienunternehmen GBWAG. Mendelson zahlt Miete in Höhe von 360 Euro, inklusive einer Heizpauschale von 40 Euro. Mehrfach haben die Frauen ihre Vermieterin darüber informiert. Es kamen auch Handwerker, die Ventile an Heizungen auswechselten. Die Probleme seien laut GBW „minimiert“ worden.

Doch als die Heizkostenabrechnung kam, traf beide Mieterinnen der Schlag: Mendelson, die von einer Grundsicherung in Höhe von gut 800 Euro lebt, soll 1200 Euro nachzahlen, ihre Nachbarin über 800. Begründung: Der Wärmeverbrauch in den Wohnungen sei zu hoch. Die GBW gibt an, dass die abgelesenen Werte stimmen — und belässt es dabei. Das Sozialamt lehnt eine Begleichung der Kosten ab. „Lediglich 1,79 Euro können übernommen werden“, schreibt die Behörde an Mendelson.


Schlaflose Nächte

Unterdessen hat die GBW der 75-Jährigen Mahnungen mit steigenden Forderungen geschickt. Mittlerweile hat das Unternehmen die Angelegenheit an einen Anwalt übergeben, der ein Mahnverfahren einleitete. Der Jurist rechnete Gebühren und Zinsen drauf und kommt heute auf eine Forderung von 2232,18 Euro. „Ich hab’ deswegen schlaflose Nächte, ich kann das ja nicht bezahlen“, klagt Mendelson.

Hintergrund: Die GBW unterhält in Nürnberg rund 3300 Wohnungen, im gesamten Freistaat sind es mehr als 30.000. Seit einigen Monaten befindet sich die Tochter der Bayerischen Landesbank in einer Schieflage. Das Kreditinstitut soll sich nach dem Willen der EU von den Wohnungen trennen, da die Beteiligung daran nicht zum Kerngeschäft einer Bank gehöre. Der Mieterverein und SPD-Politiker fürchten, dass die Anwesen an „Heuschrecken“ gehen, Unternehmen, die in erster Linie an Gewinnmaximierung interessiert sind.

Für Schlagzeilen sorgten in Nürnberg jüngst auch protestierende Mieter in GBW-Häusern an der Schupfer Straße. Den Bewohnern stehen künftig deutliche Mieterhöhungen ins Haus. Angesichts zahlreicher Mängel in den Wohnungen blieben aber auch versprochene Renovierungen aus.

Doch das hilft den beiden Frauen im Haus am Rennweg wenig. Ihr Fall liegt nun bei Anwälten. Gunther Geiler vom Nürnberger Mieterverein findet deutliche Worte für diesen Vorgang: „Das ist keine seriöse Bewirtschaftung durch ein Wohnungsunternehmen.“ Hier werde auf dem Rücken der Mieter Geld „verheizt“. Die GBW müsse diesen gravierenden Mangel in den Wohnungen beseitigen. Der Geschäftsführer des Vereins empfiehlt, die Miete zu mindern. Geiler: „Um 20 Prozent, vielleicht aber auch mehr.“