With Full Force Ferropolis OP notwendig: Haben Polizisten Iraner verprügelt?

Erstveröffentlicht: 
27.06.2017

Gräfenhainichen - Haben Polizisten einen 36-jährigen Iraner auf dem Festival „With Full Force“ in Ferropolis verprügelt? Das zumindest ist der Vorwurf, der jetzt durch die Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau überprüft wird. Deren Pressesprecher Frank Pieper informierte am Dienstag darüber.

 

„Am Montagnachmittag gegen 17 Uhr wurden die Beamten des Polizeireviers Wittenberg darüber informiert, dass sich ein 36-jähriger Mann aus dem Iran in einem Wittenberger Krankenhaus in stationärer Behandlung befindet. Im Ergebnis ärztlich durchgeführter Untersuchungen wurden bei dem Geschädigten Verletzungen im Unterbauch festgestellt, die einen operativen Eingriff notwendig machten“, teilt Pieper mit.


„Der Geschädigte gab bei einer ersten Befragung an, dass Polizeibeamte ihm diese Verletzung beigebracht hätten, nachdem ihm und zwei weiteren Iranern der Vorwurf gemacht wurde, sich am Wochenende illegal Zutritt zu einer Veranstaltung in Ferropolis verschafft zu haben. Anschließend sollen sie vom Sicherheitsdienst der Polizei übergeben und abtransportiert worden sein“, schreibt der Sprecher der Staatsanwaltschaft weiter.


„Daraufhin wurde eine Strafanzeige wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt aufgenommen. Die weiteren notwendigen Ermittlungen werden durch Beamte der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Nord geführt.“


Ein Augenzeuge der Situation hat sich am Dienstag bei der MZ gemeldet. "Ich war zum Arbeiten da und habe die Rangelei mitbekommen. Die betroffene Person hat sich sehr unkooperativ verhalten.Ungewöhnlich war, dass sofort mehrere Polizisten anwesend sein mussten - und das bei eigentlich friedlichem Publikum. Ich fand den Einsatz angemessen", erklärte der Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung.


Gegen welche Polizisten die Ermittlungen sich konkret richten - ob also Beamte von der Polizeidirektion Ost oder von der Bereitschaftspolizei beteiligt sind - mochte Staatsanwalt Pieper am Dienstagnachmittag nicht sagen. „Wir sind da noch ganz am Anfang unserer Ermittlungen“, erklärte er.


Insgesamt werde gegen drei Beamte ermittelt. Der 36-jährige Iraner, der mittlerweile operiert wurde, befindet sich immer noch im Krankenhaus in Wittenberg. Ein weiterer Iraner des Trios soll ebenfalls verletzt worden sein, erfuhr die MZ aus Ermittlerkreisen. Bei allen drei Iranern soll es sich um Asylsuchende handeln. Nach unbestätigten Informationen der MZ hat einer der beiden Verletzten ein blaues Auge, der andere einen Blasenriss erlitten.


Ansonsten ist noch vieles unklar in diesem Fall. Manche meinen, vielleicht sind Polizei und Security verwechselt worden, andere behaupten, dass das Englisch der beiden Iraner nicht das beste sein soll. Von wieder anderen ist zu hören, dass die Männer Antänzer gewesen sein, Geld gestohlen haben sollen und des Geländes verwiesen wurden.


Wie gesagt, das alles ist Spekulation.


Es ist jetzt Aufgabe der Polizeidirektion Nord und der Staatsanwaltschaft, herauszufinden, was genau geschehen ist in Gräfenhainichen. Nicht zuletzt deshalb, um vorschnellen Urteilen entgegen zu wirken.


Nicht äußern zu dem Fall wollte sich am Dienstag sowohl Ferropolis als auch der Veranstalter des Festivals „With Full Force“.