Go-In in der Berlin-Zentrale der CG Gruppe in der Wilmersdorfer Straße 39 - Scheppern bei Akteur*innen von Verdrängung und Vertreibung

Bild vom 12.05.2017

Seit Mitte Januar 2017 machen Bewohner*innen des Friedrichshainer Nordkiez vor der Rigaer Straße 71-73 mit Töpfen und Pfannen täglich 10 Minuten Lärm gegen das dort von der CG Gruppe geplante Nobelprojekt Carré Sama-Riga. Am 14. Juni hat die Aktionsgruppe Rigaer 71-73 das Scheppern in die Berliner Zentrale der CG Gruppe gelegt. Damit haben wir den für diese Gentrifizierung Verantwortlichen mit unserem Protest konfrontiert.

 

Um 11.15 Uhr betraten wir als Gruppe die Büroräume im Empfang und Bauprojektbereich im 3. OG. Am Empfang äußerten wir unser Anliegen, dem Vorstand der CG Gruppe unser hübsch eingepacktes Geschenk zu überreichen.

 

Wir sorgten durch Scheppern in den Büroräumen für Aufmerksamkeit, währenddessen uns mitgeteilt wurde, daß der Vorstand informiert ist und kommen würde. Neben dem lautstarken Scheppern hinterließen wir unsere Visitenkarten “Carré in den Sand - Mit freundlichen Grüßen, Nordkiez F`hain” überall in den zugänglichen Gängen und Räumen, am Empfang und im Treppenhaus. Sämtliche Mitarbeiter*innen verschwanden ganz schnell in ihren Büroräumen und machten hinter sich die Türen zu.

 

Auf Nachfragen beim verbliebenen Personal samt Security im Empfangsbereich, wurde uns versichert, daß der Vorstand auf dem Weg zu uns ist, das Geschenk entgegenzunehmen. Nach ca. einer halben Stunde kam stattdessen ein riesiges Polizeiaufgebot auf Anforderung der CG Gruppe. Die Polizei teilte uns mit, daß eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch erstattet wurde, aufgrund der Nichtbefolgung der angeblichen Aufforderung des Personals an uns, das Gebäude zu verlassen, was nunmal gar nicht dem entsprach, was uns mitgeteilt wurde.

 

Es entspann sich weiterer Widerspruch unsererseits, weil wir ganz offensichtlich in einem öffentlich zugänglichen Teil des Bürogebäudes reingegangen waren, um unseren Protest anzubringen und das Geschenk zu übergeben. Tatsächlich wurden wir von Mitarbeiter*innen der CG Gruppe mit aggressivem Photographieren und Handgreiflichkeiten wie Schubsen und Runterreißen von einem hochgehaltenen Transparent konfrontiert. Nun sahen wir uns in dem eher engen Gang- und Empfangsbereich unmittelbar 20 Einsatzkräften in Schutzkleidung gegenüber, die vehement unsere Personalien einforderten. Auf unseren Widerspruch über die Faktenlage wurde in keinster Weise eingegangen.

 

Mal wieder hat der wirtschaftsmächtige Konzern mit seinen Anwält*innen im Rücken und der Staatsmacht an seiner Seite nach seinem beliebten Motto gehandelt “Für den Kiez – mit dem Kiez”. Ja, genau!

 

Nachdem sich der Vorstand nicht zu uns getraut hat, haben wir das Geschenk dem Empfangs-Personal auf einem Tisch offeriert und schonmal ausgepackt. Zum Vorschein kam unsere Vorstellung vom Bauprojekt der CG Gruppe in der Rigaer Straße 71-73 in Form des Modells "Carrè in den Sand". Sinnbildlich steckte das Vorzeige-Prestige-Objekt in deutlicher Schräglage halbversunken in einer Buddelkiste voll Sand und Schutt.

 

Während des 45-minütigen Wartens auf die Rückgabe unserer Personalausweise, schwer bewacht, nervten und störten wir mit politischen Inhalten und kleinem Geschepper die Büroabläufe und unsere Bewacher*innen.

