Münchner Protest gegen Nazi-Aufmarsch

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Erstveröffentlicht: 
13.11.2010

Rund zweitausend Menschen haben am Samstag in der Münchner Innenstadt friedlich gegen einen Neonazi-Aufmarsch protestiert.


MÜNCHEN  -  „München ist und bleibt bunt. Es wird den Neonazis nicht gelingen, dieses Bild zu beschädigen“, sagte Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) bei einer der Protestkundgebungen. Bereits vor dem Aufmarsch hatten sich hunderte Menschen zu verschiedenen Gegenveranstaltungen versammelt. Ude kritisierte, dass die Gerichte die Neonazi-Versammlung erlaubt hatten. „Die gehört verboten“, sagte der Oberbürgermeister. Zu der Kundgebung waren neben Vertretern der Kirchen und von Vereinen auch Politiker von CSU, SPD und der Grünen gekommen, darunter Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) und Münchens Ex-Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel (SPD).

 

Bei einer weiteren Gegenveranstaltung versammelten sich rund 600 Menschen. Etwa 200 davon waren laut Polizeiangaben der autonomen Szene zuzuordnen. Zwischenfälle habe es zunächst nicht gegeben, allerdings seien einige Böller auf die Polizei geworfen worden. Die Beamten wollen verhindern, dass Gegendemonstranten und die Rechtsextremen zusammentreffen und sind mit einem Großaufgebot im Einsatz.

 

 



aktualisierte Version:

 

München zeigt sein buntes Gesicht: Tausende Bürger stellten sich friedlich gegen einen "Heldengedenkmarsch" von 120 Neonazis. Doch ganz ohne Zwischenfälle ging der Tag nicht zu Ende.

MÜNCHEN  -  Mehrere tausend Menschen haben am Samstag in der Münchner Innenstadt weitgehend friedlich gegen einen Neonazi- Aufmarsch protestiert. Gegen Ende der Protestaktion kam es allerdings zwischen der Polizei und Autonomen zu Gerangel: Flaschen flogen und gegen einzelne Demonstranten setzte die Polizei Pfefferspray ein. Der Protest hatte am Mittag mit einer Kundgebung begonnen. Neben einer Gegendemonstration gab es an verschiedenen Orten der Stadt Protestkundgebungen. Die Polizei sprach von etwa 4000 Teilnehmern.

«München ist und bleibt bunt. Es wird den Neonazis nicht gelingen, dieses Bild zu beschädigen», sagte Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) auf einer der Kundgebungen. Er kritisierte die Entscheidung des Bayerischen Oberlandesgerichts, den Nazi-Aufmarsch zum sogenannten «Heldengedenktag» zu erlauben, warnte aber die Demonstranten davor, die Polizei anzugreifen. Die rund 1800 Beamten müssten schließlich dem richterlichen Beschluss folgen.

Zu der Kundgebung waren neben Vertretern der Kirchen und von Vereinen auch Politiker von CSU, SPD und der Grünen gekommen, darunter auch Münchens Altoberbürgermeister Hans-Jochen Vogel (SPD). «Das "Nie Wieder" als Grundkonsens der deutschen Demokratie zeigt auch heute wieder sein buntes Gesicht», sagte Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU), der ebenfalls zur Start-Kundgebung kam. Die rund 1000 Münchner beteiligten sich an einer anschließenden Gegendemonstration. «Ich rufe auf, sich heute den Neonazis, gemeinsam und gewaltfrei entgegen zu stellen», forderte der KZ-Überlebende Martin Löwenberg.

Die zunächst friedlichen Gegendemonstranten versuchten immer wieder den Neonazi-Aufmarsch - der entlang der Isar bis zur Bayerischen Staatskanzlei führte - zu blockieren, scheiterten aber an Absperrungen der Polizei. Auch der letzte Versuch mit einer Sitzblockade kurz vor dem Ziel der Nazis scheiterte: Um ein Zusammentreffen zu verhindern, leitete die Polizei die etwa 120 Neonazis um und sperrte die Demonstranten von der Kundgebung ab. Mit Pfiffen, «Nazis Raus»-Rufen und Gesängen versuchten sie die Abschlusskundgebung zu stören. Am Rande der Kundgebung gerieten einige Gegendemonstranten mit der Polizei aneinander, die Beamten setzten auch Pfefferspray ein.

dpa