Turgut-Mord bleibt unvergessen

Erstveröffentlicht: 
26.02.2017

Gedenken an NSU-Opfer. Mahnmal zuvor von Unbekannten beschmiert. Kritik an den ermittelnden Institutionen

 

In einer Gedenkveranstaltung haben am Sonnabend rund 120 Menschen an den vor 13 Jahren in Rostock bei einem Mordanschlag getöteten türkischen Imbissverkäufer Mehmet Turgut erinnert. Turgut war Ermittlungen zufolge am 25. Februar 2004 von den NSU-Mitgliedern Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt erschossen worden. Ein Sprecher der Initiative „Mord verjährt nicht!“ sagte, dass es mehr denn je wichtig sei, wachsam zu sein, wenn sich auch heute Menschen im Hass zusammenfinden. „Wir dürfen nicht erst abwarten, bis sich Rassisten organisieren und Verbrechen begehen.“

 

Wenige Stunden zuvor hatten in der Nacht zu Sonnabend unbekannte Täter das Turgut-Mahnmal mit schwarzer Farbe beschmiert. Die Polizei leitete ein Ermittlungsverfahren „zu dieser offensichtlich politisch motivierten Tat“ ein, hieß es in einer Mitteilung der Beamten. Bis zum Beginn der Gedenkveranstaltung konnten die Schmierereien wieder entfernt werden. Die Schmierereien zeigten, dass Antifaschismus wirklich nötig sei, sagte Sozialsenator Steffen Bockhahn (Linke).

 

Der Präsident der Bürgerschaft, Wolfgang Nitzsche (Linke), betonte, dass das Gedenken an Turgut eine Gegenbewegung zum sich ausbreitenden Rassismus sei. Die Taten der Biedermänner und Brandstifter seien ohne den in allen gesellschaftlichen Schichten und Milieus verankerten Rassismus nicht denkbar. Doch Intoleranz und Rassismus äußerten sich keineswegs erst in Gewalt. „Gefährlich sind nicht nur Extremisten. Gefährlich sind auch diejenigen, die Vorurteile schüren, die einen Keim der Verachtung erzeugen“, sagte Nitzsche. Der Sprecher der Initiative, Maik Medrow, kritisierte, dass zentrale Fragen zum Hergang des Verbrechens weiter unbeantwortet blieben. So sei zweifelhaft, ob die Rechtsterroristen tatsächlich ohne Helfer den abgelegenen Imbiss im Neudierkower Weg ausgekundschaftet haben. Zudem hätten falsche Verdächtigungen nicht nur die Erkenntnis verhindert, dass eine rechtsterroristische Gruppe jahrelang in Deutschland mordete.

 

Medrow forderte die zuständigen Institutionen des Bundes und des Landes auf, sich ihrer Verantwortung zu stellen. Ihnen obliege ein entscheidender Teil der Aufklärung der NSU-Morde. „Unsere Forderung ist es, diese Aufklärung nicht der Geschichtswissenschaft zu überlassen.“

 

Das Denkmal war vor drei Jahren am Ort des Verbrechens zur Erinnerung an Turgut eingeweiht worden. Es besteht aus zwei, sich versetzt gegenüberstehenden Betonbänken mit Inschriften in Deutsch und Türkisch.