Nationalismustaumel in Krisenzeiten

Nationalismustaumel in Krisenzeiten

 

Podiumsdiskussion mit Rainer Trampert, TOP B3RLIN & associazione delle talpe (Bremen)

 

http://krisennationalismus.blogsport.de


 

Am 3. Oktober inszeniert die Stadt Bremen das alljährliche „Einheitsspektakel“ unter dem Motto „20 Jahre grenzenlos“. Damit ist natürlich nicht das Ende des mörderischen Frontex-Regime im Mittelmeer, noch die Staatsgrenzen der BRD gemeint, sondern das vielgepriesene „Gefühl einer neu gewonnenen Freiheit“ seit der Eingliederung der ehem. DDR in den Herrschaftsbereich der BRD. Dabei hat sich der Nationalbezug Deutschlands gegenüber der Anfangsphase der Berliner Republik verändert. Beherrschten damals Pogrome, rassistische Innenpolitik und ethnisierende Außenpolitik das Bild, dominieren heute der deutsche Gestus von Gedenken und Mahnen, der von den Medien als „endlich normaler Patriotismus“ aufgebauschte Pop- und Partynationalismus in WM und Popkultur, die Debatten um die Möglichkeiten einer multi- vor leitkulturellen Integration von Migrant_innen und die Einbindung Deutschlands in die EU sowie internationale außenpolitische Staatenbündnisse.

Die Inszenierung des freien und demokratischen „Deutschlands“ verbunden in „tiefster Völkerfreundschaft“ mit seinen Nachbarstaaten hat in der Krise einge Kratzer bekommen. Die Staatsschulden- und Euro-Krise stellt die Frage nach dem politischen Projekt Europa. Statt „transnationaler Regulation“ stellte sich, als die „Rettungspakete“ geschnürt wurden, schnell heraus, dass die Staaten auch in der Krise vor allem Standortpolitik machen (müssen). In der Krise wurde auch die unterschiedliche nationalökonomische Leistungsfähigkeit der Staaten offensichtlich. Viele Staaten gerieten durch die kostspieligen Steuerungsversuche in neue Abhängigkeit von bürgenden und Gläubigerstaaten. Doch selbst die Staaten, die ihre ordnungspolitischen Wünsche durchsetzen konnten, bewegen sich in einem Widerspruch: Die Krise soll „bewältigt“ werden, doch die Rückkehr auf einen kapitalistischen „Wachstumskurs“ ist zugleich die Rückkehr zur krisenträchtigen Standortkonkurrenz.

Die ökonomischen wie ideologischen Verwerfungen (Krisennationalismus) sowie die Frage nach deren kategorialer Kritik werden Gegenstand der Podiumsdiskussion sein. Mit dabei Rainer Trampert, Publizist (Jungle World, Konkret) und laut Wikipedia ein „Fundi“, TOP B3RLIN, dem kommunistisches Projekt gegen alles Böse und Mitglied im Bündnis Ums Ganze sowie associazione delle talpe, Bremer Gruppe, die zur und Kritik des Antisemitismus, des Kapitalismus, der Nation und des Staates arbeiten.

 

25. September, 19:30 Uhr, Alte Feuerwache (Melchiorstr. 3, Nähe Ebertplatz)

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Bustickets aus Köln zur Demonstration “Kein Tag für die Nation! Kein  Tag für Deutsch­land!” [2.10. Bremen] können vor und nach der Veranstaltung ,in der Alten Feuerwache, gekauft wer­den oder über bus [ätt] no-racism.de reserviert werden.