Tief in den braunen Sumpf verstrickt

Erstveröffentlicht: 
01.06.2017

Aachen. Timm M. ist nach Recherchen unserer Zeitung seit vielen Jahren in der Neonazi-Szene aktiv. Sein Vater ist ein bekannter Neonazi in NRW, seine Mutter aktuell in Ostdeutschland engagiert. Familienmitglieder fallen immer wieder durch Funktionen in der rechtsextremen Szene auf, seine beiden Brüder sind derzeit in der Ortsgruppe Aachen der völkisch-nationalistischen „Identitären Bewegung“ leitend tätig.

 

Timm M. (34) ist auch als rechter „Liedermacher“ aktiv und war als Statist in einem in Aachen-Brand aufgenommenen Neonazi-Musikvideo zu sehen. An zahlreichen rechtsextremen Aufmärschen in der Region nahm M. in den vergangenen Jahren teil.

 

Er war nach Recherchen unserer Zeitung in die 2012 verbotene „Kameradschaft Aachener Land“ involviert, ebenso als es darum ging, ab 2014 eine indirekte Nachfolgeorganisation namens „Syndikat 52“ (S52) aufzubauen, die ähnlich wie die „KAL“ agiert und versucht, im Problemfan-Umfeld von Alemannia Aachen Anhänger zu rekrutieren.

 

Aus dem Kreis der Aachener Hooligans stammte auch der Mann, der seine „Kumpels“ im Verlauf der Drogenrazzia am Mittwoch hatte besuchen wollen und von Polizisten zunächst festgenommen worden war.

 

Als das Amtsgericht Aachen M. 2015 wegen Sachbeschädigung und versuchter gefährlicher Körperverletzung zu einer erneuten Strafe verurteilte, kam er trotz noch laufender Bewährung wegen einer positiven Sozialprognose überraschend glimpflich mit einer weiteren Bewährung davon.

 

Der 34-Jährige und sein Vater verfügen seit Jahren über gute Kontakte in die niederländische Neonazi-Szene. Wegen dieser guten Kontakte, aber auch jenen zu Kadern der Neonazi-Szene im Rheinland und anderen Teilen Deutschlands, herrscht nach der Verhaftung von M. derzeit helle Aufregung bei den „Kameraden“.

 

Ob sich der Vorwurf des Drogenhandels bestätigt oder nicht: Den Behörden dürften im Zuge ihrer Ermittlungen und der Razzia auch Infos über neue Organisationsstrukturen der Szene und deren Finanzierung auffallen.