 

Die anwesenden Pressephotographen wurden final genötigt ihre Bilder nicht der Öffentlichkeit zu übergeben. Wir kassierten alle Anzeigen wegen Hausfriedensbruch und ein Hausverbot.

 

Mit großem Polizeiaufgebot wurden wir hinausbegleitet. Mit Rufen wie “Investorenträume platzen lassen, Keine Rendite mit der Miete, u.v.m. begaben wir uns hinaus und hinterließen einen alten zerbeulten Kochtopf als klare Ansage an die CG Gruppe: Verschwindet aus dem Friedrichshainer Nordkiez - sonst Beule!

 

Draußen entrollten wir abermals unser Lieblingstransparent “Wer hier kauft, kauft Ärger” und zogen viel Aufmerksamkeit auf uns von den verwunderten Anwohner*innen des Wilmersdorfer Stadtteils mit unseren Sprüchen und dem Anliegen, die CG Gruppe aus der Stadt verjagen zu wollen.

 

Mit dieser Aktion haben wir den monatelangen Widerstand von aktiven Anwohner*innen mal wieder direkt zu den Verantwortlichen getragen, die meinen, mit ihrem Kapital ganze Stadtteile umstrukturieren und Menschen mit wenig Geld vertreiben zu können. Unser Besuch bei der CG Gruppe ist auch ein Protest gegen die Ignoranz eines kapitalistischen Players, der die Proteste der Anwohner*innen, die zahlreichen Einwendungen gegen das Bauprojekt bei der sogenannten Bürger*innenbeteiligung ignoriert, weil davon auszugehen war, daß die Politiker*innen, egal welcher Partei letztlich in seinem Sinne entscheiden. Wenn sie nicht gleich spuren, werden sie von Firmenchef Christoph Gröner persönlich unter Druck gesetzt, wie erst kürzlich wieder, diesmal in Form eines Offenen Briefes geschehen, in dem die widerständigen Bewohner*innen des Nordkiez diffamiert werden und die Politik gedrängt wird, den Konzerninteressen noch schneller und investor*innenfreundlich Folge zu leisten.

 

Unser Go-In ist eine ganz klare Botschaft. Unser Widerstand gegen das Bauprojekt bleibt bestehen, über alle wahlkämpfenden Parteiinteressen hinweg, die mit Botschaften von einem Schulstandort einerseits eine Befriedung an einem Ort des Kampfes von oben gegen unten und umgekehrt versuchen, andererseits der zuziehenden Klientel auch gleich noch Standortbedarfe werbend zuarbeiten. Die Politik unterstützt damit weiterhin eine Aufwertungsstrategie für renditegeile Akteur*innen der Verdrängung, die die Bewohner*innen des Kiezes in stadtentwicklungspolitischen Prozessen in keinster Weise mitnimmt.

 

Unsere Parole des Widerstands ist und bleibt "Wer hier kauft, kauft Ärger!"

 

Wir fordern einen Stopp aller Baumaßnahmen, insbesondere in der Rigaer 71-73 und der mit der CG Gruppe verbündeten und zuarbeitenden Firma KW-Development gegenüber auf der Rigaer Straße 36-39, dem ehemaligen Lidl-Gelände, und eine sofortige prozesshafte und wirkliche Beteiligungs-Debatte der Anwohner*innen über die Zukunft ihrer letzten beiden Freiflächen im Nordkiez Friedrichshain!

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taz: Protest gegen Nobelbau

SAMA-RIGA: Anwohner besuchen Immobilien-Firma. Die ruft Polizei

http://peter-nowak-journalist.de/2017/06/14/protest-gegen-nobelbau/

 

Neues Deutschland:

CG Gruppe ruft Polizei gegen Protestierer

https://www.neues-deutschland.de/artikel/1054204.cg-gruppe-ruft-polizei-gegen-protestierer.html

 


 

Morgenpost:

Protest Rigaer Straße: Linke protestieren in Büro von Bauunternehmer

https://www.morgenpost.de/berlin/article210912705/Rigaer-Strasse-Linke-protestieren-in-Buero-von-Bauunternehmer.html