Student angeklagt: Vorwurf: Volksverhetzung

Erstveröffentlicht: 
07.02.2012

Wegen rechtsradikaler Äußerungen im Internet muss sich demnächst ein 32-jähriger Mann vor dem Amtsgericht Göttingen verantworten. Die Staatsanwaltschaft Göttingen hat den 32-Jährigen, der noch im vergangenen Jahr als Medizinstudent an der Universität Göttingen eingeschrieben gewesen sein soll, wegen Volksverhetzung angeklagt.
Göttingen. Der Beschuldigte habe in dem rechtsextremen Internetforum Thiazi Beiträge veröffentlicht, in denen der Holocaust geleugnet werde, teilte Behördensprecher Hans-Hugo Heimgärtner mit. Unter anderem habe er behauptet, dass Zyklon B in den Konzentrationslagern nur zur Entlausung benutzt worden sei. Außerdem habe er die Ermordung von mehreren Millionen Juden während des Nationalsozialismus als größte Lüge der Menschheitsgeschichte bezeichnet und behauptet, dass es einen „Holocaust, begangen an Deutschen durch Juden“ gegeben habe.

Die Beiträge waren unter einem Pseudonym veröffentlicht worden. Antifa-Aktivisten ermittelten den mutmaßlichen Autor. Sie berichteten auf einer Internet-Plattform der linken Szene über die „Enttarnung“ eines Medizinstudenten als „Neonazi“. Dabei veröffentlichten sie den Namen und die Anschrift.

Der Verfasser hatte in seinen Beiträgen darauf verwiesen, dass er aus Angst vor den „Repressionen des Systems“ seine Identität nicht preisgeben und lieber ein „versteckter Nazi“ bleiben wolle. Er gehe auch auf keine Demonstration, um nicht fotografiert zu werden. Anderenfalls könne er sein „Studium hinschmeißen“. Ein Sprecher der Göttinger Universitätsmedizin konnte aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Auskunft darüber geben, ob der Mann noch eingeschrieben ist.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hat er angegeben, dass er sich von den Beiträgen distanziere und diese nicht mehr seine Gesinnung darstellten. Verharmlosung und Leugnung von Nazi-Verbrechen werden mit Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe geahndet.

(nie)