Berlin-Schöneweide: neuer Naziladen

Foto: Tagesspiegel

In Berlin kam es in der näheren Vergangenheit zu einer Vielzahl an Anschlägen auf linke Strukturen, Läden und Hausprojekte. Trauriger Höhepunkt dieser Aktionen bilden die Brandanschläge vor einigen Tagen auf das «Thommy-Haus», den «Red Stuff», das «Tuntenhaus» in der Kastanienallee, ein Hausprojekt in der Lottumstr. in Mitte und auf das «Anton-Schmaus-Haus» der Falken in Britz. Dabei nahmen die Nazis bewusst den Tod zahlreicher Menschen in Kauf. Vor einigen Tagen kam dann heraus, dass in Berlin-Schöneweide ein neuer Nazi-Laden in unmittelbarer Nähe zur bereits dort ansäßigen Nazikneipe «Zum Henker» entstehen soll.

Der Laden wird von Sebastian Schmidtke betrieben und vertreibt, neben Gegenständen für den Security-Bedarf und Waffen, auch Nazi-Klamotten und CDs. Damit wird in Schöneweide nicht nur ein weiterer Anlaufpunkt für organisierte Nazis geschaffen, sondern auch ein Ort, an dem sich die Naziszene mit Propaganda und Waffen eindecken kann.

 

Sebastian Schmidtke ist seit einigen Jahren eine der zentralen Figuren des «Nationalen Widerstand Berlins». Er fungiert bei vielen Aufmärschen als Anmelder und steckt hinter der mitlerweile indizierten Webseite «nw.berlin.net». Auf dieser Seite veröffentlichte er die Adressen und Fotos vermeintlicher Antifas und führte eine Liste mit zahlreichen linken Locations (in vielen Fällen sogar mit Bildmaterial), die später das Ziel von Anschlägen wurden. Kurz vor den Brandanschlägen in Berlin wurde eine E-Mail veröffentlicht die von «nw-berlin» stammte und dazu aufrief, sich für die Überfälle auf vier NPDler in Berlin zu rächen. Dabei wurden explizit auf die benannte Liste verwiesen.

Schmidtkes neuer Laden heißt «Hexogen». Bei dem Namen handelt es sich bezeichnenderweise um einen in Berlin entwickelten, giftigen Sprengstoff, der in großen Mengen im Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurde. Nach eigenen Angaben vertreibt er im angemieteten Laden «alles für den Aktivisten», darunter Waffen, CDs und Nazikleidung. Der Laden befindet sich in der Brückenstraße 9 in Schöneweide, unweit der Nazikneipe «Zum Henker» (Brückenstr. 14). Bei einer Durchsuchung der Kneipe nach einem Angriff auf Zivilpolizisten wurden «Hieb- und Stichwaffen» sichergestellt. Die Nazikneipe «Zum Henker» besteht seit Anfang 2009 und wird von dem britischen Neonazi Paul Stuart Barrington betrieben. Regelmäßig finden dort Naziveranstaltungen, Feste und Konzerte statt. Mittlerweile hat sich die Kneipe «Zum Henker» zu einer zentralen Struktur für die Berliner Naziszene entwickelt. Aus der Kneipe heraus kam es mehrfach zu Angriffen. So zum Beispiel am 23. Juni 2011, als Schüler, die eine Garage gegenüber der Kneipe bemalten, von mehreren, vermummten Nazis gejagt wurden.

Zudem kam es immer wieder zu nächtlichen Angriffen auf das «Zentrum für Demokratie«, das Büro der «Linkspartei« und andere zivilgesellschaftliche Einrichtungen in der unmittelbaren Umgebung der Brückenstraße. Des Weiteren gibt es in regelmäßigen Abständen Sprühereien von Hakenkreuzen und Parolen, die den Nationalsozialismus verherrlichen und dessen Opfer diffamieren. Oftmals werden während solcher Graffiti-Aktionen auch Denkmäler geschändet. Die Präsenz der Neonazis in Niederschöneweide, vor allem bedingt durch den «Henker« und perspektivisch auch zunehmend durch den neuen Naziladen in der Brückenstraße 9, bestärkt sie in ihrer Wahrnehmung von Schöneweide als «ihrem« Kiez, als «No-Go-Area« für potentielle Opfer von nazistischer Gewalt.

Als Reaktion auf die Brandanschläge auf linke Locations und gegen den neuen Naziladen «Hexogen» wird es deshalb am kommenden Freitag um 18 Uhr eine antifaschistische Demonstration in Schöneweide geben. Indessen kündigt ein Bündnis diverser Berliner Antifa Gruppen unter dem Motto «Nazis auf die Pelle rücken!» für die nächste Zeit vielfältige Aktionen gegen die Berliner Naziszene und ihre Strukturen an.

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Seit Anfang der Woche befindet sich in Schöneweide in der Brückenstraße 9 ein neuer Nazi-Laden. In direkter Nähe zur bekannten Nazi-Kneipe "Zum Henker" hat Sebastian Schmidtke einen Laden angemietet, in welchem er nun unter dem Namen "Hexogen" (eine Bezeichnung für einen Sprengstoff aus dem zweiten Weltkrieg) "alles für den Aktivisten" vertreibt. Konkret verscherbelt er neben Militärsachen und Securitybedarf auch Nazi-Kram (u.A. CDs und Shirts).
Schmidtke ist seit einigen Jahren Anmelder verschiedener Neonazidemonstrationen in Berlin. Erst im Mai wollte er einen Aufmarsch durch Kreuzberg durchführen, der aufgrund starker Proteste verhindert wurde. Schmidtke vetritt das aktionsorientierte Spektrum der extremen Rechten in der NPD.
Wir werden nicht zulassen, dass sich Neonazis immer mehr Strukturen in Schöneweide aufbauen und den Kiez zu einer "No-Go-Area" machen. Schöneweide für alle!

Kommt zur Demo am 08.07.2011
18:00 Uhr – S-Bhf. Schöneweide