Rheinau: Staatsschutz eingeschaltet

Kripochef Roland Haug machte sich gestern vor Ort selbst ein Bild
Erstveröffentlicht: 
07.09.2010

Staatsschutz eingeschaltet

Die Polizei sucht im politisch extremen Lager nach den Denkmalschändern von Memprechtshofen.

 

RHEINAU-MEMPRECHTSHOFEN (ddn). Eine dreiköpfige Ermittlungsgruppe bei der Kriminalpolizei in Offenburg soll die Beschädigung des Panzergraben-Ehrenmals in Memprechtshofen untersuchen. Dies hat gestern die Polizei angekündigt. Laut Patrick Bergmann, einem der Sprecher der Polizeidirektion Offenburg, wird auch die Staatsschutzabteilung bei der Offenburger Kripo mit der Angelegenheit befasst.
Die Polizei geht nach wie vor davon aus, dass die Tat einen politischen Hintergrund hat. Sie bestätigte gestern auch BZ-Informationen über eine Schmiererei in gelber Farbe, die "Deutsche Soldaten sind Täter, keine Opfer" lautet.

Völlig unklar ist weiterhin, wann die unbekannten Täter das mehr als vier Meter hohe Steinkreuz umgeworfen haben und wie sie es geschafft haben, das doch sehr massiv gebaute Sandsteindenkmal auf dem Soldatenfriedhof zu zerstören. Die Tat war am Freitagnachmittag entdeckt worden, kann sich aber schon in den Tagen zuvor ereignet haben. Die Polizei hofft jetzt auf Zeugenhinweise.

Die Stadt Rheinau hat gestern Strafantrag wegen Sachbeschädigung und Störung der Totenruhe erstattet, sagte Bürgermeister Michael Welsche am Nachmittag. Außerdem habe man das Landratsamt über den Vorfall informiert.

Kripochef Roland Haug machte sich gestern vor Ort selbst ein Bild

Wie ernst die Ermittler die Angelegenheit mittlerweile nehmen, zeigt auch, dass sich Kripochef Roland Haug gestern selbst vor Ort ein Bild von den Zerstörungen und der Spurenlage machte. Ergebnisse der Spurensicherung lagen gestern allerdings noch nicht vor. Klar ist aber: Der Sachschaden ist beträchtlich und liegt bei mehreren Tausend Euro. Wie gestern ausführlich berichtet, hatten unbekannte Täter das aus den 50er Jahren stammende Steinkreuz des Ehrenmals bei Memprechtshofen umgeworfen und dadurch völlig zerstört. Zudem wurde die Gedenkstätte mit Farbschmierereien verunstaltet. Einen entsprechenden Vorfall mit freilich geringeren Zerstörungen hatte es bereits 2006 gegeben.

Das Panzergraben-Ehrenmal markiert die Grabstelle von 27 deutschen Soldaten und Grenzschützern, die noch kurz vor Kriegsende bei einem militärisch sinnlosen Gefecht mit französischen Truppen ums Leben gekommen waren.

Viele Jahre lang hielt die NPD an diesem Ehrenmal jeweils am Volkstrauertag Gedenkfeiern ab. Erst im vergangenen Jahr hatte sie erstmals seit langem auf eine solche Kundgebung und die absehbare Konfrontation mit Gegendemonstranten verzichtet. Zwischenzeitlich hatte sich mit dem Rheinauer Bündnis "Bunt statt braun" eine breite Gegenbewegung gegen die NPD-Kundgebungen gebildet.