Traveller-Camp darf nicht vor Freitag geräumt werden

Erstveröffentlicht: 
19.09.2011

Nach jahrelangem Streit um die Räumung eines Wohnwagendorfes der Irish Traveller in Großbritannien haben die Bewohner in letzter Minute einen Teilerfolg erzielt. Der High Court in London entschied, dass die Angehörigen des fahrenden Volkes zumindest bis zum Freitag auf dem Gelände in Baslidon nahe der Hauptstadt bleiben und ihre Wohnwagen und Autos nicht von den Behörden entfernt werden dürfen.

 

Zwar erkannte das Oberste Gericht den Räumungsbeschluss als rechtens an, entschied aber, dass es in niemandes Interesse sein könne, wenn Unruhen zwischen Demonstranten und den Behörden ausbrächen. Auf dem Gelände halten sich noch rund 200 Traveller und Unterstützer auf. Sie hatten angekündigt, auf keinen Fall weichen zu wollen. Unklar ist, ob am Freitag endgültig geräumt wird. Eine Ausweitung der einstweiligen Verfügung werde geprüft, hieß es. Der Behördenchef von Basildon, Tony Ball, hatte eine geordnete Räumung des Areals zugesagt.

Die landesweit größte Siedlung der Traveller sollte nach zehnjährigem Rechtsstreit ursprünglich heute aufgelöst werden. Die Polizei hatte das Gelände umstellt, rund 20 Vollzugsbeamte drangen in das Camp vor. Sie seien aber nach kurzer Diskussion wieder zurückgewichen, hieß es.
"Sie zerstören das Leben von Kindern und Alten"

Die Bewohner wollen bleiben, vor allem, weil sie nicht wissen, wohin sie nach einer Räumung sollen. Eine Sprecherin der Traveller erklärte, mit der Räumung werde "das Leben von kleinen Kindern und sehr kranken und alten Menschen zerstört". Der Leiter der Stadtverwaltung verteidigte dagegen den Behördenbeschluss. Es seien alle rechtlichen Vorgaben eingehalten worden, sagte er.

Die Stadtverwaltung von Basildon wirft dem fahrenden Volk vor, das Grundstück ohne Genehmigung bebaut und damit gegen das Gesetz verstoßen zu haben. Die Travellers hatten das Gelände vor zehn Jahren gekauft. Zwischenzeitlich lebten dort bis zu 400 Menschen in Wohnwagen oder Hütten. Als die Wohnwagensiedlung immer größer wurde, begannen die Proteste von Anwohnern. Sie mündeten schließlich in Klagen wegen Verstößen gegen das Bau- und Planungsrecht. Heute lief die Frist aus, das Gelände freiwillig zu verlassen.

Die Irish Travellers sind ein Nomadenvolk mit Wurzeln in Irland. Ihre Zahl wird auf rund 50.000 geschätzt. Die meisten der überwiegend streng katholischen Travellers leben in Irland, Nordirland und Großbritannien, rund 10.000 auch in den USA.