Nürnberg: Junger Afghane muss nicht in Abschiebehaft

Erstveröffentlicht: 
01.06.2017

Er wurde gewaltsam aus der Schule geholt, 300 Menschen protestierten gegen seine Abschiebung, neun Polizisten wurden verletzt. Nun hat ein Richter im Fall des jungen Afghanen entschieden: Er muss nicht in Abschiebehaft.

 

Eine Nacht musste er in Polizeigewahrsam verbringen, nun ist er wieder auf freiem Fuß. Am Donnerstagmittag hat ein Richter laut SPIEGEL-Informationen in Nürnberg den Beschluss erlassen: Im Fall des jungen Afghanen ist Abschiebehaft unangemessen. Ob der 21-Jährige in Deutschland bleiben darf, ist aber weiter unklar.

 

Seine Festnahme und geplante Abschiebung hatten am Mittwoch für Tumult an einer Berufsschule gesorgt. 300 Jugendliche hatten versucht, seine Abschiebung zu verhindern, neun Polizisten wurden verletzt.

 

Mit Einsatz von Schlagstöcken und Pfefferspray gelang es den Beamten schließlich, den jungen Mann abzutransportieren. Eigentlich hatte er noch am selben Abend nach Kabul fliegen sollen, doch der Flug wurde storniert: Wegen des schweren Anschlags in Kabul hatte die Bundesregierung den geplanten Abschiebeflug am Mittwoch kurzfristig verschoben.

 

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) nannte dafür aber lediglich organisatorische Gründe. Er will weiter abgelehnte Asylbewerber nach Afghanistan zurückschicken und den Sammelflug möglichst bald nachholen.

 

Der Afghane berät sein weiteres Vorgehen nun mit seinem Anwalt.